Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Der schwedische Dampfer „Svartön", der Ln der Nordsee auf eine Mine lief. 
„Times", daß der Preis für ein vierpfündiges Brot auf 
8V2 d gestiegen sei, das heißt auf eine bis dahin nie da 
gewesene Höhe, und der „Economist" vom 6. März be 
merkte, daß, wenn man den Gesamtpreissatz für Brot, 
Fleisch, Tee, Zucker und Textilwaren für die Zeit von 
1901—1906 gleich 100 setze, er im Februar 1916 sich auf 
142,3 stelle. 
Die große Preissteigerung der Lebensmittel, aber auch 
die Erhöhung der Preise für Kohlen — die Hausbrandkohle 
erreichte am 19. Februar den enormen Preis von 34 Schilling, 
und die Easpreise wurden nach einem Zeitungstelegramm 
vom 16. März infolge der hohen Kohlenpreise um wei 
tere 4 Pence gesteigert — erzeugten eine immer mehr 
um sich greifende Unruhe in der englischen Arbeiter 
schaft; es kam zu Lohnforderungen und Streiken, deren 
außerordentliche Bedeutung und Gefahren auch von der 
englischen Regierung nicht verkannt wurden. — Nicht mit 
Unrecht hatte nach dem „Labour Leader" vom 26. Februar 
der Arbeiterführer Snowden im Unterhause gesagt: „In 
der Arbeiterbevölkerung herrscht eine Stimmung, die Schlim 
mes bedeutet. Wenn die Regierung nicht bald kräftige 
Abhilfe schafft, so wird ihr im Lande selbst ein Feind er 
stehen, der gefährlicher ist als der im Feld bekämpfte." 
Diese Erfolge sind größer, als wir jemals erwarten 
konnten, und weit größer, als die Engländer jemals glaubten 
befürchten zu müssen. Die mächtige Flotte Großbritanniens 
hat unser Wirtschaftsleben nicht im entferntesten so beein 
flußt, wie wir das Wirtschaftsleben Englands durch unsere 
Unterseeboote gestört haben. Freilich haben wir auch be 
dauerliche Verluste zu verzeichnen. Am 4. März machte 
die englische Admiralität bekannt, daß das deutsche Unter 
seeboot „U 8" in der Nähe von Dover durch 
ein englisches Torpedoboot zum Sinken ge 
bracht worden sei. Die Besatzung wurde 
gerettet. 
Bald folgte die weitere Meldung, daß 
die gefangenen Offiziere und Mannschaften 
des „kl 8" nicht derselben ehrenvollen Be 
handlung wie die anderen Kriegsgefangenen 
teilhaftig, insbesondere nicht den Offizieren 
die Vorteile ihres Ranges zugebilligt würden. 
Deutschland ließ darauf durch die amerikanische 
Botschaft der englischen Regierung mitteilen, 
daß für jedes Mitglied der Bemannung von 
Unterseebooten, das zum Gefangenen ge 
macht wird, ein Offizier der britischen Ar 
mee, der als Kriegsgefangener in Deutsch 
land gehalten wird, eine entsprechend härtere 
Behandlung erfahren wird. 
Unter dem 1. April hat das Londoner 
Auswärtige Amt geantwortet, daß die Offi 
ziere und Mannschaften, die von den deut 
schen Unterseebooten „U 8" und „U 12" 
(letzteres war am 10. Mürz durch den eng 
lischen Torpedobootzerstörer „Ariel" gerammt 
und zum Sinken gebracht worden) gerettet 
wurden, in das Marinegefängnis gebracht 
worden sind, angesichts der Notwendigkeit, 
sie von anderen Kriegsgefangenen zu trennen. 
Sir Edward Erey hat die Stirn gehabt, 
hinzuzufügen, daß sie dort besser genährt und 
gekleidet würden, als gegenwärtig britische 
Kriegsgefangene von gleichem Range in 
Deutschland. Es ist klar, daß dem scharfen 
Protest, den die deutsche Regierung sofort 
gegen d>ese Anmaßung erhob, die Tat auf 
dem Fuße folgte. 
Durch das deutsche Vorgehen wurde 
natürlich auch die neutrale Handelschiffahrt 
erheblich geschädigt. Diese Wirkung hatte 
aber ebenso schon die Kriegsgebieterklärung 
Englands Anfang November 1914 gehabt. 
Wir konnten bei dem Kampf um unsere 
Existenz keine Rücksicht darauf nehmen, wem 
dadurch Schaden zugefügt wurde, und durf 
ten uns deshalb durch die Proteste neu 
traler Staaten nicht beeinflussen lassen. Die 
Antwortnote der amerikanischen Regierung 
auf die deutsche Erklärung, daß sich neu 
trale Schiffe, die sich nach dem 18. Februar 
in den englischen Gewässern und an der Nord- und West 
küste Frankreichs aufhielten, damit in Gefahr befänden, 
weil wir mit allen Mitteln versuchen würden, die englischen 
Truppenverschiffungen zu verhindern, wurde am 13. Februar 
in Berlin übergeben und lautete folgendermaßen: 
Die Regierung der Vereinigten Staaten ist durch die 
Bekanntmachung des deutschen Admiralstabes vom 4. Fe 
bruar 1916 darauf aufmerksam gemacht worden, daß die 
Eeröässer rings um Großbritannien und Irland, einschließ 
lich des gesamten englischen Kanals, als Kriegsgebiet an 
zusehen seien, daß alle in diesen Gewässern nach dem 
18. Februar angetroffenen Kauffahrteischiffe zerstört werden 
sollen, ohne daß es immer möglich sein werde, die Be 
satzungen und die Passagiere zu retten, und daß auch neu 
trale Schiffe in diesem Kriegsgebiet Gefahr laufen, da 
angesichts des Mißbrauches neutraler Flaggen, der am 
31. Januar von der britischen Regierung angeordnet worden 
sein soll, und angesichts der Zufälligkeiten des Seekrieges 
es nicht immer vermieden werden könne, daß die auf feind 
liche Schiffe berechneten Angriffe auch neutrale Schiffe 
träfen. 
Die amerikanische Regierung erachtet es daher für 
ihre Pflicht, die Kaiserlich Deutsche Regierung in auf 
richtiger Hochschätzung und mit den freundschaftlichsten 
Gefühlen, aber doch ganz offen und ernstlich, auf die 
Folgen aufmerksam zu machen, die das mit der Bekannt 
machung offenbar beabsichtigte Vorgehen möglicherweise 
herbeiführen kann. Die amerikanische Regierung schätzt 
diese möglichen Folgen mit solcher Besorgnis ein, daß sie 
es unter den obwaltenden Umständen als ihr Recht, ja 
auch als ihre Pflicht erachtete, die Kaiserlich Deutsche
	        
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