Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Dev österreichisch-ungarische Zerstörer „Scharfschütze^ kämpft im Kanal Porto Corsini mit italienischen Truppen im Schützengraben. 
Nach einer Originalzeichnyng von Professor WiÜy Stöwer. 
Illustrierte Ecschichic des Weltkrieges 1914/15. 
neuen Bundesgenossen einen Kriegsvorschutz von 3 
liarden bewilligt haben. 
Mil- 
Der österreichisch-ungarische Torpedoboot 
zerstörer »Scharfschütze" im Kampf mit den 
Italienern bei Porto Corsini. 
(Hierzu das untenstehende Bild.) 
Wenige Stunden, nachdem die italienische Kriegs 
erklärung in Wien eingelaufen war, verließ die österreichisch 
ungarische Flotte bereits die Kriegshäfen von Pola und 
Fiume, um einen kühnen Vorstoß gegen die italienische Ost- 
küste ZU unternehmen und den Krieg in Feindesland ZU 
tragen. Am Morgen des 24. Mai gegen 3 Uhr sichtete der 
italienische Beobachtungsposten auf dem Leuchtturm von 
Rimini ein feindliches Schiff mit drei Schornsteinen, das 
sich der Küste näherte, während mehrere Torpedoboote und 
Zerstörer auf hoher See kreuzten. Bevor noch der Hafenkom 
mandant die Besatzungen von Venedig und Ancona tele 
graphisch benachrichtigen konnte, erfolgte bereits der feind 
liche Angriff, der sich gleichzeitig gegen diese drei Punkte 
richtete und, unterstützt von Marinefliegern, dem Feind 
überall bedeutenden Schaden zufügte. Während dieses Ge 
fechtes gelang es dem k. u. k. Torpedobootzerstörer „Scharf 
schütze", ungehindert und unbemerkt in den schmalen Kanal 
von Porto Corsini einzudringen, der Ravenna, die alte Re 
sidenzstadt Theodorichs des Großen, die im Altertum^ noch 
unmittelbar am Meere lag uud einen bedeutenden Hafen 
halte, jetzt aber infolge des allmählichen Zurücktretens der 
Adria über 40 Kilometer landeinwärts liegt, mit dem Meere 
verbindet. Wenige hundert Meter gegen den Hafen zu sah 
der „Scharfschütze" am Strande einen mit Infanterie stark 
besetzten Schützengraben, der mit Maschinengewehren und 
Revolverkanonen ausgerüstet war und den Angriff eines 
Torpedobootes ohne große Mühe hätte abweisen können. 
Allein die italienische Besatzung schien mit allem anderen 
eher als mit einer solchen Möglichkeit gerechnet zu haben, 
so daß das plötzliche Erscheinen des „Scharfschützen", den die 
Strandbatterien gar nicht bemerkt hatten, unter den Ita 
lienern große Bestürzung und Verwirrung hervorrief. Noch 
hatten die Italiener den Torpedojäger nicht anvisiert, da 
ertönte das unheimliche Knattern der Maschinengewehre 
vom Wasser herüber und gleich darauf prasselten die Ge 
schosse wie Schloßen auf den Feind herab, der vergebens 
das wohlgezielte Feuer zu erwidern suchte. Der „Scharf 
schütze" machte dabei seinem Namen alle Ehre, denn die 
Kugeln trafen mit tödlicher Sicherheit ihr Ziel und fügten 
den Italienern schwere Verluste zu. Schon machten sie sich 
daran, den Schützengraben zu räumen und in den im 
Sande aufgeworfenen Unterständen Zuflucht zu suchen, als 
durch das lebhafte Eewehrfeuer, das in der Morgenstille des 
Pfingstmontags weithin vernehmbar war, die Besatzungen 
der Hafenbatterien aufmerksam wurden und sich anschickten, 
ihren bedrängten Kameraden zu Hilfe zu kommen. Diese 
Strandbatterien waren in der Nähe des Hafens so ver 
steckt aufgestellt, daß sie in der Dämmerung von den k. u. k. 
Schiffen gar nicht entdeckt wurden. Vor Porto Corsini 
lag der geschützte Kreuzer „Novara" und das Torpedoboot 
„80", die dein in den Kanal vorgedrungenen „Scharf 
schützen" den Rücken deckten und ihm im Falle eines An 
griffs überlegener italienischer Streitkräfte beistehen konnten. 
Die drei Strandbatterien konnten zwar den „Scharf 
schützen" nicht erreichen, dagegen eröffneten sie aus ihren 
Geschützen ein überaus heftiges Feuer auf die „Novara" 
und das sie begleitende Torpedoboot, das gleich bei den 
ersten Schüssen einen Volltreffer in die Osfiziersmesse er 
hielt, der einen Mann schwer verletzte und das Fahrzeug leck 
machte. Es rrmfote daher bald aus dem Gefecht ausscheiden, 
das nun von der „Novara" allein fortgesetzt wurde, da sich 
der „Scharfschütze" noch im Kanal befand und bei der Aus 
fahrt auf die hohe See leicht ein Opfer der schweren italie 
nischen Geschütze hätte werden können. Der Kreuzer bestrich 
indes den Schützengraben, dessen Besatzung durch das Ein 
greifen der Strandbatterien wieder neuen Mut gefaßt hatte, 
mit heftigem Schrapnellfeuer und legte dabei eine Kaserne 
und andere militärische Gebäude in Trümmer, erhielt aber 
selbst viele Treffer, die mehrere Opfer forderten. Linien-
	        
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