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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15.
und 1849 erbauter Werke, davor auf
4 Kilometer von der Stadt eine Gürtel
linie von sieben 1869 erbauten Forts;
am linken Ufer liegt im Osten auf etwa
4 Kilometer eine Gruppe von 4 Forts,
im Norden auf dem Monte Gaina befin
den sich 3 Forts nebst kleineren Anlagen.
Als Stützpunkt an der Küste der
Adria kommt vor allem Venedig in Frage.
Stark befestigt, hat es einen Kriegs- und
Handelshafen und das alte berühmte
Arsenal, das in der Blüte der Republik
16 000 Arbeiter beschäftigte, heute noch
deren 3000 hat, mit Mauern und
Festungswerken umgeben ist und mit sei
nen großen Werften, Trockendocks, Maga
zinen, Werkstätten,Eeschützgießereien das
gegebene Ziel für die Angriffe der k.u.k.
Flieger bildet. Die Befestigungen können
sich gemäß den Eigentümlichkeiten der
Lage Venedigs auf der Landseite auf
eine starke Sperre vor dem einzigen
Verkehrsweg, der 3,6 Kilometer langen
Eisenbahnbrücke, beschränken; hier liegt das durch mehrere
kleinere in den Lagunen angelegte Werke unterstützte Fort
Malghera. Eine langgestreckte Reihe von Sandbänken schließt
auf der Seeseite die Lagunen gegen das offene Meer ab, und
hier müssen deren schmale Durchgänge durch eine große Zahl
von Werken gesperrt werden. Die wichtigsten sind, Venedig
gegenüber am Porto bei Lido, die Forts Lido (San Nicolö)
und San Andrea nebst mehreren Redouten, nördlich davon
am Porto
deitre porti
die gleich
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doute und
drei an der
Durchfahrt
gestaffelte
weitere.
Die Durch-
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mocco, süd
lich vonVe-
nedig, wird
durch die
Forts Albe-
roni und
San Pietro
verteidigt,
die darauf
folgende
Einfahrt
von Chioggia durch Redoute Coroman und Kastell San Felice.
Am Kanal von Brenta liegen Fort Vrandolo, Redoute San
Michele und eine Reihe kleinerer Werke und Batterien. Im
Norden zieht sich eine Linie von Werken bis zur Piavemün
dung hin. Den Hafen bilden das bis 12 Meter tiefe Bacino
oder der Canale di San Marco und das neue Bacino della
Stazione Maritima am Westende des Eiudeccakanals, das
durch Geleise mit dem Bahnhof verbunden ist, so daß die
Dampfer unmittelbar auf die Eisenbahn umladen können.
Hafeneinfahrten für Venedig sind Malamocco und, für
Phot. Berl. JNustrat.-Ges. m. b. H.
Deutsche Briefmarken für Russisch-Polen.
:
Ms WßMw
TOGO
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Änglo-French
pöcppiftis n.p
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OscüDatlnn ■
Briefmarken unserer Kolonie Togo,
die jetzt von der französisch-englischen Verwaltung mit einem Überdruck versehen werden.
Schiffe geringeren Tiefgangs, Lido, da
neben noch der bereits erwähnte Porto
bet tre porti und Porto di Chioggia. In
neuerer Zeit hat man auch Magazine
und Freilager für den Durchgangshandel
errichtet. Venedig ist eine der drei italie
nischen Marineniederlagen und neben
Ancona Hauptausrüstungshafen der
Flotte für das Adriatische Meer.
Ancona ist nächst Venedig die wich
tigste Seestadt an der Westküste des
Adriatischen Meeres; schlecht und eng
gebaut, ist es erst in neuer Zeit durch An
legung breiter Straßen vom Hafen aus
verschönt worden. Der Hafen, einer der
besten Italiens, ein ovales Becken von
800 und 900 Meter Durchmesser, bringt
dem Staat jährlich über 18 Millionen
Lire für Zölle und Abgaben ein. Seit
1860 hat die italienische Negierung den
vorderen, versandeten Hafen wiederher
gestellt, die Befestigungswerke verstärkt
und Ancona zum Kriegshafen und zum
Flottenpunkt für die adriatischen Küsten erhoben. Mehrere
Forts verteidigen den Hafen. An der sogenannten Bian-
china, einem stattlichen, 1880 vollendeten Kai, können jetzt
kleinere Schiffe unmittelbar laden und löschen. Gemäß
der Bedeutung Anconas hat auch die k. u. I. Flotte ihren
Vorstoß mit ganz besonderer Wucht gegen diese wichtige
Stadt gewendet (siehe auch Seite 456 u. folg.); bis zur
Straße von Otranto kommt ihr keine andere an Bedeu
tung gleich.
