Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Auf dem Marktplatz in Mlawa. 
Im Vordergrund der Stadtkommandant Hauptmann Böhm im Gespräch mit 
der Stadt, rechts die römisch-katholische Kirche, links die deutsche Feldpost, 
Generalkommando (weißes Haus). 
angriff gegen einen vorgeschobenen Posten am Rhein- 
Rhone-Kanal gemeldet. Die in schwierigem, weil unüber 
sichtlichem Gelände stehende deutsche Feldwache wurde 
von einer weit überlegenen feindlichen Truppenmacht über 
rannt. Gleichzeitig erfolgte noch ein dritter französischer 
Angriff in Richtung auf Aspach. Dieser Angriff sowie 
derjenige auf Ammerzweiler wurden bis auf Sturment 
fernung durchgeführt, brachen dann aber unter schweren 
Verlusten für den Feind zusammen. Dagegen hatte das 
Vordringen gegen den Kanal Erfolg: dem Gegner gelang 
es, sich dort festzusetzen; die geräumte deutsche Feldwacht- 
stellung wurde umgebaut, mitgebrachte Pfähle eingeschlagen, 
Drahtrollen entfaltet, auch Maschinengewehre auf Bäumen 
sogleich in Stellung gebracht. 
Indessen sollte die Herrlichkeit nicht lange währen: schon 
um sieben Uhr abends war die Stellung wiederum in 
deutscher Hand. Die Sieger — es waren Landwehr- und 
Landsturmleute — konnten mit berechtigtem Stolz auf ihre 
Beute, 5 Maschinengewehre und viele Gefangene, blicken. 
Um vier Uhr nachmittags war ein abermaliger fran 
zösischer Angriff auf die deutschen Stellungen im Hirz 
bacher Walde unternommen 
und abgeschlagen worden. 
Einen letzten Versuch machte 
der Gegner an dieser Stelle 
in der folgenden Nacht; 
doch auch diesmal wieder 
wurde er blutig zurückge 
wiesen. Am nächsten Tage 
fand man eine große Anzahl 
toter Franzosen vor den 
deutschen Stellungen. Im 
Gegensatz zu den bei Tage 
unternommenen Angriffen 
war der Nachtangriff sehr 
matt geführt worden. Aus 
mancherlei Anzeichen konnte 
man ersehen, daß die fran 
zösischen Offiziere große 
Mühe hatten, ihre Leute 
überhaupt vorwärts zu 
bringen. 
Während dieser Zeit wa 
ren auch unsere Angriffe 
auf dem östlichen Krieg 
schauplatz, so namentlich öst 
lich des Bzura- und Rawka- 
abschnittes günstig fortge 
schritten. Auch meldete 
„Daily Mail", daß der 
Kampf um Warschau be 
gonnen habe. In unmittel 
barer Nähe der Stadt sei 
eine große Schlacht im 
Gange. Die Deutschen zögen 
bedeutende Reserven heran. 
Beiderseits werde mit der 
größten Erbitterung ge 
kämpft. Unseren Truppen 
gelang es,nach mehrtägigem 
harten Ringen den besonders 
stark befestigten Stützpunkt 
der russischen Hauptstellung, 
Borzymow, zu nehmen, 
dabei 1000 Gefangene zu 
machen und 6 Maschinen 
gewehre zu erbeuten. In 
drei Nachtangriffen versuch 
ten die Russen nun, Bor- 
zymow zurückzugewinnen; 
doch wurden sie unter 
großen Verlusten zurück 
gewiesen. Auch in den fol 
genden Tagen machten wir 
im Bzura- und Rawkaab- 
schnitt Fortschritte, nachdem 
unsere Truppen schon am 
4. Januar östlich der Rawka 
über Humin und die Höhen nördlich davon vorgedrungen 
waren. Wie es in Warschau während all dieser Kämpfe 
aussah, davon gab in der Turiner „Stampa" Concetto 
Pettinato eine lebendige Schilderung: 
„Die Kanonen donnern wieder," schrieb er. „Man gebe 
sich keiner Täuschung hin: diesmal schlägt man sich ernstlich, 
auf dem ganzen platten Lande ringsum, von Süden bis 
Westen. Nur die Forts der Festungsgürtel schweigen noch. 
Ganz deutlich hört man das Hämmern der Batterien auf 
dem Schlachtfelde: es ist, als wenn mannn aller Eile Kisten 
zusammennagelte ... In der Stadt forscht man vergebens 
nach wahrheitsgetreuen Zeitungsberichten. Offiziell sind 
ja die Deutschen noch weit von Warschau entfernt. Man 
könnte sich von den durchziehenden Soldaten aufklären 
lassen; aber man darf nicht mit ihnen sprechen, wenn man 
nicht als Spion verhaftet werden will. Man erfährt die 
Neuigkeiten also auf der Straße. Im übrigen trifft man 
nur wenig Leute; alle fürchten die Bomben und bleiben zu 
Hause. Dort lauscht man angstvoll dem Kanonendonner, 
und die wildesten Gerüchte durchschwirren die Stadt." 
Am 5. Januar stießen unsere Truppen in Polen west- 
Hofphot. KiMewindt, Königsberg i. P. 
dem ehemaligen russischen Bürgermeister 
geradeaus im Hintergrund das deutsche 
Deutsche Soldaten vor Teeverkaufständen Ln Mlawa. Hofphot. Kühlewindt, Königsbergi. P. 
Der Tee wird aus Samowars (Teelnaschinen) ausgeschenkt.
	        
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