Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15.
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Wagen oder möglichst grell an
gestrichenen Dreschmaschinen in
den Kornäckern und auf den Höhen
nicht zufällig dort vergessen wor
den und stehen geblieben waren,
sondern den feindlichen Geschützen
als Hauptrichtungspunkte dienten,
bis zu denen die Entfernungen
genau abgemessen worden waren.
Aus anfangs gelegtem Stolper
draht, 50 Meter vor der Stellung,
entwickelte sich allmählich ein gut
hinter einer Erdwelle verstecktes
Drahthindernis. Bretter, Balken,
Türen wurden aus naheliegenden
Gehöften und einer Fabrik her
beigetragen, um als Decke für
unsere Unterschlupfe und Unter
stände (siehe Skizze 1 Seite 413
oben) verwendet zu werden. Die
fast vergessenen Sandsäcke wur
den gefüllt und bildeten eine vor
treffliche Schulterwehr, die gegen
Flankenfeuer sowie seitlich flie
gende Splitter von Granaten oder
Handgranaten Widerstand bot
(siehe Bild Seite 414 oben).
Hinter dem vordersten Schützen
graben wurde noch jenseits des
Höhenkamins ein Deckungsgraben
mit doppelt soviel Schulterweh
ren und doppelt soviel Unter
schlüpfen angelegt, zu dem ein
bindungsgraben führte. Natürlich
über mannstiefer Ver-
,, , , wurden tief im Boden
auch hygienische Einrichtungen errichtet, wie Sickerschächte,
Abwässerungsanlagen, Aborte und Verbandräume (siehe
Skizze 2 Seite 413 unten). Gegen Erderschütterungen und
dadurch bewirktes Rutschen des Bodens bekleideten wir die
Wände mit Zweigen oder Rasenstücken. Auch patzten wir
uns immer aufs neue unserer Umgebung an, indem wir
auf unsere Anschüttungen von Zeit zu Zeit wieder frisches
Gras, Kohlköpfe und dergleichen pflanzten.
Aus dieser unterirdischen Festung trotzten wir schon
verschiedenen feindlichen Angrif
fen, die in unserem Feuer meist
schnell wieder rückwärts fluteten.
So wurde der Krieg mit der
Zeit unser bester Lehrmeister in
der Feldbefestigungskunst, die man
wohl auch nach dem Krieg bei der
Infanterie eifrigst lehren wird,
eingedenk des Sprichworts: „Nach
dem Sieg binde den Helm fester."
Eroberung
der englischen Schützen
gräben auf den Höhen
von St.-Eloi bei Npern.
^Hierzu das Bild Seite 409.)
Den ganzen Februar hindurch
wußte die Oberste Heeresleitung
fast alltäglich von erfolgreichen
Kämpfen um die von den Eng
ländern besetzten und mit äußer
ster Zähigkeit verteidigten Höhen
von St.-Eloi zu melden, bis end
lich am 16. März unsere Truppen
in blutigem Bajonettangriff, dem
heftige Artillerie- und Maschinen
gewehrduelle vorausgegangen
waren, den Feind unter schweren
Verlusten aus seinen Schützen
gräben warfen und die gesamten
englischen Stellungen um St.-Eloi eroberten. Wie bei den
Kämpfen um den heißumstrittenen Lorettohügel südlich von
Arras und Armentiöres, dessen am gleichen Tage erfolgte
Erstürmung wir bereits auf Seite 390 schilderten, galt es
auch hier ungeheure Schwierigkeiten und Hindernisse zu über
wältigen, ehe ein erfolgreicher Angriff auf die festungsartig
ausgebauten englischen Stützpunkte unternommen werden
konnte. Erst nachdem unsere Artillerie die am Abhang des
sanft ansteigenden Hügels gelegene Ortschaft St.-Eloi, in
deren Häusern die Engländer verschanzt waren, zusam
mengeschossen hatte, konnte die Infanterie die rauchenden
Phot. S. Frank, Nürnberg.
Generalmajor Otto Jäger.
Die Wacht in der Ostsee.
Zwei deutsche Hochseetorpedoboote halten einen neutralen Dampfer an, um ihn aus Konterbande zu untersuchen.
Nach einer Originalzeichnung von Paul Teschinsky.
II. Band.
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