Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16.
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Der Betrieb einer solchen Küche
ist ein völlig sicherer und zuverläs
siger. Das Kochbad umschließt den
Jnnenkessel vollständig, verhindert un
bedingt das Anbrennen der Spei
sen, ermöglicht die äußerst vorteil
hafte Benutzung als Selbstkocher und
dient als Wärmehalter. Nachdem
die Speisen zum Kochen gebracht
und kurze Zeit angekocht sind, wer
den Aschfallkasten und Nauchklappe
geschlossen. Durch die in dem Koch
bad des Speisekessels aufgespeicherte
Wärme kocht das Essen wie in
einer Kochkiste weiter und ist nach
üblicher Kochdauer gar. Wenn der
Kessel nicht geöffnet wird, hat das
Essen nach acht Stunden noch eine
Temperatur von etwa sechzig Grad.
Wird bei erforderlicher längerer
Aufbewahrung der Speisen etwa
alle zehn Stunden etwas nachgeheizt,
so bleiben die Speisen bis zu zwei
undsiebzig Stunden genießbar. Von
großem Wert ist, daß die Feldküche
den Truppen überallhin folgen kann.
Österreichisch-ungarische Skipatrouille an der italienischen Grenze.
Russischer Überfall auf eine
deutsche Proviantkolonne.
«Hierzu das Bild Seite 3321333.»
Bei dem berühmten Durchbruch
von Brzeziny, den die deutsche Hee
resleitung ausdrücklich als eine der
glorreichsten Leistungen des Welt-
Irieges bezeichnete und über den wir
bereits auf Seite 33 berichteten,
brachten es die Umstände mit sich, daß
vielfach auch die Proviantkolonnen in
unmittelbare Berührung mit dem
Feind gerieten und in heldenmütiger
Gegenwehr mit diesem um Leben und
Freiheit rangen.
Eine solche Proviantabteilung hatte
bei beträchtlichem Frost die Nacht in
W ... verbracht, wiederholt scharf von
der feindlichen Artillerie beschossen.
Mit dem Morgenlicht schloß sie sich
einer viele Kilometer langen Wagen
reihe an, die sich in nordwestlicher
Richtung fortbewegte. Die Kolonne
führte neben ihren zahlreichen Ge
schützen und Geräten auch viele Ver-
Phot. Berliner Illustrations-Gesellschaft m. b. H.
Schweizer Offiziere auf einer Erkundungsreise im Hochgebirge.
wundete und rund 6000 Gefangene
mit sich, die man um keinen Preis im
Stich lassen wollte. Um die Mittag
stunde erreichte man das neue Schlacht
feld, machte in der Nähe des Stabes
halt und begann in erbeuteten rus
sischen Feldküchen eine Mahlzeit zu
bereiten. Da kam plötzlich ganz aus
der Nähe Eewehrfeuer, das immer
heftiger wurde. Unwillkürlich entstand
ein wirres Geschrei und Durchein
ander; im ersten Schreck wurde doch
manch einer kopflos. Einzelne Wa
genführer suchten kehrtzumachen, den
Berg hinauf und davon zu galoppie
ren. Aber hundertfaches „Halt" aus
dem Munde Besonnener brachte sie
bald zum Stehen. Dann der Befehl:
„Alles, was Gewehre oder Karabiner
hat, nach vorn!" Nun war schon wie
der Ordnung, Gehorsam geschaffen.
Ein Leutnant übernahm die Führung
und ließ ausschwärmen, dem Walde
zu, aus dem die russischen Schützen
ketten vorgebrochen waren, und es
dauerte gar nicht lange, da nahmen
diese vor dem drohenden Ansturm
Phok. Berliner Jllustrationsgesellschaft m. b. H.
Schweizerische und italienische Grenzposten.