Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
unterbrochenen Kämpfen hat der Gegner seit dem 16. Fe 
bruar nacheinander mehr als sechs voll aufgefüllte Armee 
korps, ungeheuerliche Massen schwerer Artilleriemunition 
eigener und amerikanischer Fertigung — oft mehr als 
100 000 Schutz in 24 Stunden — gegen die von zwei 
schwachen rheinischen Divisionen verteidigte Front von 
8 Kilometer Breite geworfen. Unerschütterlich haben die 
Rheinländer und die zu ihrer Unterstützung herangezogenen 
Bataillone der Garde und anderer Verbände dem An 
sturm sechsfacher Überlegenheit nicht nur standgehalten, 
sondern sind ihm oft genug mit kräftigem Gegenstotz zuvor 
gekommen. So erklärte sich, datz, obwohl es sich hier um 
reine Verteidigungskämpfe handelt, mehr als 2460 un 
verwundete Gefangene, darunter 35 Offiziere, in unseren 
Händen blieben. Freilich sind unsere Verluste einem 
tapferen Gegner gegenüber schwer. Sie übertreffen sogar 
diejenigen, die die gesamten an der Masurenschlacht be 
teiligten deutschen Kräfte erlitten. Aber sie sind nicht 
umsonst gebracht. Die Einbuße des Feindes ist auf min 
destens das Dreifache der unsrigen, das heißt auf mehr 
als 45 000 Mann zu schätzen. Unsere Front in der Cham 
pagne steht fester als je. Die französischen Anstrengungen 
haben keinerlei Einfluß auf den Verlauf der Dinge im 
Osten auszuüben vermocht. Ein neues Ruhmesblatt hat 
deutsche Tapferkeit und deutsche Zähigkeit erworben, das 
sich demjenigen, das fast zu derselben Zeit in Masuren er 
kämpft wurde, gleichwertig anreiht. 
Oberste Heeresleitung. 
Rach diesen herrlichen Erfolgen unserer Truppen sandte 
Generaloberst v. Einem folgendes Telegramm an den König 
von Sachsen: 
Eurer Majestät melde ich alleruntertänigst, datz in der 
Winterschlacht in der Champagne die Königlich Säch 
sischen Reserve-Jnfanterieregimenter Nr. 101, 104 und 107, 
Teile des Infanterieregiments Nr. 177 und die Haubitzen 
abteilung des 8. Reservekorps mit großer Auszeichnung, 
unermüdlicher Ausdauer und Todesverachtung gefochten 
haben. Die Schlacht bedeutet ein Ruhmesblatt in der 
Geschichte dieser vortrefflichen Truppenteile. Seiner Maje 
stät dem Kaiser und König habe ich die gleiche Meldung 
erstattet. v. Einem, Generaloberst und Befehlshaber. 
(Fortsetzung folgt.) 
Illustrierte Kriegsberichte 
SaniLäLsLakLische 
Maßnahmen im Operationsgebiet. 
Von Paul Otto Ebe. 
(Hierzu die Bilder Seite 228 und 229.) 
Für die Sanitätsoffiziere und -Mannschaften beginnen 
die dienstlichen Anstrengungen schon auf den Märschen. 
Müssen sie doch bei jedem Halt, also in der Zeit, in der 
die Truppen ein wenig ausruhen können, sich der Marsch 
schäden saufgelaufene Füße, Durchreiten, Übelkeit, Hitz- 
schlag) annehmen. Die Kranken, die nicht bei der Truppe 
verbleiben können, werden in Krankensammelstellen unter 
gebracht, die in Ortschaften eingerichtet werden müssen. 
Praktischerweise benutzt man Schulzimmer, Wartesäle, 
Scheunen und dergleichen. Leichtkranke werden nach Mög 
lichkeit mitgenommen. Unter Umständen läßt man sie auf 
den Kranken- oder Sanitätswagen der Sanitätsformationen 
weiterfahren, oder-sie dürfen auf die Wagen der Eefechts- 
oder großen Bagage ihrer Truppen aufsitzen. Kranke, die 
nicht beförderungsfähig sind oder deren Wiederherstellung 
längere Zeit in Anspruch nimmt, werden der nächsten 
Etappenbehörde, einem Krankenhause oder im Notfall der 
Ortsbehörde anvertraut. 
Dann muß das Personal sich schleunigst marschfähig machen, 
um in Eilmärschen seinen Truppenteil wieder einzuholen. 
Entspinnt sich ein Gefecht, so werden beim Eintritt 
größerer Verluste, also wenn zum Beispiel die gegnerische 
Artilleriefeuerzone durchschritten werden muß, durch den 
Truppenteil die Truppenverbandplätze errichtet (siehe Bild 
Seite 229). Zu diesem Zweck verfügt jedes Bataillon zu 
vier Kompanien über zwei Arzte, vier Sanitätsmannschaften, 
sechzehn Krankenträger und die als Hilfskrankenträger aus 
gebildeten Musiker, sowie einen Jnfanteriesanitätswagen; 
bei den übrigen Truppengattungen ist das Verhältnis ein 
ähnliches. 
