Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

292 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
sich nicht sehen lassen durf 
ten, schickten wir gefangene 
Russen fort, um die Ver 
wundeten in Deckung zu 
holen. Leichter Verwundete 
krochen übrigens andauernd 
selbst in Sicherheit. Es war 
aber ein schreckliches Zu 
schauen. An allen Enden 
der Stadt brannte es. Und 
alle Augenblicke schlug wie 
der ein schweres feindliches 
Geschoß in unserer Nähe ein, 
daß rnit der Feuergarbe die 
Erdklumpen nur so in die 
Höhe spritzten. 
Um drei Uhr wurde dann 
der Sturm mit Unterstützung 
der gesamten Artillerie be- 
gonnen.Ober glückenwürde? 
Wir alle hegten nur geringe 
Hoffnung. Doch schon nach 
kurzer Zeit hatten die .18er 
die ersten 6 Geschütze ge 
stürmt und schickten die ersten 
Gefangenen nach, hinten. 
Kaum sahen und hörten 
dieses die weiter rückwärts 
liegenden Infanteristen, so 
kamen alle wie auf Kom- 
mando hervor, pflanzten die 
Seitengewehre auf, und im 
Sturm ging^s zur Stadt. 
Wie die Berserker schlugen 
sie um sich, und alles, was 
sich nicht ergab, wurde zu 
sammengehauen. Schon um 
vier Uhr war die Stadt in 
unserem Besitz. 10000 Ge 
fangene,' 21 Geschütze, viele 
Maschinengewehre, viele 
Pferde und Wagen waren 
die Beute. Fürchterlich sah 
es auf dem Marktplatz aus, 
wo der Kampf am meisten 
getobt hatte. An mancher 
Stelle lagen 10—15 Pferde 
auf einem Haufen, dazwi 
schen tote Russen und ex 
plodierte Munitionswagen. 
Fensterscheiben gab es in 
der Stadt überhaupt nicht 
mehr; alle waren durch den 
Luftdruck zersprungen und 
herausgefallen. Am zweiten 
Tage mußten wir leider aus 
taktischen Gründen Prasz 
nysz wieder verlassen, denn 
die Russen kamen mit viel 
facher Verstärkung heran. 
Zum Glück geschah das nicht 
einen Tag früher, denn sonst 
293 
Anim 
tuK.Bö&iBfl, 
hätten wir mit unserer Front gegen Deutschland die Russen 
im Rücken und vor uns das besetzte Prasznysz gehabt. 
Heute war hier wieder ein großes Gefecht; einige Dörfer 
genommen und wieder viele Gefangene .. ." 
Auch in anderen Gefechten nördlich der Weichsel hatten 
wir Erfolge zu verzeichnen, und es wurden hier in wenigen 
Tagen bis zum 25. Februar etwa 5000 Gefangene gemacht. 
Allerdings hatten die Russen südlich der Weichsel einen 
kleineren Erfolg errungen. Am 24. Februar besetzten sie 
nach . einem mit fünffacher Überlegenheit ausgeführten 
Angriff das Vorwerk Mogily südöstlich von Volimow. 
Rach der bewundernswerten Eroberung von Prasznysz 
durch eines unserer Korps, das aus östlicher Richtung vor 
ging, wurde die Lage hier insofern einen Tag kritisch, als 
drei russische Armeekorps den deutschen Flügel von Osten, 
Südosten und Süden her angriffen und das siegreiche 
Korps veranlaßten, in einer Rückwärtsschwenkung Front 
gegen diese Übermacht zu machen; hierbei wurden Teile 
des Korps scharf angefaßt, auch konnte eine größere Zahl 
von Verwundeten, die in benachbarten Dörfern unter 
gebracht waren, nicht rechtzeitig zurückgeschafft werden. 
Die Russen waren nicht imstande, den geordneten Verlauf 
der Rückwärtsschwenkung zu stören, und verloren die Füh 
lung mit dem deutschen Korps. Offenbar hatten sie also 
bei ihren Angriffen selbst stark gelitten. Die Russen ver 
suchten diesen ganz bedeutungslosen russischen Erfolg durch 
ebenso lange wie unglaubwürdige Berichte zu einer be 
achtenswerten Waffentat aufzubauschen und ihn als eine 
Art Ausgleich der vernichtenden Niederlage ihrer 10. Armee 
in der Winterschlacht in Masuren hinzustellen. 
