Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Dsterreichisch-ungarische Schützenlinie an der Nida Ln Russisch-Polen. 
Lodz—Tomaszow—Konsk, die in ihrer südöstlichen Ver 
längerung der äußersten Nordspitze Galiziens zustrebt. 
Natürlich war die Bahnstrecke gründlich zerstört,' aber 
deutsche Pioniere arbeiten bekanntlich rasch. 
Die Russen zogen sich zum größten Teil über die 
Pilica nördlich von Tomaszow zurück und wollten sich 
in den hier vorbereiteten befestigten Stellungen fest 
setzen. Als aber auch die am rechten Ufer noch stehen 
gebliebenen Russen über die Pilica mehr östlich von 
Tomaszow getrieben wurden, wollten sie den linkseitigen 
Nebenfluß, die Dosewicza, zu ihrer Deckung benutzen; 
allein es sollte bald anders kommen. 
Sie mußten ihren Rückzug fortsetzen und beschleunigen. 
So sehen wir sie auf dem Bilde Seite 177 beim Überschreiten 
der Dosewicza. Die im Hintergründe aufsteigenden mächtigen 
Rauchschwaden verraten den ungestüm folgenden Feind. 
Die im Dunst am Himmel schwebenden verhängnisvollen 
kleinen weißen „Wölkchen" speien Tod und Verderben aus. 
Der Hauptdruck gegen die Russen innerhalb des mäch 
tigen Weichselbogens erfolgte mehr nördlich an der unteren 
Doppelmonarchie, hat nun ebenfalls seinen tapferen 
Truppen im Felde einen Besuch abgestattet. Schon in 
Krakau wurde er von der Festungsbesatzung mit größter Be 
geisterung empfangen. Unwillkürlich gedenkt man dabei 
des Kaisers Franz Joseph I., Königs von Ungarn, wie 
schwer es dem greisen Monarchen geworden sein mag, auf 
die Fahrt nach den Kriegschauplätzen verzichten zu müssen. 
War der oberste Kriegsherr doch vom ersten Tage seines 
Regierungsantrittes an ein treuer Hüter und väterlich be 
sorgter Förderer seines Heeres und seiner Marine. Hätte 
er lediglich seiner ritterlichen Gesinnung und seiner stets 
betätigten persönlichen Hingebung für das Wohl seiner 
Völker wie der Armee folgen können, er wäre sicherlich 
trotz seiner Jahre und der Bedenken der Leibärzte zu den 
Truppen gereist. So hat, wie gesagt, Erzherzog Karl 
Franz Joseph sich an seiner Statt an der Front eingefun 
den, wo der noch jugendliche Thronfolger überall mit stür 
mischen „Hochrufen", „Eljens", „Zivios" und „Slawas" 
begrüßt wurde. Aus allen Berichten, die über diese Fahrt 
in Feindesland bekannt geworden sind, spricht das felsen- 
Phot. Kilophot G. m. b. H., Wien. 
Bzura. Die Weichsel bietet nur bei Warschau geordnete 
Rückzugsmöglichkeiten durch feste Brücken. Die Russen 
sind zwischen die nördlich bei Sochaczew und nordöstlich 
unterhalb Tomaszow vordringenden Sieger wie zwischen 
die Arme einer Zange geraten. 
Gerade durch Eroberung dieser Stellungen mit den 
wichtigsten Eisenbahnen des Landes haben die Verbündeten 
große Machtmittel in die Hände bekommen, um eine stetige 
Fühlungnahme mit dem eigenen Lande aufrechtzuer 
halten. Auch die zähen kaukasischen und sibirischen Truppen, 
die beim Übergang über die Dosewicza vorwiegend beteiligt 
waren, haben der Kriegskunst und Tatkraft der Deutschen 
nicht die Stirn bieten können. Der rechte russische Flügel 
und das Zentrum im Bereiche von Warschau—Jwangorod 
sind durch die Niederlagen an der Bzura und Pilica er 
schüttert worden, und daß es nicht zu Katastrophen wie bei 
Kutno, Kolo usw. gekommen ist, lag nur an der ungünstigen 
Witterung und den schlechten Wegen. 
Der österreichisch-ungarische Thronfolger 
in Russisch-Polen. 
(Hierzu die Bilder Seite 178 und 179.) 
Erzherzog Karl Franz Joseph, der Thronfolger der uns 
in Waffenbrüderschaft verbündeten österreichisch-ungarischen 
feste Vertrauen der Österreicher und Ungarn in die gute 
Sache, für die sie fechten, und die unerschütterliche Zuversicht 
auf den endlichen Sieg. Von Krakau ging es hinein nach 
Russisch-Polen, in die Feldstellungen und vor bis in die 
Schützengräben und Uferbefestigungen an der Nida, wo 
alle russischen Versuche, nach Krakau vorzubrechen, kräftig 
abgewiesen wurden. Von hier wendete sich der Thron 
folger weiter nördlich, zu den wackeren Streitern, die sich 
den herbeigeeilten russischen Verstärkungen tapfer und zäh 
entgegenstemmten, als es galt, den mächtigen Druck der 
deutschen Waffenbrüder unter Hindenburg, der in und um 
Lodz im besten Zuge war, zu unterstützen. Der Erzherzog 
kargte auch nicht mit seiner Anerkennung, die er in der 
Fühlungnahme mit allen Dienstgraden, vom Führer bis 
zum einfachen Feldsoldaten, zum Ausdruck brachte. Es zeigte 
sich da wieder das militärisch-kameradschaftliche Fühlen im 
schönsten Lichte, das, bei aller Verschiedenheit der höchsten, 
höheren und niederen Stellen, vor dem Feinde nur eines 
kennt: die gemeinsame, selbstlose Hingebung aller Offiziere 
und Mannschaften an die große Sache, den festen Willen, 
alles daranzusetzen für die ungeschmälerte Erhaltung der 
heimischen Erde. Und sie haben es redlich geschafft, alle 
diese Deutschen, die Ungarn, die Kroaten, alle anderen 
Slawen, Rumänen und Rathenen. Der Erzherzog hatte 
besonderen Anlaß, den technischen Truppen großes Lob zu
	        
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