Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Kaffee aus der Feldflasche, den er gierig zu sich nahm. 
Sodann liefen wir davon und holten Träger, damit die 
Aufgefundenen schneller fortgeschafft würden. 
War der erste fort, so hörte man schon wieder bellen, 
und so ging es weiter, bis wir viele, viele Verwundete ge 
funden und das Schlachtfeld abgesucht hatten. Am Morgen 
des 7. November gingen wir dann mit unseren vierbeinigen 
Helfern nach schwerer Arbeit und sehr müde zurück zu 
unserem Lager, wo wir gleich in tiefen Schlaf verfielen. 
Man sagte, wir sollten uns die Verwundeten aufschreiben, 
die wir gefunden 
haben, aber das 
ist ein Ding der 
Unmöglichkeit, 
denn dazu ist keine 
Zeit; hier heißt 
es arbeiten, und 
zwar so schnell wie 
möglich. Rufen, 
sprechen und Licht 
anzünden dürfen 
wir nicht, auch 
dürfen die Hunde 
keine Schelle tra 
gen , andernfalls 
wir unter feind 
liches Feuer ge 
nommen werden. 
14 Verwundete, 
die von unseren 
Hunden gefunden 
wurden, wären 
niemals von den 
Sanitätern gefun 
den worden, sie 
wären bestimmt 
ihrem Schicksal 
überlassen und 
hilflos liegen ge 
blieben. Es macht 
sich keiner hiervon 
ein Bild. Wir sowie unsere Hunde sind hier bei der 
Kompanie gut gelitten." — 
Auch Verwundete legen vielfach in Protokollen, die 
unter Mitwirkung von Amtspersonen aufgenommen wurden, 
Zeugnis für unsere prächtigen Hunde und ihre Samariter- 
dienste ab. Zum Beispiel berichtet ein Unteroffizier: 
.. Ich habe also etwa von sieben Uhr abends bis ein 
Uhr nachts an der Strohdieme, etwa 100 Meter vorm 
Feinde, gelegen... Ich nehme an, daß ich ohne Hund 
nicht gesunden worden wäre, da die Stellung der Fran 
zosen so nahe war, daß nur nachts gesucht werden konnte ..." 
Ein Sanitätshundführer schreibt: 
„In der Nacht des 12. Dezember hat mein ,Stern' bei 
Rz ... in Russisch-Polen seine Meisterleistung vollbracht. 
Die Männer 
„Extrablatt! Extrablatt l“ 
Läuft's durch die Stadt. 
Und es klingt mit Hallo und Hurra: 
„Die Mannschaft der ,@mben‘ ist wieder t>a! cc 
Die Leute an allen Straßenecken 
Wollen sich schier die Hälse ausrecken. 
Aus die Tram, ins Cafe, in tausend Büros 
Fliegen die Blätter. — „Was ist los 
Jubel und Schreien, Hallo und Hurra: 
„Die Männer der ,Emden* sind wieder da!^ 
Hat uns kein Tag doch in unserem Leben 
Eine frohere Kunde gegeben. 
Hat uns doch keine gewonnene Schlacht 
Stolzer auf unser Deutschtum gemacht. 
Landkarte her und den Globus gedreht! 
Nachsehn, was in der Zeitung steht! 
(O, die verwünschten blauen Gewässer! 
Hättst du gelernt, so wüßtest du's besser.) 
Sie sind in Hodeida, — ja wer das gleich wüßte! 
Ah, an Arabiens südwestlicher Küste! 
Durch die Straße von Perim her 
Kamen sie in das Rote Meer. 
Waren nach Bab-el-Mandeb gekommen. 
Hatten den Ozean überschwommen; 
Vom Jägerbataillon ... wurde ein Hund angefordert, da 
drei Leute seit 24 Stunden vermißt waren. Wir hatten 
also das Eefechtsfeld des vorherigen Tages abzusuchen, und 
da dies vor der Schützenlinie der Russen lag, konnte das 
nur im Dunkel der Nacht geschehen. Mit drei Bahren, 
zwölf Leuten und einem Feldwebel zog ich abends um 
halb sieben Uhr aus, das erstemal, daß ich vor unserer Schützen 
linie arbeiten sollte, ich hatte doch ein wenig Dampf dabei. 
Sämtliche Leute haben wir mit ,Stern' gefunden, aber den 
schönsten Erfolg hatten wir, als wir zum zweitenmal mit 
unseren Bahren 
zurückgingen. 
Schon vorher hat 
ten wir drei Leute 
vom . .. Infan 
terieregiment ge 
funden, die hier 
seit 36 Stunden 
gelegen hatten. 
Auf dem Rück 
wege nun war 
, Stern' eine ganze 
Zeit weg. Hinter 
Wild geht er nicht 
mehr, ich hatte 
deshalb auch keine 
Angst. Plötzlich in 
der Ferne ein 
scharfes Bellen. 
Der Feldwebel 
und ich eilen hin, 
und der Hund steht 
bei einem verwun 
deten Unteroffi 
zier. Er hatte mit 
einem Schuß durch 
beide Oberschenkel 
drei volle Tage 
hilflos dort gele 
gen- Die Freude 
dieses Menschen 
war so groß, daß er den Hund umarmt und geküßt hat." 
So kann man jeden Tag neue Erfolge unserer Hunde 
verzeichnen, deren Anzahl für jede Sanitätskompanie nun 
von vier auf acht erhöht werden soll, während gleichzeitig 
250 Tiere auf einmal nach dem Osten abgehen. Die für 
die Hunde gemachten Aufwendungen werden durch ihre 
segensreiche Wirksamkeit vollauf belohnt. Aber auch die 
Ansprüche an die Mittel des Vereins steigen unablässig. 
Da kann, da muß jeder Besitzende helfen! Denkt, es sind 
vielleicht Sohn und Bruder, die sehnsüchtig auf den treuen 
Hund als Retter warten! Darum gebt! Gebt, soviel ihr 
könnt. Die Militärkanzlei des Eroßherzogs von Oldenburg, 
des Protektors des Deutschen Vereins für Sanitätshunde, 
nimmt jede Gabe gern entgegen. 
>er „Emden". 
Hatten gedürstet, hatten gelitten. 
Hatten gehungert und tapfer gestritten. 
Drei Monat lang trieb der leichte Kahn 
Des Häufleins über den Ozean; 
Von Kreuzern gesucht, von Panzern bedroht. 
So sahen sie täglich den sicheren Tod. 
Dreißig Männer! Die Übermacht 
Haben sie tapfer und keck verlacht. 
Mit ihrer Flagge allein auf dem Meere, 
Fuhren sie kühn die Kreuz und die Ouere. 
Versenkten hier, versenkten dort. 
Und wie die Teufel waren sie fort. 
Ob auch Gefahren sie stündlich umgraust. 
Führten sie Krieg auf eigene Faust. 
Den Feinden zugr Schaden, der Heimat zum Stolze, 
Männer aus bestem deutschen Holze! 
Männer der Treue, Männer der Pflicht — 
Komme, was komm', wir vergeffen's euch nicht! 
Jahrhunderte werden vorüberrennen. 
Die Männer der „Emden^ wird jeder kennen! 
Solange die deutschen Ströme rauschen. 
Werden die Buben sitzen und lauschen. 
Wenn einer erzählt die alten Sagen, 
Wie die „Emden sich durchgeschlagen. Rudolf Geck. 
Phot R. Sennecke, Berlin. 
Eine Abteilung vom Roten Kreuz mit Sanitätshunden auf der Suche nach Verwundeten.
	        
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