Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
Feldzug gegen die Anhänger des Herrn Wilson und seines 
Staatssekretärs Bryan begonnen und der noch herrschenden 
demokratischen Partei bei mehreren Wahlen schon gründ 
liche Niederlagen bereiten helfen. Und erst zu Ostern wieder 
erschienen in vielen amerikanischen Zeitungen ganzseitige 
Anzeigen, in denen 400 Verleger und Drucker nichteng 
lischer, in Amerika erscheinender Zeitschriften, vorab ita 
lienischer, polnischer und ungarischer, sich an das ameri 
kanische Volk wendeten, damit es endlich sich aufraffe und 
diesen Lieferungen ein Ende bereite, die bestimmt sind, 
Blutsverwandte der Mehrzahl der Leser dieser Zeitschriften 
zu töten oder zu Krüppeln zu machen. Wird das alles etwas 
helfen? Wir haben nachgerade alle Hoffnung verloren, 
obwohl in den Kirchen der Vereinigten Staaten täglich mit 
lauter Stimme um den Frieden gebetet wird; aber Ge 
schäft bleibt eben Geschäft und uns nur die harte Pflicht, 
auch mit dieser einseitigen Neutralität fertig zu werden. 
Phot. Leipziger Presse-Büro. 
Frühling im Argonnenwalde. 
In der Flanke gefaßt, weicht der Feind. Unsere In 
fanterie kann durchstoßen. Vor den vordersten Batterien 
liegen wir in einem Hohlweg gedeckt, neben uns ein toter 
Chasseur, wenige Schritte weiter einer der Unseren. Der 
Feind weicht, aber noch knattert es in den Straßen. Die 
vorgeschickten Krankenträger kommen eilig zurück. Man hat 
auf sie geschossen, trotz der weißen Armbinden mit dem 
roten Kreuz. Stöhnende werden zurückgeschafft. Gerüchte 
durchschwirren die Luft, Worte schlagen ans Ohr: der ist tot 
und jener — liebe, vertraute Namen. Armes Leibregiment, 
du hast dir deinen blutigen Rühmeskranz teuer erkauft! Aber 
der Schrecken wird vor dir herbrausen! 
Wir ziehen durch den Ort. Eine Eskadron der 8. Chevau 
legers, das einzige, was wir noch haben, muß als 
Artilleriebedeckung dienen. Zwischen den Lanzenreitern 
rasseln die Batterien über das holprige Pflaster. Im 
flüchtigen Vorbeireiten fällt die Kirche des Städtchens auf. 
Ein sonderbarer Bau! Wie das Pantheon in Rom mit 
weiter Kuppel. Ein massiger Turm über dem Eingangs 
tor. Aus festem Quaderstein, welch treffliche Festung! Am 
Südausgang der Stadt schanzt die Infanterie. Als sie un 
seres Obersteck an der Spitze seiner Batterien ansichtig wird, 
fliegen die Helme in die Höhe, durchbraust Hurra die Luft. 
Die Erstürmung von Badonviller. 
Von Dr. Colin Rotz. 
(Hierzu die Kunstbeila.ge.) 
Kurze Rast folgte dem ersten Gefecht. — Es waren 
Hochsommertage von sützer, schwerer Reife. Die Acker 
übervoll von gelbem Korn, das nach der Sichel rief; die 
Bäume brechend unter der allzu schweren Fruchtlast. In 
unseren Adern sang das sonnenwarme Blut. Offen und 
lockend lag vor uns das Land wie eine reife Frucht. Wäre 
nicht der Kranz der brennenden Dörfer gewesen, aus denen 
verräterische Tücke uns hinterrücks angefallen hatte, wär^s 
wie ein Ritt zu festlich-froher Braut.fahrt. 
Plötzlich und blutig kam der Ernst. Noch lag die Haupt 
macht der Artillerie beim Abteilungsführer zurück. Da kam 
ein Ordonnanzoffizier: Die Infanterie ist auf unerwartet 
starken Widerstand gestoßen. Sie bittet dringend um Unter 
stützung. Und während des Vorreitens häufen sich die 
Hiobsposten: Die Infanterie hat sich nicht halten lassen und 
ist in das Städtchen Badonviller gestürmt. — Sie ist auf 
Befestigungen gestoßen und kann nicht vor noch zurück. — 
Es ist ein Straßenkampf wie in Orleans. — Die Einwohner 
greifen hinterrücks die Unseren an. 
Unterstützung? Woher? Eine einzige Kompanie ist 
noch zur Verfügung des Generals. Sie wird vorgeworfen. 
Vorn und fürs erste verwendbar ist nur ein bayrisches In 
fanterieregiment und ein bayrisches Feldartillerieregiment. 
Wir können nicht viel helfen. Auf den Ort können wir 
nicht schießen, ohne unsere eigene Infanterie zu gefährden, 
und die französische Artillerie ist eingeschossen und in guter 
gedeckter Stellung. Da hilft nur eins. Vor, rücksichtslos 
vor! Bis dicht vor den Ort undüihm zur Seite fahren 
die Batterien auf. Uber ihnen zerplatzen französische Schrap 
nelle. Ein Jnfanteriehauptmann galoppiert heran. Das Ge 
sicht ist geschwärzt; ein Gewehr hängt ihm über der Schulter. 
Er reitet das Pferd eines französischen Kapitäns: „Das 
Leibregiment liegt in schwerem Artilleriefeuer." Unsere 
Batterien machen ihm Luft. Wenige hundert Meter vor 
den Geschützen feuert französische Infanterie. Die ein 
schlagenden Geschosse scheuchen sie auf.
	        
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