Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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Phot. R. Sennecke, Berlin, 
Abgelöste Truppen kehren aus dem Schützengraben in das Ruhequartier zurück. 
„Hurra! Hurra!" 
hinüber, herüber. 
Ein Siegesjauch 
zen, ein jubelnder 
Dank für treu 
geleistete Waffen- 
Hilfe. 
Noch ist unser 
Werk nicht ganz 
getan. Offen fah 
ren die Batterien 
rechts und links 
der Straße auf 
und senden dem 
abziehenden Geg 
ner pfeifenden 
Abschiedsgruß. 
Mücken summen 
im hohen Gras. 
Sommernachmit 
tagsschwüle lastet 
überden Feldern. 
— Der Feind ist 
verschwunden. 
Die Feldkessel 
werden über rasch 
entzündete Feuer 
gehängt und die Pferde in die Haferfelder getrieben. 
In Badonviller prasselt immer noch hier und da plötzlich 
heftiges Gewehrfeuer auf, gleich niederbrechendem Platz 
regen. Noch lauert in Winkeln und Ecken sicher versteckt 
heimtückischer Feind. Haus für Haus muß geräumt und 
vom Keller bis zum Speicher durchsucht werden. 
Wütend schwillt das Eewehrfeuer an. Was ist das? 
In unserem Rücken pfeifen die Kugeln. Protzen und Pferde 
fluten zurück. Da die Kirche! Jede Luke im Turm und in 
der Kuppel ist besetzt von einem Eewehrlauf, der zwischen 
den heruntergelassenen Jalousien heraussieht. Im Feuer 
wird eine Batterie herumgeworfen. Kein Schuß darf fehl 
gehen! Sechsmal kracht es hintereinander, und sechs Löcher 
tun sich auf in Turm und Kirche. — Kein Laut mehr! 
Mit einem Schlage ist das Feuer verstummt, aber feiner 
blauer Rauch kräuselt, noch kaum sichtbar, aus dem Elocken- 
türmchen über der Kuppel. 
Ruhe ist im Ort. Der Maire eilt von Haus zu Haus: 
Alle Türen und Fenster müssen weit offen stehen. Wo der 
Besitzer geflohen, prasseln Kolben und Arte gegen das 
splitternde Holz. In der Bogenhalle des Rathauses sind 
die männlichen 
Einwohner zu 
sammengetrie 
ben. In dichten 
Reihen stehen sie 
hintereinander, 
finstere, trotzige 
und verängstigte 
Gesichter. Geson 
dert, streng be 
wacht, lehnen die 
auf frischer Tat 
Ertappten an der 
Mauer, die man 
dabei überrascht 
hat, wie sie auf 
unsere Verwun 
deten und Kran 
kenträger schos 
sen. Auf der an- 
derenSeite hocken 
die Gefangenen: 
rothosige Infan 
teristen undJäger 
aus Baccarat, 
Frankreichs Elite 
truppe. Ein El 
sässer ist unter ihnen. — „Was geschieht mit uns?" — Sie 
erwarten Schlimmes. 
An allen Ecken und Enden brennt die Stadt. Unsere 
ermüdeten Truppen versuchen zu löschen, so gut es geht. 
Allein es fehlt an Eimern. Die einzige Feuerspritze, die 
man aufgetrieben hat, gibt nur kümmerlich dünnen Strahl. 
Auch wir müssen zurück. Übermächtige feindliche Ko 
lonnen sind uns rechts und links im Anmarsch gemeldet. 
Aber es wird Nacht, ehe der Befehl die vordersten Batterien 
erreicht. In schweigendem Marsch geht es zurück. Lichterloh 
flammt jetzt die Stadt. Auf die menschenleeren Straßen 
prasselt das niederbrechende Gebälk. Auf den engen Wegen 
springt glostende Glut uns an und sengt die Haut. Wir 
reiten durch die Hölle. 
Feldpostbrief aus dem Senne-Lager. 
Mein lieber T. 
Deinen lieben Brief möchte ich zunächst ein wenig der 
Reihe nach beantworten. Wir sind hier, die ganze Kom 
panie, in einer Stallbaracke, sonst für Pferde, untergebracht. 
Phot. A. Grohs, Berlin. 
Neun Argonnenhelden, die allein 130 Franzosen zu Gefangenen machten.
	        
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