Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Hinter dem Heer und der Flotte steht das deutsche Volk 
in beispielloser Eintracht, bereit, sein Bestes herzugeben für 
den heiligen heimischen Herd, den wir gegen frevelhaften 
tiberfall verteidigen. 
Viel ist im alten Jahre geschehen. Noch aber sind die 
Feinde nicht niedergerungen. Immer neue Scharen wälzen 
sie gegen unsere und unserer treuen Verbündeten Heere 
heran. Doch ihre Zahl schreckt uns nicht. Ob auch die Zeit 
ernst, die vor uns liegende Aufgabe schwer ist — voll fester 
Zuversicht dürfen wir in die Zukunft blicken. 
Nächst Gottes weiser Führung vertraue ich auf die un 
vergleichliche Tapferkeit der Armee und Marine und weist 
mich eins mit dem deutschen Volke. 
Darum unverzagt dem neuen Jahre entgegen zu neuen 
Taten, zu neuen Siegen für das heilige Vaterland. 
Wilhelm, I. R. 
Die Meldung, datz die Türkei, wie wir auf Seite 21 
bis 30 berichteten, in den Kkieg eingegriffen hatte, und die 
Nachricht von der ersten siegreichen Waffentat der türkischen 
Marine hatten in Berlin wie auch in anderen Hauptstädten 
der deutschen und der österreichisch-ungarischen Monarchie 
grotze Begeisterung hervorgerufen. 
Auch in Konstantinopel zogen täglich groste Scharen 
durch die Stratzen unter lebhaften Kundgebungen für den 
Krieg. Der persische Botschafter in Konstantinopel, Mirza 
Mahmud Khan, betonte die Entschiedenheit des türkisch 
persischen Vorgehens und sagte, die persische Armee werde 
von deutschen und türkischen Offizieren befehligt. 
Besonders auffällig war die Note, die Japan, wie der 
Vizepräsident des türkischen Senats mitteilte, der Türkei 
zugestellt hat. Japan hat in Konstantinopel keinen Ver 
treter, und so kam ein eigener Abgesandter auf dem Wege 
über Rußland und übergab die Note. Er betonte, daß Japan 
als asiatische Macht die Türkei bitte, nicht länger auf der 
schiefen Ebene zu verweilen, da sonst Japan genötigt wäre, 
sich einzumischen. Man glaubte, die Japaner würden Meso 
potamien besetzen, obwohl die Note nichts davon erwähnte. 
Sehr bald machte sich die Wirkung der ersten türkischen 
Erfolge auf den gesamten Islam bemerkbar. Ausser ganzen 
mohammedanischen Welt trafen alsbald teils unbestimmte 
Gerüchte, teils verbürgte Nachrichten in Europa ein, die 
von einer ungeheuren Gärung Kunde gaben, die sich aus 
allen Kreisen des Islams gegen die Mächte des Dreiver 
bandes richtete. 
Man vernahm unter anderem, daß in Persien die Erregung 
gegen Rußland zugenommen habe; in Marokko seien große Un 
ruhen ausgebrochen und der Aufstand gegen Frankreich täglich 
zu erwarten. In Britisch-Somaliland <s. nebenstehendes Bild) 
erhoben sich die Mohammedaner unter Führung des Scheichs 
Ul Mehmed gegen die Engländer, besetzten den englischen 
Hafen von Berberia und 
nahmen alle Engländer 
gefangen. 200 000 Tür 
ken sollten bereits in 
Samsun mit der Front 
gegen den Kaukasus auf 
gestellt sein und das 
13. Armeekorps durch 
Persien gehen und In 
dien angreifen. Im Ein 
vernehmen mit Persien 
hätten die türkischen 
Truppen Choi in der per 
sischen Provinz Aserbeid- 
schan, an der Grenze 
des russischen Interessen 
gebietes, besetzt. Starke 
türkische Truppenabtei 
lungen seien in die per 
sische Festung eingerückt. 
Ferner hätten die Türken 
100000 Kamele an der 
Grenze von Ägypten ge 
sammelt, um sie zu einem 
Vorstoß durch die Wüste 
zu benutzen. Schon soll 
ten britische Kriegschiffe 
bereit liegen für den 
Fall, daß es den Tür 
ken gelänge, bis zum 
Suezkanal vorzudringen. 
Der Emir von Afgha 
nistan sei im Begriff, 
eine Armee von 170 000 
Mann mit 135 Geschützen 
unter Führung seines 
Sohnes gegen die in 
dische Grenze zu schicken. 
Sogar die Stellung des 
Vizekönigs von Indien 
sollte erschüttert seindurch 
weiteste Verbreitung 
eines aufreizenden Flug 
blattes , dessen Unter 
drückung durch Unacht 
samkeit der Regierung 
versäumt worden sei. — Vorübergehend erschien durch das 
Eingreifen der Türkei die Neutralität Italiens gefährdet, 
da die Gefahr bestand, daß die islamitische Bewegung auch 
nach Libyen übergreifen könnte. Die Dreiverbandspresse 
unterließ nicht, an diesem Punkte mit ihren Hetzereien ein 
zusetzen. Demgegenüber schrieb der offiziöse Konstanti- 
nopeler „Tanin": 
„Wir wissen nicht, bis zu welchem Punfte die Italiener 
an jene Worte glauben. Aber auch Italien begreift, daß 
wir diesen Krieg nicht unter dem Gesichtspunkte der Ge 
bietsausdehnung auffassen. Es handelt sich für uns um 
Leben und Tod. Infolgedessen ist es unser allseitiges Inter 
esse, die Freunde von den Feinden zu unterscheiden und 
die Wirklichkeit zu begreifen, anstatt schwärmerischen Ideen 
nachzulaufen. Selbst wenn wir Ägypten besetzen wollen, 
so geschieht das nicht mit dem Gedanken der Eroberung, 
sondern wir werden es in dem Wunsche tun, dem unter- 
Aufstand der Somali gegen die Engländer. Nach einer Originalzeichnung von Bruno Richter.
	        
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