Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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3 Kilometer 
Kaukasusländer und Mesopotamien. 
zögerten trotz ihrer geringeren Zahl nicht, am 29. Dezember 
morgens die gut befestigten, durch Artillerie verstärkten 
Stellungen der Russen anzugreifen. Eine blutige Schlacht 
entstand, und erst mit Sonnenuntergang endete das Ringen 
mit der Flucht der Russen, die große Verluste hatten. Eine 
reiche Beute an Munition, Kriegsmaterial und Transport 
mitteln fiel in die Hände der Sieger. Ardagan ist der 
befestigte Hauptort des gleichnamigen Bezirks in der rus 
sisch-kaukasischen Provinz Kars an der oberen Kura. 
Die türkische Armee setzte auch an den nächsten Tagen 
noch ihren Siegeszug fort. Ein Teil rückte bis Sarikamysch 
vor, das ebenso wie auch Ardagan in der russisch-kauka 
sischen Provinz Kars liegt. Dort kam es zu einer erbitterten 
Schlacht, in der die Türken wieder siegreich waren. Zwischen 
Sarikamysch und Kars, der Hauptstadt der gleichnamigen 
Provinz, bemächtigten sie sich zweier russischer Militärzüge 
samt ihrer Ladung und zerstörten die Eisenbahnlinie 
Sarikamysch—Kars. Auch weiter nördlich griffen die 
türkischen Truppen an. Als sie bei Tauschkerd auf russisches 
Gebiet vorrückten, stießen sie auf ein feindliches Bataillon, 
das dann in einer Schlucht unter Feuer genommen wurde. 
Die russische Truppe verlor hierbei 200 Tote und 400 Ge 
fangene, der Rest wurde zerstreut. 
Rach einer durch die Witterungsverhältnisse verur 
sachten Unterbrechung der Kämpfe erhielten die Russen 
im Kaukasus Mitte Januar Verstärkungen, gegen die die 
Türken einen schweren Stand hatten. Doch scheiterte ein 
russischer Versuch, den Flügel eines türkischen Armeekorps 
zu umfassen, gänzlich. Westlich von Hoi kam es am 
17. Januar zu einem Gefecht, das mit der Flucht der 
Russen unter Zurücklassung von Toten und Ver 
wundeten endete. Die Angriffe der Russen kamen 
schon in den nächsten Tagen überhaupt zum Still 
stand, und am 21. Januar konnte das türkische 
Hauptquartier melden, daß sich der Gegner im 
Kaukasus zurückziehen mußte. Gegen Ende Januar 
gingen die türkischen Truppen in der Richtung auf 
Olty vor, machten bei einem Gefecht, das hier statt 
fand, etwa 300 Gefangene und erbeuteten eine 
Menge Kriegsmaterial. Bei Artwin wurde eine 
russische Abteilung, die die türkischen Truppen an- 
f0 gegriffen hatte, mit schweren Verlusten zurück 
geschlagen und ließ, als sie verfolgt wurde, noch viel 
Kriegsmaterial in den Händen der Türken. Am 
14. Februar umzingelten die Türken in der Zone 
von Lastistan die russische Stellung von Liman-Sisi 
in der Nähe der Grenze und brachten dem Gegner 
große Verluste bei. Nun begannen die Russen vom 
Schwarzen Meere aus Truppen zu landen, die je 
doch bald von den Türken zerstreut wurden. Eine 
andere Abteilung derselben besetzte nun Duzheny 
und schloß die russischen Truppen ein, die sich in 
der Stellung von Han Medressessi befanden. 
Mitte Februar hatten sich auch neue Kämpfe 
nördlich von Artwin in der Umgebung von Bort- 
schoho entwickelt, die am 23. Februar mit einem 
vollen Erfolg der türkischen Truppen endeten. Tags 
darauf stürmten sie Teschet und die Ortschaft Daschköj. 
Die Russen zogen sich nun, von den Türken verfolgt, 
in der Richtung auf Datum zurück. Selbst russischer- 
seits wurde trotz mancher Lügenmeldungen der 
Mut und die Tapferkeit der Türken anerkannt. So 
schrieb der „Rjetsch" in Petersburg: „In den Kau- 
kasuskämpfen zeigen die Türken eine überraschende 
Hartnäckigkeit und einen todesverachtenden Mut. Sie 
werden unterstützt, durch die topographische Lage, 
die sie vorzüglich ausnutzen- Besonders gut schlagen 
sich die Konstantinopeler Truppen." 
Lange Zeit herrschte jetzt im Kaukasus infolge 
des heftigen Schneefalls Ruhe. Erst am 20. März 
trafen türkische Truppen wieder auf eine russische 
Erkundungsabteilung, die zurückgeschlagen wurde. 
Am 27. unternahmen russische Kosaken und In 
fanterie Angriffe gegen die türkischen Truppen 
südlich des Flusses Arar, wurden jedoch auch hier 
zurückgeworfen. Auch bei Artwin griffen die Russen 
die türkischen Stellungen vergeblich an. Am 4. April 
kam es zu einem Gefecht nördlich von Jschkan, einem 
Orte in der Nähe der Grenze. Die Russen griffen 
hier die türkischen Vorhuten an und wurden nach 
einem erbitterten achtzehnstündigen Kampfe auf die andere 
Seite der Grenze geworfen. Die türkischen Truppen be 
setzten darauf die feindlichen Dörfer in der Umgebung von 
Khosor und Parakez, südlich von Tauschkerd. — 
Auch in Persien wuchs die Erhebung gegen das russische 
Joch. Seite an Seite mit ihren türkischen Glaubens 
genossen kämpften die Perser gegen ihren russischen Be 
drücker, der immer weiter vor ihnen zurückwich. Wo diese 
Freiheitsboten hinkamen, wurden sie von der Bevölkerung 
mit ungeheurem Jubel begrüßt. Erfolg auf Erfolg war 
ihnen beschieden. Schon am 3. Januar wurde gemeldet, 
daß die türkischem Truppen gemeinsam mit persischen 
Stämmen 4000 Russen, die über 10 Kanonen verfügten, 
bei Meyan Duwabsis, 50 Kilometer nordöstlich Sautsch- 
bulak, vollständig schlugen. Schon einige Tage später kam 
die Nachricht, daß die türkischen Truppen Kotur beseht 
hätten. Die Russen zogen sich nunmehr in der Richtung auf 
Seimas und Choi zurück. Eine weitere Siegesnachricht aus 
Persien wußte am 14. Januar zu melden, daß die Türken 
Täbris und Selmas besetzt hätten. Die Russen verließen 
trotz anfänglicher Absicht, sich hartnäckig zu verteidigen, in 
Unordnung diese beiden Orte. Schon einige Tage vorher war 
Miandoab eingenommen worden. Hiernach zogen alle 
am Heiligen Kriege beteiligten Stämme nach Meragha, 
wo sie von der Bevölkerung mit Begeisterung empfangen 
wurden. Die Führer der benachbarten Stämme sowie die 
Bevölkerung der Städte Bunyan und Scheschwan zogen mit 
den Truppen gegen Täbris und rückten gemeinsam in die 
Stadt ein. Die Eroberung von Täbris durch die Türken
	        
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