Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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Das Bahnwärterhaus bei Conthil an der Strecke Chateau-Salins— 
Mörchingen. 
sprechen aber lauter und eindringlicher als die entstellten 
feindlichen Berichte. Die Zerstörung lothringischer und 
französischer Kirchen ist allein auf das Schuldkonto der 
gegnerischen Heeresleitung zu setzen. 
Um Conthil ging's heiß her am 20. August. Ein Bahn 
wärterhaus an der Strecke Chateau-Salins—Mörchingen 
wurde von einer französischen Maschinengewehrabteilung 
mit großer Zähigkeit verteidigt. Bayrische Reservetruppen 
und das Infanterieregiment Nr. 60 von Weitzenburg 
haben hier heldenmütig gekämpft. Bei Conthil—Vergaville 
erhielten die Sechziger, in deren Geschichte der Tag von 
Düppel als Ehrentag verzeichnet steht, die Feuertaufe. 
Der Oberst, ein Major, ein Hauptmann und eine Reihe 
von Leutnants blieben bei diesem ersten Anschirrn des 
Regiments auf lothringischem Boden. Das kleine, hart 
näckig verteidigte Bahnwärterhaus wurde endlich von einer 
Maschinengewehrabteilung der Sechziger genommen. In 
der Nähe schlafen die ersten Tapferen des Regiments in 
heimatlicher Erde. 
Die Beschießung von Soissons. 
^Hierzu die Bilder Seite 52 und 53.) 
AIs in den ersten Tagen des September deutsche Ulanen 
über Meaur und Pontoise hinaus bis unter die Mauern 
von Paris streiften, besetzte die Armee des Generalobersten 
v. Kluck, die unaufhaltsam den fliehenden Franzosen folgte, 
ohne Kampf die vom Feind geräumten Festungen der 
Champagne, als deren wichtigster Stützpunkt neben dem 
heißumstrittenen Reims das an der Aisne gelegene 
Soissons, die alte Stadt der Suessonen, anzusehen ist; 
es schützt den Weg nach Paris, der von hier über Com- 
piegne das Tal der Oise entlang nach St. Denis führt. 
Beim Nahen der deutschen Truppen hatten die Franzosen 
Hals über Kopf Soissons geräumt; sogar die städtischen 
Behörden waren geflohen, und nur eine beherzte und 
energische Frau versah das Amt des Maire. Sie übergab 
den Deutschen die Stadt und sorgte mit großer Umsicht, 
daß die Ordnung aufrecht erhalten blieb und es nirgends 
zu hinterhältigen Franktireurüberfällen kam. Nachdem die 
Franzosen ihre zersprengten Armeen längs der Seine 
gesammelt hatten und nun mit überlegenen Kräften gegen 
die Marne und Aisne vordrängten, gab man deutscherseits 
Soissons wieder auf und beschränkte sich darauf, von den 
Höhen, die das Tal der Aisne beherrschen, die Stadt unter 
Feuer zu halten, um die Franzosen am Überschreiten des 
Flusses zu hindern. 
Am rechten Ufer der Aisne, auf den bewaldeten Bergen 
und Hügeln, war unsere Artillerie aufgestellt worden. Die 
von der Natur geschaffenen Höhlen wurden in Unterstände 
für Mannschaft und Offiziere umgewandelt, und wo es 
an einer entsprechenden Deckung fehlte, hatte man Tannen 
und Pappeln gefällt und mit diesen die Geschütze un 
sichtbar gemacht, daß sie auf deutscher Seite nur der Ein 
geweihte von den Bäumen und Erdhaufen zu unterscheiden 
vermochte. 
„Für den, der nur auf sichtbare Ziele geschossen hat, war 
es außerordentlich lehrreich," erzählt Hermann Katsch im 
„Tag", „wie die Offiziere durch das Scherenfernrohr fest 
stellten, wo eine Batterie aufgestellt schien, die uns ab und 
zu eine Granate herübersandte; dann wurde auf einer 
genauen Karte von Soissons der wahrscheinliche Ort, zum 
Beispiel eine Zuckerfabrik rechts neben einem kleinen 
Wäldchen festgestellt (siehe das Bild Seite 53). Dann 
erfolgte das Kommando für die Schüsse, und es dauerte 
nicht lange, da heulten die großen Geschosse über uns 
fort, tadellos an der angegebenen Stelle einschlagend. 
Während das Feuer fortgesetzt wurde, sah man.einen Trans 
port über eine Aisnebrücke östlich der Stadt. Das Feuer 
wurde umgelenkt, und mit geradezu überraschender Ge 
nauigkeit fiel eine der gefeuerten Granaten mitten auf die 
Brücke. Wir sahen bald auch Schrapnelle über der Batterie 
krepieren, die von einer anderen, links aufgestellten deut 
schen Batterie herrührten und sicherlich derselben fran 
zösischen Batterie galten." 
Am 8. Januar 1915 wurden die Kämpfe im Raume 
von Soissons erneut aufgenommen, die die schlechte Wit 
terung der letzten Wochen stark behindert hatte. Sie 
führten nach mehrtägigem, erbittertem Ringen zu einem 
glänzenden Erfolg der deutschen Truppen, die den Feind 
auf einer Frontbreite von etwa 12 bis 15 Kilometer um 
2 bis 4Kilometer zurückwarfen trotz seiner starken Stellungen 
und seiner numerischen Überlegenheit. Mehr als 5060 Fran 
zosen fielen hierbei in deutsche Gefangenschaft, 18 schwere 
Kirche in Liedersingen.
	        
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