Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

296 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
beirrt Sturm auf die Penlungforts bis an die verlassenen 
Schützengräben am Fuße des Glacis des Ostforts gelangt 
und konnten nun nicht mehr zurück. Die Pioniere hatten 
mehrere Ladungen Dynamit bei sich, in gewöhnlichen 
Blechdosen. Dynamit explodiert bekanntlich schon bei 
starkem Auswerfen, und aus solchen Anfängen entwickelte 
sich dann in der japanischen Armee die später in diesem 
Krieg bei der Belagerung viel benutzte Handgranate. Die 
englische Fabrik der „Catton Powder-Eompany" in London 
beschäftigte sich nach dem russisch-japanischen Krieg — wohl 
auf Weisung von oben, wo man die Dinge kannte, die 
da kommen sollten — sehr emsig mit der Herstellung und 
Verbesserung von Handgranaten. Vor einigen Jahren 
führte die Fabrik den Vertretern der Armee und Marine 
einer Reihe von Staaten eine neue Handgranate vor. 
Diese Granate, die wohl hauptsächlich heute im englischen 
Heer verwendet wird, ist mit etwa 170 Gramm des in 
seiner Sprengkraft dem Dynamit ähnlichen Sicherheits 
sprengstoffes „Tonite" geladen und wird beim Aufschlag 
in 24 Sprengstücke von je etwa 10 Gramm Gewicht zer- ! 
sprengt. Die modernen Handgranaten sind so einge- > 
Attentats auf Napoleon III. im Jahre 1868. Der Bodenteil 
der Bomben war am schwersten gegossen, so daß die 
Bomben beim Wurf mit diesem Teil auf die Erde auf 
schlagen mutzten. Der Boden war mit 25 Zündwarzen 
besetzt, auf deren jeder ein Zündhütchen steckte. Durch 
Zündkanäle schlug die Flamme des Zündhütchens in das 
Innere der Bombe und brachte hier die gewaltige Menge 
von 126 Gramm Knallquecksilber zur Erploston. Das 
Prinzip ist im wesentlichen heute noch dasselbe. 
Einnahme von Kolomea durch österreichisch- 
ungarische Truppen. 
(Hierzu die Kunstbeilage.) 
Der 16. Februar 1916 war ein Freudentag für die armen 
Bewohner der Stadt Kolomea, die von den tapferen öster 
reichisch-ungarischen Truppen an diesem Tag von dem Joch 
der Russen befreit wurden, das fast genau fünf Monate auf 
der Stadt gelastet hatte. 
Kolomea ist eine der größeren und bedeutenderen Städte 
Phot. Berliner Illustrations-Gesellschaft m. b. H. 
Französische Patrouillen im Argonnenwald. 
richtet, datz sie sowohl mit der Hand geschleudert wie mittels 
des Gewehrs abgeschossen werden können. Die eiserne 
Umhüllung ist, wie unsere Abbildung Seite 295 unten links 
erkennen läßt, durch tiefe Einschnitte geschwächt, so datz die 
Granate beim Explodieren in viele Teile zerspringt, also 
eine schrapnellartige Wirkung ausübt. Das Werfen von 
Hand erfolgt mit Hilfe der an der Granate befestigten Schnur 
(vgl. Abb. Seite 294 unten). Zum Abschietzen mit dem 
Gewehr weisen die Granaten einen Stab auf, der in den 
Eewehrlauf gesteckt wird; dieser Stab überträgt beim Ab 
feuern den Stotz auf die Granate. Unser bereits auf 
Seite 135 gebrachtes Bild zeigt deutsche Handgranaten 
und Minenwerfer, während das Bild Seite 295 unten 
rechts uns einen solchen der österreichisch-ungarischen Armee 
vor Augen führt. Sie dienen zum Abfeuern von Minen 
granaten, einer Art Sprenggranate. 
Bomben sind auch nichts anderes als Wurfgranaten; 
der Name hat sich besonders für die Wurfgranaten der 
Luftfahrzeuge eingebürgert (siehe Bild Seite 294 oben), die 
allerdings den üblichen Handgranaten an Grütze und da 
durch auch an Wirkung weit überlegen sind. Die ersten mo 
dernen Bomben hat wohl der italienische Anarchist Orsini 
konstruiert zum Zwecke seines — allerdings mißlungenen — 
Galiziens; sie zählt fast 50 000 Einwohner, darunter sehr 
viele Juden, die fast durchweg noch die alte bekannte Tracht 
ihrer Ureltern, den langen Kaftan und den breitkrempigen 
Hut, tragen. Im Mittelpunkt der Stadt liegt der „Ring 
platz", auf dem es an den Markttagen sehr lebhaft zugeht 
und der dann infolge der zum Teil sehr malerischen Klei 
dung der Bauern der Umgebung ein buntes Bild gewährt. 
Am 15. September 1914 hatten die Russen Kolomea an 
gegriffen. Obwohl die Besatzung damals sehr schwach war 
und in keinem Verhältnis zu den anstürmenden Massen 
stand, setzte sie sich kräftig zur Gegenwehr, und so konnte der 
Feind nur nach einem schweren Kampf und nach größeren 
Verlusten in die Stadt einziehen. Diese selbst schonten die 
Russen, gegen die Bevölkerung gingen sie dagegen sehr 
grausam vor. Insbesondere waren es die Juden, die das 
Opfer der Plünderungsucht und Roheit der Russen wurden. 
Ihnen wurde auch eine große Kriegskontribution auferlegt. 
Nach den Kämpfen bei Kirlibaba gelang es den öster 
reichisch-ungarischen Truppen, in verhältnismäßig kurzer 
Zeit fast die ganze Bukowina von den Russen zu säubern. 
Teile dieser Befreiungsarmee wendeten sich auch über 
Delatyn zur Wiedereroberung Kolomeas gegen Nordwest. 
Es waren zumeist Honveds, polnische Legionäre und
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.