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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15.
worden waren. Um zu verhindern, daß das Schiff in
Feindeshand fiel, wurden Vorbereitungen zum Versenken
getroffen und gleichzeitig ein Unterhändler auf „Glasgow"
gesandt, der darauf hinwies, daß man sich in neutralen Ge
wässern befinde.
Da „Glasgow" trotz dieses Hinweises den Angriff fort
setzen wollte, wurde S. M. S. „Dresden" gesprengt und
versank um elf Uhr fünfzehn Minuten mit wehender Flagge,
während die Besatzung drei Hurras auf Seine Majestät
den Kaiser ausbrachte.
Hiernach ist die von englischer Seite gebrachte Darstellung,
daß S. M. S. „Dresden" unter Hissen der weißen Flagge
kapituliert habe, nicht zutreffend.
In London erweckte die Nachricht von dem Untergang
unseres kleinen Kreuzers um so größere Genugtuung, als
er der englischen Handelschiffahrt ganz bedeutenden Schaden
Von einer Kriegslist unseres Hilfskreuzers berichtete
am 12. März „Daily Chronicle". Das Blatt erzählte, daß
„Prinz Eitel Friedrich" an der einen Seite weiß, an der
anderen schwarz gestrichen gewesen und dadurch einem
Kreuzer, der ihn verfolgte, entronnen sei. „Prinz Eitel
Friedrich" war in eine Nebelbank gefahren, wodurch der
Verfolger ihn aus den Augen verlor. Bald darauf traf der
verfolgende Kreuzer ein weißes Schiff, das er für ein
Passagierschiff auf der Fahrt nach Südamerika hielt. Er
rief es an und fragte, ob es kein schwarzes Schiff habe
vorbeifahren sehen. Der Kapitän des weißen Schiffes
antwortete, daß 18 Meilen westlich ein schwarzes Schiff
an ihm vorübergefahren sei, worauf der Kreuzer mit Voll
dampf die falsche Spur verfolgte.
Nicht lange mehr sollten wir uns aber der Taten dieses
Schiffes erfreuen, denn schon am selben Tage meldete
Der Bahnhof Suwalki unter deutscher Verwaltung.
Ganz rechts der derzeitige Bahnhofkornmandant Hauptmann Gerlach, Professor an der Universität.
Hosphot. Kühlewindt, Königsberg i. Pr.
i. Pr.
zugefügt hatte. Wurde doch in London selbst zugegeben,
daß dieser Schaden sich auf etwa 67 2 Millionen Pfund
Sterling belaufe.
Aber noch immer schwamm ein Hilfskreuzer, der „Prinz
Eitel Friedrich", zum Schaden Englands auf den Meeren.
Nicht weniger als sieben Schiffe hatte er bereits versenkt,
darunter am 28. Januar ein amerikanisches, den „William
Frye", dessen Kapitän den Vorgang folgendermaßen schil
derte: AIs wir dem „Prinz Eitel Friedrich" begegneten
und von ihm beschossen wurden, ließ ich mein Schiff halten.
Daraufhin legte ein Boot des Kreuzers an meinem Dampfer
bei, und die Schiffspapiere wurden nachgesehen. Die La
dung wurde dann für Konterbande erklärt, und unter Lei
tung eines deutschen Offiziers begann man fie über Bord
zu schütten. Als dies zu langsam ging, wurde die Versen
kung des „William Frye" angeordnet. Sobald ich das hörte,
ging ich mit meiner Frau, meinen zwei Söhnen und der
Mannschaft nach dem deutschen Schiffe. Wir wurden auf
der Reise mit aller Höflichkeit behandelt.
Reuter aus New Pork, daß „Prinz Eitel.Friedrich" New
port News anlief, um erlittene Schäden auszubessern. Er
hatte 350 Personen an Bord, die er von in Grund gebohrten
Schiffen übernommen hatte. Alle wurden entlassen bis
auf vier Personen, die sich weigerten, einen Schein zu
unterschreiben mit der Verpflichtung, nicht die Waffen
gegen Deutschland zu erheben. Nachdem der Hilfskreuzer
in den Hafen eingelaufen war, erklärte der Kapitän Thie-
richsen, daß er für die Reparaturen eine Zeit von drei
Wochen brauche. Am 11. März erhielt Thierichsen die
formelle Mitieilung, daß er nach den Bestimmungen
der Haager Übereinkunft das Recht habe, Ausbesserungen
vorzunehmen, aber nur soweit es nötig sei, um das
Schiff seetüchtig zu machen. Der Umfang der Ausbesse
rungen und die dafür erforderliche Zeit solle durch die
Behörden der Vereinigten Staaten festgesetzt werden.
Selbstverständlich war man dort unserem Hilfskreuzer wegen
der Versenkung des „William Frye" gar nicht freund
lich gesinnt. Der deutsche Gesandte in den Vereinigten