Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
255 
Der Kampf, der vierzehn Tage dauerte und am 16. Fe 
bruar begann, wurde französischerseits eingeleitet durch 
eine artilleristische Vorbereitung, wie sie selbst dieser Krieg 
noch nicht gesehen hat. Wie das deutsche Hauptquartier 
mitgeteilt hat, wurden täglich mehr als 100 000 Schutz 
abgegeben. Da in der Nacht nicht gefeuert wurde, blieb 
für die kurzen Tagesstunden eine solche Fülle von Ge 
schossen verfügbar, datz auf den Meter Front beim 
8. Armeekorps eine Belegung mit 177 2 Schutz zu rechnen 
ist. Natürlich wurden die deutschen Schützengräben und 
Unterstände dadurch zermalmt, nach dem Urteil von Augen 
zeugen vollständig eingeebnet. An eine Deckung in ihnen 
war nicht mehr zu denken. Die deutsche Infanterie ging 
deshalb auf kurze Entfernung von ihnen zurück, blieb aber 
jederzeit in der Lage, Eegenstötze auszuführen, sobald 
der Feind sich anschickte, von den zunächst verlassenen 
Eeländeabschnitten Besitz zu ergreifen. So schreibt das 
Große Hauptquartier: „Unerschütterlich haben die Rhein 
länder und die zu ihrer Unterstützung herangezogenen 
gesamten an der Masurenschlacht beteiligten deutschen 
Kräfte erlitten. Aber sie sind nicht umsonst gebracht. Die 
Einbuße des Feindes ist auf mindestens das Dreifache der 
unsrigen, das heißt auf mehr als 45 000 Mann zu schätzen. 
Unsere Front in der Champagne steht fester als je." Wenn 
einem der beteiligten deutschen Regimenter eine besondere 
Anerkennung gebührt, so ist es das 3. Earderegiment zu 
Fuß, das schon in früheren Schlachttagen sich unsterblichen 
Ruhm erworben hat. Der Deutsche Kaiser fand Gelegen 
heit, dem Generaloberst v. Einem in Vouziers persönlich 
für seine Führung und seine Erfolge zu danken. Auch dessen 
Unterführer, die Generale Riemann und Fleck, wurden 
durch hohe Ordensauszeichnungen geehrt. 
Es ist ein schöner Herzenszug unserer Hohenzollern, 
datz sie gern persönlich mit warmen Worten Offizieren und 
Truppenteilen für ihre Blutarbeit danken. Solche Dankes 
bezeigungen werden den Beteiligten unvergeßlich bleiben. 
Wir erwähnen eine solche des Kaisers an Generaloberst 
v. Einem in Vouziers und sodann den Dank unseres leut- 
Jnfanterie in Alarmstellung hinter der Front. 
Bataillone der Garde und anderer Verbände dem Ansturm 
sechsfacher Überlegenheit nicht nur standgehalten, sondern 
sind ihm oft genug,.- mit kräftigen Gegenstößen zuvor 
gekommen." So erklärt sich, datz, obwohl es sich hier um 
reine Verteidigungskämpfe handelte, doch mehr als 2450 un 
verwundete Gefangene, darunter 35 Offiziere, in unseren 
Händen blieben. Der Kampf hatte sich in den vierzehn 
Eefechtstagen nicht, wie gewöhnlich, verbreitert, sondern 
auf eine Front von 8—10 Kilometer verengt — also zwei 
Drittel der Kampffront von Gravelotte. Es handelt sich 
hier um eine Schlacht, die man mit Recht der Winterschlacht 
an den Masurischen Seen an die Seite stellt. Alle neuen 
Vorstöße der französischen Infanterie brachen unter dem 
Feuer der sich geschickt unterstützenden deutschen Infanterie 
und Artillerie so oft zusammen, datz den Franzosen zuletzt 
die Stoßkraft verloren ging, sie erlahmten und zum bitteren 
Ende den verlustreichen Rückzug antreten mutzten. Die 
deutsche Berichterstattung läßt sich über den Erfolg der 
Kämpfe mit folgenden Worten aus: 
» „Freilich sind unsere Verluste einem tapferen Gegner 
gegenüber schwer; sie übertreffen sogar diejenigen, die die 
seligen Kronprinzen an ein Regiment, das sich bei dem 
Sturm auf Massiges ausgezeichnet hatte, sowie an eine 
auf den Kriegschauplah im Westen abgezweigte österreichisch 
ungarische Abteilung (siehe die Bilder Seite 247). 
Mit den Deutschen nach Rußland. 
In dem Mailänder „Corriere della Sera" finden wir 
den Bericht seines Berliner Korrespondenten, der im 
Gegensatz zu den von den Russen verübten Schandtaten 
den Geist der Ordnung und Rechtlichkeit rühmt, der das 
deutsche Heer auch in Feindesland beseelt und nicht wenig 
dazu beiträgt, dem deutschen Volk die Sympathien der 
Polen zu sichern, die den leeren Versicherungen von rus 
sischer Seite längst kein Vertrauen mehr schenken. Unser 
Gewährsmann schreibt: 
Wir kamen gerade in der Pause zwischen Abziehenden 
und Einziehenden nach Lyck. Tiefen Eindruck ruft das In 
nere der Häuser hervor, die unheimliche Leere, die un 
geheuerlichen Schmutzereien, das bis ins kleinste gehende 
Zerstörungswerk. Zerknitterte Kassenbücher, eingedrückte
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.