Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
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Häuser und Hütten vorn englischen Bombardement er 
zählen. Auf nichts, achtet der Eilbote. In der großen 
Senkung hinter der alten Bohma stehen die Helden der 
„Königsberg"; die tapferen Marinesoldaten sehen mit 
Spannung dem schweißtriefenden Boten entgegen. 
„Bwana mkubwa, Askari Salimu" — schnell liest der 
Offizier die Meldung des Wachtpostens, daß nun die längst 
erwarteten englischen Kriegschiffe in größter Schnelligkeit 
gegen den Hafen zu fahren. Die vielen Sandbänke nötigen 
sie aber zu einem sehr bedeutenden Umweg. Scharfe 
Kommandos hallen über das Feld. Sofort tritt die Mann 
schaft an. Weiter hinten lagern sich etwa 2000 schwarze 
Askari. Als deren Führer, die eben ausgebildeten Euro 
päer, als Freiwillige sich um den Kommandanten-scharen, 
ist schon alles klar zum Gefecht. Ein flotter, aber ver 
wegener Plan soll ihnen die Aussicht auf Erfolg verbürgen 
helfen, wissen sie doch alle, daß die Engländer mit großer 
Übermacht erscheinen werden. 
Unterdessen stampfen die Kolosse aus Stahl und zwölf 
große Transportschiffe vorsichtig gegen den Hafeneingang 
zu, eine einzige Feuersäule bricht aus der Breitseite des 
vordersten Kriegschiffes. Ein furchtbarer Donner rollt über 
Unterdessen haben die Engländer versucht, unter dem 
Schutze der Dunkelheit weitere Truppen — etwa 8000Inder 
— zu landen. Auch diese Landung blieb ungestört. Mit 
steigender Flut kehren die englischen Kriegschifse in den 
Hafen zurück und senden Schlag auf Schlag, ihre feurigen 
Bogen durch das Dunkel der Nacht zeichnend, ihre Ge 
schosse in die brennenden Trümmer und weit, weit hinein 
bis in die großen Sümpfe hinter der Station. 
Die Deutschen hatten, ihre Verwundeten mitnehmend, 
sich über den Müllerberg gegen die Sümpfe des Mklumuzi- 
flusfes und hinüber nach der Sisalpflanzung Kiomoni 
zurückgezogen. Auch hier wieder außer dem Bereich der 
für sie nicht bekämpfbaren Schiffsgeschütze. Stundenweit 
dehnen sich stachliche, undurchdringliche Wälder, gebieten 
große, gefährliche Sümpfe dem Eindringen halt. Ihre 
Kanonen und Maschinengewehre sind in vorteilhaften 
Stellungen am Ende des Krieks (bei Ebbe wasserfreies 
Sandfeld an der See) gelegen. Kommt der Feind vom 
Hafen her oder von der Stadt, so wird er vom Müllerberg 
und von den Hügeln Kiomonis mit Kartätschen und Ma 
schinengewehrfeuer empfangen werden. 
Eine kleinere Abteilung, bestehend aus 2000 Askari 
Der Hafen von Tanga. 
die See, ein neues Bombardement hat begonnen, krachend 
und prasselnd schlagen die Granaten in die Hafenanlagen 
und die Ruinen der darüber liegenden Häuser ein, um die 
Deutschen daraus zu vertreiben. Beabsichtigen die Eng 
länder doch eine größere Landung ihrer Truppen, um sich 
in den Besitz der Usambarabahn sowie der großartigen An 
lagen technischer und wirtschaftlicher Natur des Nord 
bezirkes setzen zu können. 
Es wird dann weiter geschildert, wie die Engländer bei 
zunehmender Ebbe die Ausschiffung der Truppen beginnen 
— die großen Dampfer müssen sich entweder aus dem 
Hafen schleppen lassen oder liegen bis zum Steigen der 
Flut manövrierunfähig. Als etwa 600 Inder gelandet sind, 
dringen sie zur Besetzung der Bahnstation Tanga vor. 
Von den Deutschen war bisher keine Spur zu erblicken. 
Als im letzten Zwielicht die Engländer in der Nähe der 
Station anlangen, klatschen auf einmal die Kugeln der 
deutschen Verteidiger in ihre Reihen, und unter Hurra 
geschrei stürmen zwei Kompanien auf die erschrockenen 
Engländer und Inder los. Ein furchtbarer Bajonettkampf 
beginnt, immer neue Haufen schwarzer Askari stürmen aus 
den Ruinen der Häuser auf die sich langsam zurückziehenden 
Inder ein, die von ihren Schiffen keine Hilfe erhalten 
können. Nach kurzer Zeit ist der Letzte dieses Landungs 
trupps in den Ruinen Tangas gefallen. 
und dem verfügbaren freiwilligen Europüerkontingent, 
hatte die Aufgabe, den Feind in diese neue Falle zu locken. 
Kaum graut der Tag, so beginnt ein rasendes Gewehr- 
feuer gegen die aus der Stadt vorgehenden Inder. Sie 
wollen die Scharte von gestern auswetzen und unternehmen 
einen stürmischen Angriff gegen den viel schwächeren Feind. 
Immer kämpfend ziehen sich die Deutschen über das Kriek 
zurück. Der Müllerberg wird dagegen gehalten, um nicht den 
Feind sich dort festsetzen zu lassen. Ein wildes Ringen hebt 
an. Kaum sind die Engländer zwischen den einzelnen Man 
grovenbüschen durch und auf die offene Kriekebene gestürmt, 
so empfängt sie ein mörderisches Maschinengewehrfeuer. 
Darein mischt sich das Dröhnen der Schiffsgeschühe der 
deutschen „Königsberg", während die englische Artillerie 
infolge des sandigen Bodens nicht weiter vorrücken kann. Ein 
furchtbares Morden beginnt. Mann für Mann aufs Korn 
nehmend, senden die Deutschen ihre Kugeln in die Reihen 
ihrer Feinde, und auch die Schwarzen, die zeigen wollen, 
daß sie nicht umsonst deutsche Askari sind, stürmen immer 
von neuem auf die manchmal bis an den Leib im Sumpfe 
stehenden, aber sich tapfer wehrenden Engländer und Inder 
heran, deren Vordringen aufgehört hat. 
Da weichen auf ein Signal hin die mittleren Partien 
der Askari zurück. Der Feind folgt rmter lautem Sieges 
gebrüll. Zu früh! Es ist nur eine List. Nun brechen die
	        
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