Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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liegen die beiden vordersten der fünf Boote. Der deutsche 
Kommandant hält die Passagierliste in der Hand, um sich 
die Leute anzusehen. Wehrfähige Belgier fahren aus aller 
hand neutralen Landen und Häfen nach Britannien. Auch 
sie sind als „Konterbande" an der Weiterreise Zu verhindern. 
Doch heute hat der Kapitänleutnant nur harmlose Reisende 
vor sich. Er fragt, ob sie mit Wasser und Proviant versorgt 
sind, ob die Frauen und Kinder Decken haben. Es scheint 
an nichts zu fehlen. Der Kapitänleutnant dreht sich um 
und ruft die Leute am Geschütz an. Die Kanone kracht. 
Eine Granate schlägt dicht unter der Wasserlinie in den 
Rumpf des englischen Dampfers. Eine zweite, dritte folgt. 
„Genug!" Das Schiff taumelt unter den Treffern, legt 
sich auf Steuerbord feite und beginnt — Heck voran — weg- 
zusinken. 
Der Kommandant wendet sich zu den Briten. Der 
Frauen wegen will er ihre Boote ins Schlepptau nehmen. 
Sie werden am Heck des D-Boots festgemacht. Die Besatzung 
eilt unter Deck. Wieder stehen auf dem Turm nur drei wach 
same Männer, als die Maschinen stampfen und die Fahrt west 
wärts auf die englische Küste beginnt. Bald wird ein Segler 
gesichtet, eingeholt und zum Flaggensetzen ermahnt. „Nehmen 
Bunte Signalflaggen, weihe, gelbe und dunkelblaue, 
bei Nacht Laternen, benutzt man, namentlich im Gefecht 
und im Vorpostendienst, für kurze Befehle und Nachrichten 
bei allen Waffen, auch im Liegen. Je nach der Durch 
sichtigkeit der Luft kann man Sichtweiten bis zu 10 Kilo 
meter erreichen, wobei zum Ablesen natürlich ein Fernrohr 
zu Hilfe genommen wird. Das Zeitmaß sind 100 Punkt 
längen in der Minute. Für die einzelnen Befehle (Vor 
gehen, Halt, Sturm usw.) sind bestimmte Flaggenzeichen 
vorgeschrieben. 
Die vollendetste optische Signalgebung wird erreicht 
durch die Verwendung von Linsen, Spiegeln und Fernrohr, 
in Verbindung mit besonders starkem natürlichem oder 
künstlichem Licht. Der berühmte Mathematiker Gauß kon 
struierte 1821 den Heliographen, einen Spiegelapparat, der 
das zurückgeworfene Sonnenlicht in Lichtblitzen zusammen 
faßt und es so ermöglicht, dieses zum Signalisieren zu ver 
wenden. Diese Apparate haben in allen neueren Kriegen 
eine große Rolle gespielt, und daß sie auch im jetzigen Welt 
krieg eifrig in Benutzung sind, zeigen unsere Feldberichte. 
Um vom Sonnenschein unabhängig zu sein und um die 
Apparate auch bei Nacht verwenden zu können, hat man 
. Phot. Kilophot G. m. b. H., Wien. 
Österreichisch-ungarische Kavallerrepatrouille bei Skarcyce gibt durch Fernsignale eine Meldung weiter. 
Sie Ihre Landsleute mit," ruft der Kommandant und wirft 
die Boote los. U°s geht auf die Suche nach neuer Beute. 
Signale im Landkrieg. 
(Hierzu die Bilder auf dieser und der folgenden Seite.) 
Innerhalb einzelner Abteilungen gestaltet sich auch im 
Kampfe der Signaldienst meist einfach; die Befehle gehen 
von Gruppenführer zu Gruppenführer, im Notfall von 
Mann zu Mann. Hornisten und Tamboure vermitteln in 
allgemein vernehmbarer Weise Signale wie „Seitengewehr 
pflanzt auf" und „Rasch vorwärts". Anders aber gestaltet 
sich die Signalgebung für Truppenabteilungen, die weit 
voneinander entfernt sind und sich zu gemeinsamem Vor 
gehen rechtzeitig und unauffällig verständigen sollen. 
Wo eine persönliche Verständigung durch Meldereiter, 
Motorfahrer, Automobile usw. unmöglich ist, wo ebenso ein 
Verkehr durch elektrische Telegraphie mit oder ohne Draht oder 
durch Telephonie ausgeschlossen ist, da leistet auch heute noch 
die optische oder Blickzeichentelegraphie ganz vorzügliche 
Dienste. Sie bedient sich bunter Signalflaggen oder der be 
kannten Semaphore, ferner des natürlichen Sonnen- und 
Mondlichtes oder einer künstlichen Lichtquelle. Im letzten Falle 
hat man es mit einer eigentlichen Lichttelegraphie zu tun. 
in allen Heeren zur optischen Signalgebung künstliche Licht 
quellen von bedeutender Stärke eingeführt. Neben dem 
elektrischen Bogenlicht kommen Azetylengaslicht und das 
Drummondsche Kalklicht zur Verwendung. Bei letzterem, 
das sich durch seine Handlichkeit auszeichnet, wird Kreide 
im Knallgasgebläse erhitzt und zur Weißglut gebracht. Eine 
ähnliche Lichtquelle benutzt die Feldsignallampe der deutschen 
Armee; bei ihr wird Thorium in einer Stichflamme aus 
Azetylen und Sauerstoff weißglühend gemacht, wobei sich 
eine außerordentliche Lichtstärke entwickelt, die durch kon 
zentrierend wirkende Glaslinsen noch erhöht wird. Welches 
Licht man nun auch benutzt, die Verständigung zweier Stellen 
erfolgt dadurch, daß man lange und kurze Lichtblitze von 
Morsezeichen, deren Bedeutung ausgemacht ist, mittels einer 
Visur durch Linsen oder Spiegel nach dem Empfänger hin 
gibt. Zwischen beiden Stationen ist sogenannte Augen 
verbindung erforderlich. Zur Beobachtung verwendet man 
Fernrohre. Ist beim Geben der Signale der Standort des 
Empfängers noch nicht bekannt, so sucht man mit längeren 
und kürzeren Blitzen den Horizont ab, bis an irgendeiner 
Stelle ein gleiches Zeichen aufblitzt. 
Bei den Heliographen verwendet man reflektiertes 
Sonnenlicht zum Signalisieren; durch Verdecken und 
Wiederöffnen des Spiegels lassen sich nach Belieben längere
	        
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