Auch südöstlich Rawa hatten sich für uns erfolgreiche 
Kämpfe entwickelt, und am 6. März konnten wir hier 
3400 Russen gefangen nehmen und 16 Maschinengewehre 
erobern. Die Gegenangriffe der Russen, die diese in der 
Nacht unternahmen, waren völlig erfolglos. Auch russische 
Vorstöße am 7., 8. und 10. März aus der Gegend Nowo- 
Zurücktveisung eines Angriffs der 
Besatzung von Tovl auf die von 
den Deutschen besetzten Höhen süd 
lich Thiaucourt. 
Nach einer Skizze mx K. Bögler 
gezeichneten Prosessor A. Hoffmann. 
Miasto mißlangen und lieferten insgesamt 4900 Russen in 
unsere Hände. Bei Prasznysz machte der Gegner vom 
6. bis 8. März vergebliche Angriffe, die uns 3000 Gefangene 
brachten. Auch bei Lomza ließen die Russen am 8. nach 
einem mißlungenen Angriff 800 Gefangene in unseren 
Händen. Bei Ostrolenka war es wieder zu einem Treffen 
gekommen, das am 10. März ein für uns siegreiches Ende 
fand; blieben doch nach diesen Kämpfen 6 feindliche Offi 
ziere, 900 Mann und 8 Ma 
schinengewehre in unseren 
Händen. Am nächsten Tage 
wurden hier noch 3 Offi 
ziere und 220 Mann ge 
fangen genommen. Auch die 
Kämpfe bei Prasznysz en 
deten für uns günstig; 3200 
Russen fielen hier in unsere 
Gefangenschaft. 
An der Front gegen 
Österreich - Ungarn gingen 
die Russen am 4. März in 
dem Abschnitt östlich Piotr- 
kow vor. Der Angriff kau: 
jedoch schon auf größerer 
Entfernung vor den k. u. k. 
Schützenlinien zum Stehen 
und brach im wirkungsvollen 
Feuer der österreichisch-un 
garischen Artillerie zusam- 
men. In der nächsten Zeit 
waren an einigen Frontab 
schnitten in Russisch-Polen 
heftige Kämpfe im Gange, 
bei denen sich beide Teile 
stellenweise sehr nahe rück 
ten; durch die k. u. k. Ar 
tillerie wurden jedoch rus 
sische Abteilungen unter be 
trächtlichen Verlusten zur 
Räumung vorgeschobener 
Stellungen gezwungen. 
Ferner brachten die öster 
reichisch-ungarischen Streit 
kräfte bei Jnowlodz an der 
Pilica mehrere feindliche 
Batterien zum Schweigen, 
und am 15. März wiesen 
sie an ihrer Front in Polen, 
östlich von Sulejow und bei 
Sopuszno, einige stärkere 
Angriffe der Russen erfolg 
reich ab. 
Auch die russischen Ver 
suche, beiderseits des Orzyc 
vorwärtszukommen, waren 
erfolglos. Besonders er 
bittert wurde um Jednoro- 
zek gekämpft. f Auch hier 
blieben wir Sieger, und 
2000 rufst sche Sold aten fielen 
als Gefangene . in unsere 
Hände. 
Bei Ostrolenka scheiter 
ten am 23. März mehrere 
russische Angriffe, und in 
den darauffolgenden Käm 
pfennahmen wir den Russen 
20 Offiziere, über 2500 
Mann und 5 Maschinen 
gewehre ab. In der Gegend 
von Kräsnopol war es ebenfalls zu erbitterten Kümpfen ge 
kommen, die für die Russen äußerst verlustreich waren: außer 
etwa 2000 Toten hatten sie bis zum 29. März den Ver 
lust von 4000 Gefangenen zu beklagen. Am 31. März ver 
suchten sie über die Rawka zu kommen, was jedoch völlig 
mißlang. Im ganzen haben wir im Monat März 55 800 
Russen gefangen genommen und 9 Geschütze sowie 61 Ma 
schinengewehre erbeutet. (Fortsetzung folgt.) 
Sturmangriff der Franzosen auf die Höhen 
von Thiaucourt. 
(Hierzu das obeustehende Bild.) 
Mit der Eroberung des Sperrfvrts Camp des Romains 
bei St.-Mibiel lBand 1 Seite 360) hatten die Deutschen 
Illustrierte Kriegsberichte. 
den Festungsring, der sich von Verdun bis Ranch an 
der französischen Ostgrenze entlangzieht, an der wichtigsten 
Stelle durchbrochen und konnten nun von hier aus die an 
beiden Ufern der Maas gelegenen Forts zusammenschießen, 
zugleich Verdun und Toul beherrschen. Diesen Reil, der 
sich immer tiefer in das Äerz Lothringens schob, wollten
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.