Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/13. 
(Fortsetzung.) 
Es war eine ganz neue Art der Seekriegführung, die 
Deutschland mit seiner Kriegsgebieterklärung und ins 
besondere mit seinen Unterseebooten ins Leben rief. Die 
Absicht bei unserem Vorgehen war weniger die Vernichtung 
feindlicher Schiffe, als vielmehr und in erster Linie die 
Unterbindung der englischen Zufuhr. Daß dieses Ziel er 
reicht wurde, beweist die nachstehende kurze Zusammen 
stellung der wirtschaftlichen Folgen, die einzig und allein 
auf die Tätigkeit unserer Unterseeboote zurückzuführen sind. 
Ihre Anwesenheit in der Irischen See hatte bereits am 
2. Februar zwei englische Dampfschiffahrtslinien veranlaßt, 
ihren Dienst einzustellen. Am 4. Februar, also am Tage 
der Ankündigung des II-Boot-Krieges, folgten ihrem Bei 
spiel die White-Star-Linie und 27 andere englische Schiff 
fahrtsgesellschaften. Mit Recht berichtete deshalb der Lon 
doner Mitarbeiter der Mailänder „Gazetta bei Popolo": 
„Was auch die Zeitungen schreiben mögen, der Seeverkehr 
ist gründlich in Unordnung geraten." 
In der Zeit vom 18. Februar bis zum 5. März wurden 
die Häfen Hollands und Skandinaviens von nur 300 eng 
lischen Handelschiffen angelaufen, gegen 1500 in der gleichen 
Periode des Vorjahres. Ferner liefen aus den englischen 
Häfen in der letzten Woche des Monats Februar nur 174 
Schiffe gegen 830 in der ersten Februarwoche aus. Die 
Tagesfahrten zwischen Dieppe und Folkestone, die eigent 
lich am 8. März hätten wieder aufgenommen werden sollen, 
wurden bis auf weiteres ausgesetzt. Am 13. März wiesen 
die „Times" auf den „in diesem Jahrhundert noch nicht 
dagewesenen Fall" hin, daß 14 Tage lang kein Personen 
dampfer von Amerika nach England gelangt sei. 
Der II-Boot-Krieg machte seine Wirkungen naturgemäß 
auch bald auf den Schiffahrtverkehr zwischen England und 
den neutralen Staaten in einschneidender Weise geltend. 
Die schwedischen Reedereien hatten anfänglich eine ab 
wartende Stellung eingenommen. Die nach englischen 
Häfen bestimmten Dampfer wurden aber sämtlich zurück 
gehalten. Bereits am 21. Februar wurde die Dampfer 
verbindung zwischen Göteborg und England völlig unter 
brochen. Richt einmal der Postverkehr mit England konnte 
in erheblichem Umfang aufrechterhalten werden. Auch 
hatten die Vertreter dänischer Exporteure erklärt, daß der 
neutrale Handel durch den 1I-Boot-Krreg gegen England 
gezwungen werde, seine Fahrten zu unterlassen. Die 
holländische Reederkonferenz erklärte, es den einzelnen 
Reedern anheimzustellen, ob sie den Dienst fortsetzen wollten. 
Die „Batavier"- und „Zeeland"-Linie beschlossen darauf, 
ihren Englanddienst vorläufig aufzugeben. Ebenso stellten 
die Fährdampfer von Rotterdam und Vlissingen nach Lon 
don ihren Dienst nach England ein. Die Postverbindungen 
zwischen England und Holland verschlechterten sich von Tag 
zu Tage. „Wir erhalten", so hieß es in einem Bericht, „nicht 
nur keine Zeitungen aus England, auch jede Verbindung 
mit Frankreich sowie mit Südafrika und Amerika hat auf 
gehört. Die Dampfer, die bisher diesen Dienst unter 
hielten, sind außerstande, regelmäßig zu fahren, da sie sich 
vor Minen und Unterseebooten fürchten." 
Als nächste wirtschaftliche Folgeerscheinung der Einstel 
lung des Schiffsverkehrs infolge des II-Boot-Krieges ergab 
sich eine noch beschleunigtere Steigerung der Schiffsfrachten 
und Versicherungsprämien, die bereits vor dessen Ankün 
digung eine außerordentliche Höhe erreicht hatten, jetzt 
aber eine durchschnittliche Steigerung um über 300 Prozent 
erfuhren. Das mußte zur Folge haben, daß die Zufuhr 
nach England erschwert wurde. Bereits am 8. Februar 
meldete „Berlingske Tidende" aus London: 
„Die Eetreidetransporte über See haben so gut wie 
aufgehört, da die bestehenden Frachtsätze von Amerika eine 
derartige Höhe erreichten, daß nachgerade jede Verladung 
unmöglich wird. Besondere Aufmerksamkeit erweckt der La 
Plata-Markt, wo die Frachten jetzt 75 Schilling für die Tonne 
betragen. Auch hier sieht es aus, als ob die Frachten einst 
weilen jede Verladung verhindern werden." < 
Der Mangel an Kohlen machte sich besonders in den eng 
lischen Gas- und Elektrizitätswerken geltend, deren Ver 
treter bei der Regierung wegen schnellerer Bahnbeförderung 
vorstellig wurden. — Auch das Fehlen von Kupfervitriol 
trat mehr und mehr in Erscheinung. 
Die Butterausfuhr nach England gestaltete sich durch 
die höheren Frachten und die Kriegsrisikoprämien außer 
ordentlich schwierig. Die Wirkungen der ungenügenden 
Zufuhr zeigten sich bald in einer immer mehr zutage treten 
den Teuerung. — Am 16. Februar 1915 meldeten die 
Amerika«. Copyright 1915 by Union Deutsche Verlagsgesellschast in Stuttgart. 
II. Band. 
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