Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
(Fortsetzung.) 
Unsere Auslandflotte hatte noch nicht ganz aufgehört 
zu existieren. Die Seeschlacht bei den Falklandinseln 
(vgl. Seite 124) hatte ihr zwar schweres Leid gebracht, 
aber der kleine Kreuzer „Dresden" war dern Verderben doch 
entronnen. Freilich mußten 
wir tagtäglich auf die trübe 
Nachricht gefaßt sein, daß 
auch die „Dresden" von 
ihrem Schicksal ereilt wor 
den sei. Ohne Verbindung 
mit der deutschen Heimat 
auf dem weiten Meere um 
herirrend, konnte sie unseren 
Feinden unmöglich entrin 
nen, und daß sie endlich in 
der Treibjagd wie ein ge 
hetztes edles Wild erlegen 
ist, gereicht den Engländern 
um so weniger zum Ruhme, 
als sie nur durch einen Völ 
kerrechtsbruch den gewiß 
leichten Sieg erringen konn 
ten. Der Kreuzer lag in der 
Cumberlandbucht der chile 
nischen Insel Juan Fernan- 
dez mit Maschinenhavarie 
und ohne Kohlen in nur 
400 Meter Abstand vom 
Lande vor Anker, als er am 14. 'Mürz früh von dem eng 
lischen Panzerkreuzer „Kent", dem kleinen Kreuzer „Glas 
gow" und dem Hilfskreuzer „Orama" angegriffen wurde. 
Der Feind eröffnete auf 3000—3500 Meter Entfernung das 
Feuer, das von der „Dresden" erwidert wurde. Eleich- 
^vfphot. Urbahns, Kiel. 
Korvettenkapitän Thierichsen, 
der Führer des Hilfskreuzers „Prinz 
Eitel Friedrich". 
zeitig erhob der deutsche Kommandant, Fregattenkapitän 
Lüdecke, Einspruch gegen die Eröffnung der Feindseligkeiten 
in neutralen Gewässern. Der englische Kommandant be 
antwortete diesen Einspruch mit der Erklärung, daß er Be 
fehl habe, die „Dresden" zu 
vernichten, wann und wo 
immer er sie treffe. Da der 
Kommandant S. M. S. 
„Dresden" einsah, daß ein 
weiterer Widerstand des 
Schiffes gegen die feind 
liche Übermacht aussichtslos 
war, sprengte er es in die 
Luft. Es gelang dem größten 
Teile der Besatzung, sich an 
Land zu retten. Nach sei 
nem Eintreffen in Valpa 
raiso sandte der Komman 
dant folgenden Bericht: 
Am 14. März vormittags 
lag S. M. S. „Dresden" zu 
Anker in der Cumberland 
bucht der Insel Juan Fer- 
nandez. Hier wurde das 
Schiff von den englischen 
Kreuzern „Kent"und „Glas 
gow" und von dem Hilfs 
kreuzer „Orama" angegrif- 
aus einer Richtung, in der 
Hofphot. Urbahns, Kiel, 
Fregattenkapitän Lüdecke, 
der Kommandant des in den 
chilenischen Gewässern vernichteten 
kleinen Kreuzers „Dresden". 
feru Der Angriff erfolgte 
S. M. S. „Dresden" nur feine Heckgeschütze verwenden 
tonnte. 
„Dresden" erwiderte das Feuer, bis alle verwendbaren 
Geschütze und drei Munitionstannnern unbrauchbar ge- 
Die Vertreibung der Russen aus Memel: Kampf in der Libauer Straße (f. S. 290). Nach eigenen Skizzen an Ort und Stelle gezeichnet von Prof. K. Storch. 
Amerika«. Copyright 1916 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
II. Band. 43
	        
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