Für die Wahl der Verbandplätze sind die folgenden An 
forderungen zu berücksichtigen: die Plätze müssen Deckung 
gegen Sicht und möglichst auch gegen Feuer bieten. Nun 
kann man sich bei der Anlage verhältnismäßig leicht gegen 
Jnfanteriefeuer schützen. Etwas anderes ist es mit dem 
Artilleriefeuer. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß 
es kein entsetzlicheres Gefühl gibt, als einen Tag lang ver 
wundet und bewegungsunfähig auf einem Verbandplatz 
liegen zu müssen, über dem die feindlichen Granaten 
krachend zerbersten. Anderseits muß man bedenken, daß 
die Reichweite der schweren Geschütze, hauptsächlich in der 
Nähe der Festungen, ein Bestreuen des Geländes bis un 
gefähr 10 Kilometer hinter die vorderste Schützenlinie 
hinaus gestattet; die Verbandplätze, hauptsächlich die vor 
deren, die sich nur 1 /a—II/2 Kilometer hinter dem Rücken 
der fechtenden Truppen befinden, sind also immer auf gut 
Glück dem feindlichen Artilleriefeuer ausgesetzt. Gegen 
Flachbahnschüsse kann man sich noch durch Ausnutzung der 
toten Winkel schützen, wie sie Eeländevertiefungen, Stein 
brüche, Hohlwege bilden. Doch g^gen Bogenschüsse hilft 
aüch dies nicht viel. 
Trotzdem benötigen wir unsere Verbandplätze so nah 
wie möglich an der Front. Sie müssen für die Ver 
wundeten leicht und rasch auffindbar und zugänglich sein. 
Ein Haupterfordernis ist gutes Trinkwasser in der Nähe 
und Schutz sowohl gegen heftige Sonne als auch gegen 
Regen. Erwünscht ist die Nähe von Ortschaften, aus denen 
man Stroh, Betten, Bettstellen, Bretter, Fuhrwerke, Be 
leuchtung und Verpflegung beitreiben kann. Ein Zu 
sammenarbeiten mehrerer Verbandplätze durch Vereinigung 
hat sich bewährt und war auch in den Vorschriften vorgesehen. 
Mehren sich die Verluste, so daß sie die Leistungs 
fähigkeit der Truppensanitätskräfte übersteigen und die 
Sanitätskompanie voll beansprucht wird, so befiehlt der 
Truppenbefehlshaber dem Divisionsarzt, wo der Haupt 
verbandplatz zu errichten ist, der den Verwundeten in 
höherem Grade, als es bei den Truppenverbandplätzen 
möglich ist, ärztliche Hilfe gewähren und ihre Aberführung 
in die Feldlazarette bewerkstelligen soll. 
Die Errichtung des Hauptverbandplatzes geschieht durch 
die Sanitätskompanie, die aus 9 Ärzten und 250 Mann 
schaften besteht. Hier können sehr viel Verwundete versorgt 
werden, da die Ausrüstung an Zelten, Instrumenten, Ver 
bandmitteln, Schienen und Gips für Eipsverbände, sowie 
Lebensmitteln für die Erschöpften sehr vielseitig und reichlich 
ist. Zwei Sanitätswagen, zwei Packwagen und ein Lebens 
mittelwagen bleiben beim Hauptverbandplatz, der bei Tage 
durch die National- und Genfer Flagge, bei Nacht durch eine 
rote Laterne kenntlich gemacht werden muß, während der 
militärische Führer der Kompanie, ein Offizier, das Aus 
schwärmen und Sichverteilen der mit der Genfer Binde ver 
sehenen Krankenträger und der Hilfskrankenträger leitet, 
die mit einer roten Binde kenntlich gemacht werden. Außer 
dem leitet er das gedeckte Vorfahren der acht Krankenwagen 
der Kompanie bis möglichst dicht hinter die Front, wo sie 
den Wagenhalteplatz bilden (siehe Bild Seite 228) und die 
Verwundeten, die durch die Krankenträger zurückgebracht 
werden, zum Hauptverbandplatz zurückfahren. 
Auf dem Hauptverbandplatz selbst leitet der Chefarzt 
den Dienstbetrieb und trifft seine Maßnahmen für Bei 
treibung von allen Hilfsmitteln zur Verwundetenfürsorge, 
da es bei jedem größeren Gefecht Tag und Nacht zu ar 
beiten gilt, um dem großen, anhaltenden Andrang gerecht 
zu werden. 
Dementsprechend ist der Hauptverbandplatz auch nur 
eine Art Abergangstation. Die Verwundeten werden zur 
besseren Abersicht, und um ihnen Verbandwechsel sowie 
unnötige Untersuchungen zu ersparen, eingeteilt in Marsch 
fähige, Transportfähige und Nichttransportfähige; dies ist 
an einem Wundtäfelchen mit 0, 1 oder 2 roten Streifen 
sofort zu erkennen, auf dem auch noch kurze Angaben über 
Verwundung, ersten Verband und dergleichen vermerkt sind.
	        
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