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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15.
Hauptplatz in Limanowa. ® ie ”
türkischen Truppentransporte nach Ägypten irgendwie zu
stören. Seit der ziemlich belanglosen Beschießung eines
Leuchtturmes an der dalmatinischen Küste und einem halb
stündigen Bombardement einer Batterie an der felsigen Steil
küste der Adria, das den Österreichern nur einen einzigen
Verwundeten kostete, hatte man von der französischen Flotte
in der Adria-nichts mehr gehört. Um so größer war die
Überraschung, als ein französisches Geschwader am 21. De
zember in der Straße von.Otranto erschien, um neue Lor
beeren zu ernten. Die wachsame österreichisch-ungarische
Flotte ließ die Franzosen aber nicht erst dazu kommen, die
Strandbatterien zu bombardieren. Das Unterseeboot „U12"
griff die französische Flotte, bestehend aus 16 großen Schiffen,
an und torpedierte ein Schlachtschiff, den „Courbet"; mit
welchem Erfolge, haben wir bereits auf Seite 71 f. be
richtet. Gleichzeitig wurde bekannt, daß das französische
Unterseeboot „Bernouilli" gesunken sei; seine Telephonboje
sei bei der Insel Lagosta gefunden worden. Einen weiteren
Verlust erlitt die französische Marine in ihrem Untersee
boot „Curie", das, ohne zu einem Angriff gekommen zu
sein, an der österreichischen Küste von Strandbatterien
und Luftfahrzeugen beschossen und zum Sinken gebracht
wurde. Die Besatzung wurde gefangengenommen. Das
Unterseeboot „Curie" war eines der neuesten und größten
französischen Boote mit 27 Mann Besatzung und 7 Torpedo
rohren. Wir werden auf diesen Erfolg der österreichisch
ungarischen Marine noch in einem besonderen Artikel zurück
kommen. Wortsctzung folßt.)
Illustrierte Kriegsberichte.
Die Schlacht bei Limanowa.
(Hierzu die Bilder Seite 130—133.)
Die Kämpfe, die sich in der Zeit vom 1. bis 12. De
zember in Westgalizien in dem Raume südöstlich von Krakau
bis zur ungarischen Grenze mit der Schlüsselstellung bei
Limanowa abspielten, gehören zu den fesselndsten des
ganzen Krieges, sowohl nach. ihrer Entwicklung als nach
ihrer Vorgeschichte. In der zweiten Hälfte des Oktober
hatten sich die verbündeten Armeen so weit an die Linie
Warschau—Jwangorod herangearbeitet, daß wir daheim
von Tag zu Tag die Nachricht erhofften, der Angriff auf
diese russischen Festungen habe begonnen. Statt dessen setzte
Ende des Monats der berühmte strategische Rückzug ein, der
den Russen zwar Polen überließ, jedoch bloß mit gründlich
unbrauchbar gemachten Straßen und Eisenbahnen. General
feldmarschall v. Hindenburg hatte seine Armeen statt nach
Posen nach Schlesien zurückgenommen und von dort mit
aller Schnelligkeit in den Raum südwestlich von Thorn ge
führt, wo sich ihr flankierendes Eingreifen alsbald durch
die Siege bei Wloclawek und Kutno kundgab. Die so ent
standene Lücke in Südpolen füllte die österreichisch-ungarische
Armee, die der Umgruppierung zuliebe ihre erfolgreich be
gonnenen Unternehmungen am San aufgegeben hatte. Aber
die Russen kehrten ihre Hauptstoßkraft nicht nordwestwärts,
wie man erwarten sollte, sondern setzten sie in dem Raume
südöstlich von Krakau an, um dort auf jeden Fall einen Durch
bruch zu erzielen. Mit all der ihnen eigenen Zähigkeit
kämpften sie sich bis in den Bereich dieser Festung vor.
Aber da bereitete ihnen die österreichisch-ungarische Heeres
leitung eine große Überraschung, indem sie mit der Bahn
starke Kräfte aus Polen über die schlesische Grenze herunter
holte — auch ein deutscher Truppenverband war dabei —
und im Raume zwischen Saybusch und Tymbark mit der
Front nach Norden sammelte, also in der Flanke des linken
russischen Flügels. Diese Aufstellung war am 1. Dezember
beendet, und am folgenden Tage begann der Vormarsch
unter dem Befehl des Erzherzogs Joseph Ferdinand, an
fänglich bloß mit Kavallerie, die zeitweise sogar im Schützen
graben lag. Erst am 4c Dezember scheinen die Russen ge
merkt zu haben, was ihnen drohte; doch wußten sie den
Hieb alsbald geschickt zu erwidern, indem sie ihr 8. Korps
heranholten und mit einer Flankierung der Flankierung
aus der Gegend von Neu-Sandec her antworteten. Gleich
zeitig entbrannten heftige Kämpfe im Zentrum der öster
reichisch-ungarischen Stellung bei Lapanow, während ihr
Westflügel durch fortwährende russische Nachschübe von Wie-
liczka her trotz heldenmütiger Sturmangriffe immer wieder