Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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Vereins vom Roten Kreuz" arbeitet, so findet diese Organi 
sation im eigentlichen mobilen kriegerischen Operations 
gebiet keine Verwendung; ihr Wirkungsfeld liegt in der 
Etappe, sei es zur Krankenpflege, sei es im Transportwesen. 
Ihrer Freiwilligkeit halber, aus ihren Voraussetzungen her 
aus und wegen der Konsequenzen. Bei der kämpfenden 
Truppe ist sie nicht, dagegen bringen es die Verhältnisse 
mit sich, das; sie zur Zurückbeförderung von Verwundeten 
mit Sanitätsautos innerhalb des Operationsgebietes Ver 
wendung finden kann. Mit dieser Feststellung sollen Wert 
und Wichtigkeit der freiwilligen Krankenpflegearbeit vom 
„Roten Kreuz" keineswegs verkleinert werden. Die All 
gemeinheit aber hat ein Anrecht darauf, zu wissen, daß 
die Sorge für die Verwundeten und Kranken im mobilen 
Operationsgebiet ein soldatisches Gewand trägt, von Teilen 
des Heeres selbst ausgeübt wird und der militärischen Dis 
ziplin streng unterliegt, von demselben militärischen auf 
opfernden Geiste beseelt ist, wie die kämpfende Truppe 
selbst. Die Sanitütstruppe ordnet sich in diese ein und 
bildet mit ihr ein organisches Ganzes im Heereskörper. 
Die erste Hilfe und alles, was unter diesen Begriff fällt, 
ist für den späteren Heilverlauf von 
hervorragender Bedeutung. Ein sau 
ber angelegter „steriler" Verband ist 
bei blutigen Verletzungen die Grund 
bedingung dafür, daß durch Verun 
reinigung von außen nicht noch eine 
Infektion zur Wunde hinzutritt. 
Deshalb trägt jeder Soldat zwei 
sterile Verbandpäckchen in bestimmten 
Taschen im Futter seines Waffen 
rocks an vorgeschriebener Stelle bei 
sich, über deren Gebrauch er schon 
in Friedenszeiten belehrt wird. So 
ist jeder Mann im Notfall in der 
Lage, sich selbst zu verbinden, wenn 
er nicht durch die besondere Art 
seiner Verletzung daran gehindert 
wird. Tritt dieser Fall ein, so ist 
noch stets der neben ihm kämpfende 
oder marschierende Kamerad der 
treueste Samariter. 
Ist es diesem im Interesse des 
Kampfes nicht möglich, so tritt das 
zu jeder Kompanie gehörige Sani 
tätspersonal in Tätigkeit und legt 
selbst Schutz- oder provisorische Stütz 
verbände, elastische Binden gegen 
die Verblutungsgefahr und der 
gleichen an, oder es führt die Ver 
letzten dem Truppenarzt zur Wund 
versorgung zu. 
Für das Zurückbringen und Herausholen der Verwun 
deten aus der Kampflinie sind verschiedene Maßnahmen 
vorgesehen. Die Franzosen lassen freilich, wie mir glaub 
würdig versichert wurde, oft genug im Schützengraben 
kampf ihre Verwundeten und Toten Zwischen ihren und 
unseren Linien liegen; sie sollen sogar an Stellen unserer 
Front den Gefallenen die wollenen Decken vom Tornister 
geschnürt haben, ohne sich um die Verwundeten zu kümmern 
oder die Toten zu bergen, welch letztere hie und da wochen 
lang liegen blieben und die Luft verpesteten. Dagegen 
wird bei uns jeder verwundete und tote Landsmann, wo 
nur irgend angängig, von den Kameraden in kürzester Zeit 
geborgen; wenn nicht vorher, so doch im Schutz der Nacht. 
Zur Verwundetenbergung arbeiten bei der deutschen 
Infanteriedivision zwei verschiedene Organe ineinander, 
von denen je nach Heftigkeit des Kampfes und Größe 
des Gefechtsfeldes das eine oder das andere mehr in An 
spruch genommen wird. So genügen oft die Kranken 
träger der Truppe, um die Verletzten in die gesicher 
tere Stellung des Truppenverbandplatzes zurückzubringen. 
Leichtverwundete, die marschfähig sind, gehen allein oder 
mit Unterstützung des Sanitätspersonals zurück; Schwer 
verwundete, Nichtmarschfähige werden auf Tragen (aus 
dem Jnfanteriefanitätswagen) oder auf Behelfstragen zu 
rückgebracht. 
