Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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Doch zäh und unablässig 
erneuerten die Franzosen im 
mer wieder ihre Angriffe und 
führten eine ganze Woche 
hindurch ihre gelichteten Rei 
hen gegen die deutschen Stel 
lungen. Ungeheuer waren 
ihre Verluste; zwei Regi 
menter wurden vollständig 
aufgerieben, und die Zahl 
aller Toten und Verwunde 
ten auf französischer Seite 
war eine unverhältnismäßig 
hohe. Vergleichsweise sehr 
gering waren dagegen die 
deutschen Verluste, und sie 
kommen ausschließlich auf 
Rechnung der französische,! 
Artillerie, die nach dem ab 
geschlagenen Jnfanteriean- 
griff mehrere Tage lang ein 
wohlgezieltes und sehr hef 
tiges Feuer auf die deutschen 
Stellungen richtete. 
So endete auch dieser 
Durchbruchsversuch der Fran 
zosen mit einem glänzenden 
Sieg der deutschen Waffen, 
den die Oberste Heeresleitung 
in dem amtlichen Bericht vom 
22. Oktober mit den ein 
fachen, bescheidenen und sach 
lichen Worten verkündete: 
„Heftige Angriffe aus der Richtung Toul gegen die Höhen 
südlich Thiaucourt wurden unter schwersten Verlusten für 
die Franzosen zurückgewiesen." 
Handgranaten, Bomben und Minenwerfer. 
(Hierzu die Bilder Seite 294 und 295, sowie das Bild Seite 135.) 
Als in dem russisch-japanischen Krieg der Stellungs 
krieg zur Entfaltung kam, da lebte auch die Handgranate 
wieder auf; obwohl sie hier nur aus Blechdosen hergestellt 
wurde, war ihre Wirkung doch eine ganz vorzügliche, und 
so kam diese alte Waffe rasch wieder zu Ehren. Der heutige 
Weltkrieg hat sich zu einem Stellungskrieg ausgewachsen, 
wie ihn die Weltgeschichte noch nie gesehen hat. Die tot 
gesagte Handgranate ist da wieder eine geschätzte Waffe. 
In Preußen wurden die letzten Handgranaten im Jahre 
1885 aus dein Heere aus 
geschieden, aber andere Staa 
ten hielten viel länger an den 
Wurfgranaten fest, ja in man 
chen Staaten wurden sie in 
die neueste Zeit herüberge 
nommen, und jetzt sind sie 
ganz besonders vervollkomm 
net worden. Die moderne 
französische Handgranate wird 
als gußeiserne Hohlkugel von 
8 Zentimeter Durchmesser, 
18 Millimeter Wandstärke und 
etwa 1 Kilogramm Gewicht 
hergestellt, mit einer Spreng 
ladung von 110 Gramm Pul 
ver. Ihre Wirkung geht aus 
der folgenden Gebrauchsvor 
schrift hervor: „Zum Werfen 
der Handgranate legt man um 
das Handgelenk ein ledernes 
Armband, an dem eine an 
ihrem freien Ende einen Haken 
tragende Abzugschnur be 
festigt ist; man reißt die den 
Zünder deckende Beplattung 
ab, hebt den Reiber aus der 
Einkerbung, in der er liegt, 
heraus und bringt ihn, ohne 
an ihm zu ziehen, in die Rich 
tung der Achse des Zünders. 
Run hakt man den Haken der 
Abzugschnur in die Öse des 
Reibers ein und nimmt die Handgranate in die rechte 
Hand, Zünder nach hinten. Dann wirft man die Gra 
nate mit der vollen Wucht des ganzen Armes, so daß der 
Reiber durch die Abzugschnur aus dem Zünder heraus 
gerissen wird." Mit der Hand erreicht man nach der 
Vorschrift eine Wurfweite von 20 Meter, mit der Schleuder 
eine solche von 60 Meter. Beim Werfen mit der Schleuder 
wird die Abzugschnur an dieser befestigt. Auch in der 
russischen Armee war die Handgranate wohl stets vor 
handen. Sie ist der französischen ganz ähnlich, insbeson 
dere besitzt auch sie eine Einrichtung, durch die der Zünder 
beim Werfen der Granate in Tätigkeit tritt. Es ist eine 
Ironie des Schicksals, daß die Russen im russisch-japa 
nischen Feldzug erst von ihren Feinden, die bis dahin keine 
Handgranaten kannten, an diese Waffe erinnert werden 
mußten. Die Japaner verfertigten sich diese vernichtende 
Waffe des Nahkampfes in der höchsten Not. Sie waren 
Russische Handgranaten. 
Phot. N. Sennecke, Berlin. 
Aus einem österreichisch-ungarischen Minenwerfer wird eine Sprenggranate abgefeuert. 
Eine englische Handgranate.
	        
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