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ne große,
durch vorliegende Jnselchen geschützte Reede gewährt den
größten Schiffen guten Ankerplatz. Seit 1866 ließ die ita
lienische Regierung einen Teil des Hafens auf 4—11 Meter
Tiefe bringen, so daß nun die größten Dampfer bis an die
gemauerten Kais herankommen können, faßte den Verbin
dungskanal mit Mauerwerk ein und legte Docks und Waren
häuser an. .Außerdem gibt es zwei Patenthellings. Brindisi
verdient als der drittgrößte Hafenplatz an der italienischen
Adria durchaus die Aufmerksamkeit, die ihm die öster
reichisch-ungarische Flotte bereits hat zuteil werden lassen.
i,...
?(^bC r v"';
TOfiO
■(; OccupafiöQ ,
Phot. Berl. Alnstrat.-Ges. m. b.,H.
Das war ein schöner Abend, liebe Müller,
Der Deinen Brief und Dein Paket gebracht.
Die Zigaretten — Wurst — Kakao — Butter —
Welch eine Freude hast Du mir gemacht!
Doch was das Beste ist von den Geschenken:
All Deiner Liebe treuliches Gedenken.
Und Deinen Brief, der „von zu Haus" erzählte.
Den las ich oft beim matten Kerzenlicht.
Rur eines war, das mich ein wenig quälte:
Du machst Dir Sorgen. Und das sollst Du nicht!
Ich dachte voller Freude noch beim Lesen,
Wie tapfer doch zum Abschied Du gewesen.
Mit bangen Sorgen darfst Du Dich nicht plagen.
Das Beste, das wir haben, will der Krieg.
Wir geben unser Blut froh, ohne Klagen
Und hoffen, es zu tauschen für den Sieg.
Ein Feldpostbrief.
Auch Du mußt freudig still Dein Liebstes geben! —
Wenn Gott es will, dann, Mutter, bleib' ich leben.
Wenn Gott es will ... Wir dürfen's nicht erflehen.
Wir beten nur für Sieg und Vaterland.
Wir wollen stolz und mutig untergehen.
Das Vaterland muß stehn in Sturm und Brand!
Laß uns nur fröhlich in die Zukunft schauen.
Gott ist gerecht! Wir dürfen ihm vertrauen.
Grüß mir die Schwester auch, die lieb und fleißig
So schön die warmen Socken mir gestrickt
Und sicherlich dabei gar oft, das weiß ich.
In ihrem Eckchen müde eingenickt.
Und wenn sie einmal wieder traurig meint.
Daß jetzt ihr Tun so überflüssig scheint.
Dann mußt Du ihr in stiller Stunde sagen.
Wie groß und heilig jene ernste Pflicht,
Die ihrer warten wird in Friedenstagen. —
Wir sehn der Wahrheit mutig ins Gesicht:
Es wird an Männern unserm Volke fehlen!
Und Mütter wird es brauchen, deren Seelen
Im wilden Brand des Krieges Feuer singen.
Die unserm Volke neue Söhne schenken,
Stolz, hart und kühn im Wollen und Vollbringen.
An diese Pflicht soll meine Schwester denken.
Vielleicht, daß einst auch ihre Söhne rufen:
„Wir müssen schützen, was die Väter schufen!"
Run gute Nacht! Ich schließe meinen Brief,
Und sage Dir noch einmal herzlich Dank.
Die Kameraden singen rauh und tief
Ein Heimatlied mit sehnsuchtschwerem Klang. —
Mutter, leb wohl! Der Herr wird mit uns gehn;
Hier — oder dort — ein glücklich Wiedersehn! —
Adolf Vorbusch.