Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Attacke einer Honved-Husaren-Eskadron gegen die russischen Stellungen nördlich von Czernowitz. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
bei den Eingeborenen schwerlich ge 
hoben hat (siehe das Bild Seite 449). 
Diese Niederlage rief große Er 
bitterung in Italien hervor und 
lieferte den Interventionisten neues 
Wasser auf die Mühle, die natürlich 
nur gegen die Zentralmächte zu 
„intervenieren" entschlossen waren. 
Denn bei den diplomatischen Ver 
handlungen zwischen Italien und 
Österreich-Ungarn hatten die Ita 
liener längst die Maske abgeworfen 
und mit dem Säbel gerasselt, um 
für ihre Neutralität Entschädigungen 
von Österreich-Ungarn zu erpressen. 
Auch mit dem Dreiverband hatte 
Italien längst den Preis für seine 
Hilfe vereinbart unter der Voraus 
setzung, daß es jenem zum Siege ver 
helfen könne. Italien fühlte sich also 
durch seinen Bündnisvertrag nicht 
einmal irgendwie moralisch zum Fest 
halten an dem einstigen Dreibund 
verpflichtet. Die äußerliche Neutrali 
tät Italiens war nur eine Maske, 
unter der es für den Krieg rüstete. 
Zu einem Gipfelpunkt für die 
Kriegshetze der Interventionisten 
gestaltete sich die Enthüllung des 
Garibaldidenkmals in Quarto bei 
Genua. Der Felsen von Quarto, 
von dem aus Garibaldi seinen Zug 
der Tausend nach Sizilien unter 
nahm, liegt 5 Kilometer von der 
Stadt an der Küste. Zu dieser 
Denkmalenthüllung war das Er- 
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einen Tag vorher, am 4. Mai, hieß es, daß der König 
dnrch die gespannte äußere Lage in Rom festgehalten 
werde. Es erschienen aber zur Denkmalenthüllung Ab 
ordnungen des Senates und der Kammer und auch vieler 
Städte. Rom, Neapel, Florenz, Venedig und Pisa zum 
Beispiel hatten ihre Bürgermeister entsandt. 
Diese Feier war der Beginn der Fruchtreife für 
die Kriegshetzer und ist somit von weltgeschichtlicher Be 
deutung. 
Hier trat der italienische Dichter d'Annunzio zum 
ersten Male in die breiteste Öffentlichkeit. Er ward wie 
ein König gefeiert, obwohl er fünf Jahre lang Italien nicht 
gesehen und es wegen sehr un 
ehrenhafter Dinge und eines Auf 
sehen erregenden Konkurses flucht 
artig verlassen hatte. Jetzt war er 
eben aus Paris zurückgekommen mit 
der zweifellos gut bezahlten Auf 
gabe, sein Vaterland in die Schrecken 
oes Krieges zu stürzen. Gegen zehn 
Uhr begann die Feier. Gabriele 
d^Annunzio traf mit den Behörden 
auf dem Festplatz ein. Er wurde 
jubelnd begrüßt. Die erregte Menge 
stieß Kriegsrufe aus. Die erste Rede 
hielt General Massone, der Bürger 
meister von Genua. Dieser amtliche 
Redner vermied aber sorgfältig jeden 
Hinweis auf die Kriegshetze in Ita 
lien und beschränkte sich auf einen 
Lobgesang für die Helden des Zuges 
nach Marsala. Dann fiel die Hülle 
des Denkmals. Als die Bronze 
gruppe, die von dem ligurischen 
Bildhauer Barone geschaffen ist, 
sichtbar wurde, brach die Menge in 
begeisterte Jubelschreie aus. D^An- 
nunzio trat vor und verlas eine 
dreiviertel Stunden lange Rede, die 
dazu führte, daß die Hörer sich wie 
berauscht, wie toll gebärdeten. Von 
da an folgten die Ereignisse Schlag 
auf Schlag. Am 6. Mai hatte der 
stellvertretende deutsche Botschafter 
in Rom, Fürst Bülow, eine ein- 
stündige Audienz beim Könige Viktor 
Emanuel III. Am selben Tage 
sollen nach der Agence Havas der 
italienischen Regierung von Öster 
reich-Ungarn die äußersten Zuge 
ständnisse unterbreitet worden sein. Beiden leitenden diplo 
matischen Kreisen war wohl schon damals jedes Vertrauen 
auf eine friedliche Lösung der Krisis geschwunden. Den 
Grund für diesen Pessimismus erfuhr man erst, als bekannt 
wurde, daß Italien am 4. Mai den Dreibundvertrag gekün 
digt hatte. 
Durch einen Erlaß des Königs von Italien vom 7. Mai 
wurde der Zusammentritt der italienischen Kammer und 
des Senats vom ursprünglich festgesetzten Zeitpunkt (12. Mai) 
auf den 20. Mai verschoben. Diese kurze Hinausschiebung 
der Tagung der parlamentarischen Körperschaften sollte 
offenbar den verhandelnden Regierungen noch Zeit zu einer
	        
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