In der Regel ist es notwendig, daß als zweites Glied 
die „Sanitätskompanie" sich um die erste Für 
sorge für die Verwundeten in und nach dem Gefecht küm 
mert. Nach Ziffer 121 der Kriegsanitätsordnung haben 
die Krankenträger die Verwundeten auf dem Gesichtsfeld 
zu suchen und der ärztlichen Hilfe zuzuführen. Da, wie der 
Name besagt, es sich um eine ganze Kompanie handelt, so 
wird es der Leser verständlich finden, daß ihr und ihren 
neun Ärzten die Hauptaufgabe in der Bergung, Versorgung 
und Beförderung der Verwundeten zufällt. 
Fälschlicherweise wird vom großen Publikum die Sani 
tätskompanie häufig mit der Sanitätskolonne der frei 
willigen Krankenpfleger vom Roten Kreuz verwechselt. 
Als Grund hierfür kann wohl angenommen werden, daß 
die Sanitätskompanie eine im Frieden nicht vorhandene 
Formation darstellt, die, abgesehen von Übungen, erst mit 
der Mobilmachung aufgestellt wird. 
Die Sanitätskompanie arbeitet auf dem 
Ha uptverbandplatz. Welche gesteigerte Arbeits 
leistung nach größeren Gefechten, wo man geradezu von 
einem Ansturm der Verwundeten sprechen kann, besonders 
nachts hier in gedrängter Zeit stattfindet, ist schwer zu be 
schreiben. Auf dem Hauptverbandplatz, der zum Beispiel 
im Positionskampf einige Kilometer hinter den Schützen 
linien liegt und tunlichst in festen Ge 
bäuden untergebracht ist, werden die 
Verbände nachgesehenund je nach Um 
ständen Stütz- oder Schienenverbände 
neu angelegt; hier werden notwen 
dige Operationen vorgenommen, Arz 
neien gegeben, die Kranken gelagert 
und beköstigt, bis sie am gleichen oder 
folgenden Tage in die einige Kilo 
meter weiter rückwärts und ganz 
außer Feuerbereich gelegenen Feld 
lazarette befördert werden. Der 
Transport zum Hauptverbandplatz 
geschieht auf mit Pferden bespannten 
Krankenwagen, zumeist nachts; dieser 
Dienst der Fahrer und Krankenträger 
ist mühevoll und gefahrbringend zu 
gleich, denn die Gefährte werden 
stets beschossen, während sich die 
Soldaten in Schützengräben und Un 
terständen geschützt aufhalten. Die 
Beförderung vom Hauptverbandplatz 
zum Feldlazarett untersteht gleich 
falls der Sanitätskompanie, wird aber 
tunlichst mit Sanitätsautos betrieben 
und zur Entlastung, soweit möglich, 
von der Freiwilligen Sanitätskolonne 
vom Roten Kreuz ausgeführt. 
Im Feldlazarett findet der Ver 
wundete und Kranke sein Bett und 
eingehende Wundversorgung. So 
bald er geheilt und wieder dienstfähig ist, wird er zur Truppe 
zurückgeschickt. 
Am Duklapaß. 
(Hierzu das Bild Seite 269.) 
Als der Versuch der Russen, in Westgalizien durchzu 
brechen, gescheitert war, setzten sie mit erhöhter Kraft an 
der Karpathenfront ein, um den 450 Kilometer langen Ee- 
birgskamm, über den sie im Verlaufe des Feldzugs wieder 
holt schon zurückgetrieben worden waren, wieder in ihren 
Besitz zu bringen. Die kraftvolle Säuberung Oberungarns 
durch die von deutschen Streitkräften unterstützten öster 
reichisch-ungarischen Truppen hatte bei den Russen offen 
bar die Ansicht entstehen lassen, daß es sich nun um einen 
gegen den linken Flügel der russischen Armee gerichteten 
Vorstoß großen Stils und um den Entsatz der Festung 
Przemysl handle. Gleichzeitig drang ja auch eine öster 
reichisch-ungarische Armee weit ausholend und bedrohlich 
über die Bukowina in den Raum nordöstlich der Karpathen 
vor. Dies veranlaßte die russische Heeresleitung, sowohl 
bei Sambor, östlich von Przemysl, wie bei Krosno alle 
verfügbaren Kräfte zu sammeln, um dem weiteren Vor 
dringen der Verbündeten halt zu gebieten. Es entwickelten 
sich in der Folge auf der ganzen Linie der Waldkarpathen 
vom llzsoker bis zum Wyszkower Passe unter den un 
günstigsten winterlichen Verhältnissen zunächst heftige Teil 
gefechte, die sich schließlich zu einer einzigen, einheitlich ge 
leiteten Riesenschlacht gestalteten und besonders in der 
Kriegsgefangener vom Senegal.
	        
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