Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Von den Russen in Brand gesetzte Naphthagruben in Boryslaw. iJin Vordergrund zerstörte Bohrtürme.) P^°t.«uoph-t G'M.b H., WNU. 
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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Eallipoli buchstäblich zur Hölle, da ganz vorwiegend die 
schwersten Kaliber, 38,5- und 30,5-Zentinretergeschütze, ver 
wendet wurden. Aber auch die Türken hielten eine Kano 
nade aufrecht von gewaltigem Umfang, wenn auch nicht 
unter so achtloser Stoffverschwendung. Dafür hielt die 
türkische Artillerie nicht nur die Landungsarmee zurück, 
sondern brachte auch der feindlichen Flotte fast täglich 
recht unerwünschte Schäden bei. 
Am 25. sank ein Torpedobootzerstörer der feindlichen 
Flotte, am nächsten Tage ein zweiter, und ein Kreuzer 
mußte sich mit gebrochenen Masten nach Tenedos zurück 
ziehen. An diesem Tage sanken auch mehrere Schaluppen 
und ein Transportdampfer. Am 28. ward wieder ein 
Torpedobootzerstörer versenkt und die „Jeanne d'Arc" 
in Brand geschossen, ferner mutzte sich „Majestic" schwer 
getroffen zurückziehen. Anfang Mai verschwand auch das 
schwer getroffene Panzerschiff „Henri IV." aus der Kampf 
linie. Am 4. Mai mutzte sich der Panzer „Agamemnon", 
nachdem er vier Volltreffer erhalten hatte, gegen Tenedos 
zurückziehen. Der Mai, der unserer Sache auf allen Krieg 
schauplätzen so erstaunliche Erfolge brachte, war auch für 
die englische Flotte vor den Dardanellen ein unermüdlich 
wir waren entschlossen, zu siegen; mit dem Leben hatten 
wir abgeschlossen. Sobald der Gegner uns sah, gab er 
das Erkennungszeichen; wir taten dasselbe. Er war jeden 
falls der Meinung, wir hätten ihn nicht verstanden, und 
morste daher weiter. In der Zeit waren wir aber heran 
gekommen. Ein Ruck am Hebel, und der erste Torpedo 
sauste ihm in die Flanke, dann der zweite und dritte, alle 
drei gute Treffer. Sofort legte sich das Schiff auf die. 
Seite, und wir fuhren so schnell als möglich davon, gejagt 
von den Zerstörern. Sie kamen bis in die Nähe der Forts 
und wurden von einem mörderischen Geschützfeuer emp 
fangen. Da machten sie schleunigst, datz sie wegkamen, bis 
auf einen, der zum Sinken gebracht wurde. — Das war 
das Ergebnis der Schlacht. Als wir am Morgen in ... 
einliefen, wurden wir durch ein donnerndes Hurra emp 
fangen; den Augenblick werde ich in meinem Leben nicht 
vergessen .. . 
Mit diesen Verlusten der verbündeten Flotten war aber 
eine ganze Reihe ähnlich schwerer erst eingeleitet. Am 
25. Mai wurde das englische Linienschiff „Triumph" (siehe 
Bild S. 438), mit 700 Mann Besatzung und 12200 Tonnen 
Wasserverdrängung, vor Art Burnu torpediert. Es kenterte 
und unersättlich verschlingender Unglücksmonat. Die 
schwersten Verluste begannen am 10. Mai mit dem Unter 
gang des zur Bulwark-Formidable-Gruppe gehörenden 
Linienschiffes „Jmplacable", das 15 240 Tonnen verdrängte 
und 750 Mann Besatzung führte. Rach diesem glänzenden 
Erfolge der anatolischen Batterien gelang der türkischen 
Flotte mit der Torpedierung des nur um 2000 Tonnen ge 
ringeren „Goliath" ebenfalls ein unerwarteter Schlag. 
Diesen erfreulichen kühnen Streich führte der türkische Zer 
störer „Muavenet-i-Eillije"; er durfte wohlbehalten zurück 
kehren. Ein deutscher Teilnehmer an dieser echtdeutsch see 
männischen Tat schildert in einem Briefe die Torpedierung 
in folgender Weise: 
Endlich kam der Tag oder vielmehr die Nacht vom 13. 
zum 14. Mai. Abends um sieben Uhr verließen wir ..., 
nachdem wir den Lotsen an Bord genommen hatten. Wir 
fuhren mit zehn Meilen in der Stunde durch die Minen 
sperre. Nach etwa einer halben Stunde kamen wir in 
die Bucht von ... Da lagön wir bis ein Uhr. Dann ging 
es zum Angriff vor. Wir liefen mit sechs Meilen an, 
immer unter Land, bis wir an die Landzunge von ... 
kamen. Dort wurden wir von einem heftigen Gewehr 
feuer empfangen, kümmerten uns aber nicht darum. Auf 
einmal kam der verruchte Feind in Sicht. Die Zähne 
zufannnengebissen, die Fäuste geballt, harrten wir seiner — 
nach neun Minuten und versank völlig nach knapp zwanzig 
Minuten. Dieses Linienschiff nahm schon unter japanischem 
Oberbefehl an der Beschießung von Tsingtau teil und be 
kam dort deutsche Granaten zu kosten. Nun wurde es im 
Golf von Saros von einem deutschen Torpedo zur Strecke 
gebracht. Denn ein deutsches Unterseeboot hatte diesen 
verwegenen Angriff unternommen. Es entkam unbeschädigt 
vor der Verfolgung zahlreicher feindlicher Zerstörer. Seine 
kühne Tat brachte der Welt einen neuen Beweis des über 
legenen Könnens deutscher Schiffsbaukunst und Technik. 
Das deutsche U-Boot hatte einen Weg von 6100 Kilometer 
hinter sich, ehe es zu diesem vernichtenden Schlage aus 
holen konnte. 6100 Kilometer! Ein Wink auch über den 
Atlantischen Ozean! 
Trotz der durch dieses Ereignis aufs äußerste geschärften 
Wachsamkeit der Engländer folgte dem „Triumph" schon 
am 27. Mai der „Majestic", ein älteres Linienschiff etwa 
von der Größe des „Jmplacable". Auch er wurde von 
einem deutschen Unterseeboot torpediert. Drei Stunden 
danach wurde dasselbe Schicksal schon wieder einem anderen 
Schlachtschiff mit zwei Masten und zwei Schornsteinen be 
reitet, das sich auf die Seite legte und nach Jmbros ab 
geschleppt wurde. Es gehörte der Agamemnonklasse an; 
der Name ließ sich nicht ermitteln. 
Auch im Schwarzen Meere war es unterdessen zu
	        
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