Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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Die französisch-englischen Angriffe haben sich auf einzelne 
Geländeabschnitte beschränkt. Es fehlten ihnen zwei wichtige 
Bedingungen des Gelingens: große numerische Überlegen 
heit in breiter Front an den entscheidenden Stellen und 
die Überraschung des Gegners, wie sie auf dem östlichen 
Kriegschauplah von deutscher Seite in der Schlacht an den 
Masurischen Seen betätigt worden ist. Auf den Schlacht 
feldern in Frankreich hat sich sogar ein Rollentausch zwischen 
Angreifern und Angegriffenen vollzogen, der zum Vor 
schieben der deutschen Front in verhältnismäßig bedeu 
tende Tiefe geführt hat. Die Vorbereitungen dazu lieferten 
die Siege bei La Bastse, Caissons, Craonne, St.-Menehould 
und westlich der Argonnen, in den Vogesen, in der Cham 
pagne bei Reinrs, Arras, Perthes, kurz an fast allen Punkten 
der langen Frontlinie. Aus all diesen Kämpfen hebt sich 
heraus das Treffen von Caissons, das das brandenburgische 
erwähnten Waldhöhe bemerkbar inachte. Das dort aufge 
stellte Leibregiment Nr. 8*) litt am 7. Januar schwer unter 
diesem Flankenfeuer. Seine Gräben, darunter der soge 
nannte Maschinengewehrgraben, wurden von den französi 
schen Granaten eingeebnet. Am 8. Januar begann der feind 
liche Jnfanterieangriff. Dieser wurde in der Hauptsache 
von afrikanischen Truppen, Turkos, durchgeführt und ge 
staltete sich zu erbitterten Nahkämpfen auf ganz schmaler 
Front (200 Meter), die bis zum 11. Januar währten. Am 
12. Januar erfolgte der deutsche Gegenangriff, zunächst 
von der erwähnten Steinbruchstellung aus. Die gegen- 
*) Dieses Regiment hat eine glorreiche Geschichte. In den 
Feldzügen 1813/14 wurde es infolge seiner Verluste dreimal auf 
gefüllt. 1870 verlor es in der Schlacht von Vionville-Mars la 
Tour allein 52 Offiziere und über 1000 Mann. 
Rückzug der Franzosen über die Aisne bei Eoiffons. 
Nach einer Origänalzeichnung von A. Reich. 
Armeekorps unter General v. Lochow (Bild Seite 52) Zu 
einem außergewöhnlichen Sieg gestaltete. Sein Verlauf 
war der folgende: 
Die Franzosen hatten sich auf dem rechten Aisneufer 
mit einem Gewirr von Schützengräben brückenkopfartig fest 
gesetzt. Der westliche Flügel dieser Kampfstellung war 
durch eine beherrschende Waldhöhe gekennzeichnet, auf deren 
Kante sich französische und deutsche Schützengräben auf 30 bis 
40 Meter gegenüberlagen, beide bestrebt, durch Sappen 
angriff die überhöhende Stellung zu gewinnen. Östlich dieser 
Höhe liegt im Tale das Dorf Croup,- durch dieses Tal führt 
die wichtige Bahnlinie Soissons—Laon in nördlicher Rich 
tung. Östlich dieser Bahn liegen Steinbrüche, von alters her 
Verstecke in kriegerischen Zeiten, die jetzt von den Deutschen 
im Anschluß an die Hochfläche von Vregny besetzt wurden. 
Ihr südlicher Rand war von den Franzosen gehalten. Die 
Bergschluchten daselbst gestatteten ihnen eine verdeckte 
Stellung ihrer schweren Artillerie, die sich mit Flankenfeuer 
hauptsächlich gegen die deutschen Stellungen auf der vor- 
II. Band 
überliegenden französischen Schützengräben wurden in 
kühnem Ansturm genommen, ebenso einige Artillerie 
stellungen, die die oben erwähnte Waldhöhenstellung in 
fühlbarer Weise flankierten. Die französische Besetzung der 
Kante wurde auf den halben Hang aisneabwärts geworfen, 
wo sie sich setzte, Die französische Heeresleitung warf in der 
Erwartung des deutschen Hauptangriffs auf diesem Flügel 
dorthin ihre Reserven. Dies wurde deutscherseits recht 
zeitig erkundet. Deshalb geschah der deutsche Angriff auf 
dem entgegengesetzten Flügel und hatte als Ziel haupt 
sächlich die Hochfläche von Vregny. Am 13. Januar mit 
tags zwölf Uhr, die Uhr in der Hand, wie einst beim Sturm 
auf die Düppeler Schanzen, brachen die Sturmkolonnen 
der brandenburgischen Infanterie vor. Binnen einer Viertel 
stunde hatten sie die beiden vorderen Linien der feindlichen 
Stellung genommen, ein Flankenangriff des Feindes aus der 
Richtung des Waldes von Vregny wurde glatt abgewiesen, 
am Nachmittag war die ganze Hochfläche in deutscher Hand. 
Diese Hochfläche ähnelt den Hochebenen der Eifel, die 
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