Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
lande. Nicht minder gründlich 
gingen die russischen Zerstörer 
bei den Bohrtürmen zu Werke. 
Hätten sie die Quellen nur an 
der Oberfläche angesteckt, so 
wäre bei entschlossenem Ein 
greifen vielleicht doch noch 
manche vor dem Ausbrennen 
zu bewahren gewesen. Sie 
versenkten jedoch an Seilen 
Dynamitladungen in die Tiefe, 
so daß durch deren Erplosion 
die Schachtröhren gleich an 
mehreren Stellen zerstört und 
verschüttet wurden. Die Be 
völkerung, die natürlich an der 
Petroleumindustrie vielfach 
wirtschaftlich sehr interessiert 
ist, war vorher so gründlich 
eingeschüchtert worden, daß sie 
keinen Widerstand wagte. Es 
wird viele Millionen kosten und 
auch viel Zeit, den riesigen 
Schaden wieder gutzumachen. 
Will man bei all der Ver 
wüstung einen Trost gelten 
lassen, so mag es der sein, daß 
an jenen Erdölunternehmungen 
außer deutschem, österreichi 
schem und ungarischem auch 
viel englisches, französisches und 
amerikanisches Kapital beteiligt 
war, das also in gleicher Weise 
leidet. 
Der Durchbruch bei 
Jaroslau. 
(Hierzu die Kunstbeilage sowie die Bilder 
Sekte 488 und 489.) 
Phot. A. Grohs, Berlin. 
Unsere Feldgrauen machen erbeutete russische Leuchtraketen zum 
Gebrauch in der Nacht fertig. 
Es ist eine Tatsache, daß nächtliche Angriffe in der Regel bedeutend 
weniger verlustreich für den Angreifer sind als Angriffe gegen die 
nämliche Stellung bei Tag, selbst wenn der Verteidiger alle schieß 
technischen Vorbereitungen für Nachtschießen getroffen hat. Man be 
müht sich deshalb, sobald ein feindlicher Angriff erkannt ist, die Nacht 
zum Tage zu machen durch Leuchtraketen, Scheinwerfer, Leuchtpistolen. 
Obiges Bild zeigt unsere Feldgrauen, wie sie erbeutete russische 
Lenchtraketen zum Gebrauch für die Nacht fertig machen und in die 
Brustwehr stecken. 
Schon im Herbst 1914, um die Mitte des September, 
war der Name der Stadt Jaroslau am San einmal in aller 
Munde. Als damals nach dem Mißgeschick der Armee 
Auffenberg die galizische Front weit westwärts verlegt wer 
den mußte, hielten die Nachhuten der österreichisch-ungari 
schen Armee die Brückenköpfe von Sieniawa und Jaroslau 
mit solcher Tapferkeit und Zähigkeit, daß die Hauptmacht 
völlig ungestört von den nachdrängenden Russen die beab 
sichtigte Stellung an der Wisloka einnehmen und ausbauen 
konnte. Nach dem großen Durchbruch bei Gorlice gedachte 
nun der schwer geschlagene Fürst Radio Dimitriew offenbar 
die Sanlinie in umgekehrtem Sinne auszunutzen. Westlich 
von Sieniawa. vor jaroslau und weiter iudöMck bei Ra- 
Erbeutete russische Maschinengewehre. 
dymno hatte er ausgezeichnete 
Feldstellungen anlegen lassen, 
die unter gewöhnlichen Um 
ständen wohl auch ihre Auf 
gabe erfüllt hätten. So waren 
die Höhen westlich von Jaros 
lau zu einer Art Festung aus 
gebaut. Zahlreiche Schützen 
gräben zogen sich in großem 
Bogen durch den Meierhof und 
den Park des Grafen Schi- 
menski bis zur Jupajowkahöhe, 
und an allen erdenklichen Stel 
len waren schwere Drahthinder 
nisse errichtet. Aber seine Ar 
meen waren durch die bisher 
erlittenen Verluste — rund 
140 000 Gefangene, 100 Ge 
schütze und 300 Maschinen 
gewehre — schon so zermürbt, 
daß sie trotz eilig und zahlreich 
herangeholter Reserven die be 
fohlene Linie, von der sie so 
gar angriffsweise vorgehen 
sollten, nicht zu halten ver 
mochten. Bereits am 12. und 
13. Mai meldeten Flieger den 
Abzug ansehnlicher russischer 
Kräfte weiter nach Osten. Am 
14. Mai schon konnte die Armee 
des Generalobersten v. Macken 
sen den Angriff auf Jaroslau 
beginnen. Preußische Garde 
und das 6. österreichisch-unga 
rische Armeekorps wurden da 
zu angesetzt; von den Russen 
standen hier die 62. Division 
sowie Teile der 41. und 45. 
In zweitägigem Kampf ver 
jagte die Garde den Feind 
aus Jaroslau und trieb ihn über den Fluß. Die Regi 
menter Elisabeth und Alexander nahmen gemeinsam mit 
österreichischen und ungarischen Verbänden den genannten 
Meierhof und säuberten den Park, dessen uralte Bäume 
unter dem Eranatenhagel zersplitterten; das österreichisch 
ungarische Regiment 56 erstürmte mit Honvedtruppen 
die Jupajowka — Kämpfe, die allein über 4000 Ge 
fangene einbrachten. Das russische 247. Regiment wurde 
dabei völlig aufgerieben. Inzwischen hatten weiter nörd 
lich hannoversche Regimenter einen llbergang über den Fluß 
erzwungen, ebenso Braunschweiger, nachdem sie die Höhen 
von Wiazownica erstürmt hatten. Auch der Winkel zwischen 
San und Wislok westlich von Sieniawa wurde von Russen 
gesäubert. Am 17. Mai erschien 
Kaiser Wilhelm selber an dieser Front 
stelle bei Jaroslau, folgte stundenlang 
von verschiedenen Stellen mit größter 
Aufmerksamkeit dem zähen Ringen um 
den Flußübergang und verlieh dann 
dem Generalstabschef der dort kämp 
fenden Armee, Oberst v. Seeckt (Bild 
Seite488), den Orden Pour leMerite. 
Auch mit seinem Sohne Prinz Eitel 
Friedrich traf er zusammen. Am fol 
genden Tag wurde Sieniawa erobert 
und der Feind hinter den Lubaczowka- 
bach zurückgeworfen, womit rund 
30 Kilometer des östlichen Flußufers 
gewonnen waren. Die Russen hatten 
in diesem Raume drei Armeekorps, 
acht Divisionen und sechs einzelne Re 
gimenter, ferner vier Kavalleriedivi 
sionen, kaukasische Schützen vom persi 
schen Kriegschauplatz, Kosaken zu Fuß 
und sogar die Transamurgrenzwache 
eingesetzt; alles vergebens — die Armee 
Mackensen und der rechte Flügel der 
Armee des Erzherzogs Joseph Ferdi 
nand wiesen alle ihre Gegenangriffe ab 
und trieben sie unaufhaltsam vor sich her. 
Phot. A. G
	        
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