Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Phot. Leipziger Presse-Büro. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Gefangene im Zossener Lager, die den verschiedensten Völkern aus aller Welt angehören. 
bleiben wird. Unsere Maschinengewehre surrten und be 
schossen die vordersten Reihen, wir nahmen die Mitte und 
unsere Artillerie die nachschiebenden Reserven aufs Korn. 
Mit wahrer Verzweiflung kam der Feind auf unsere Seite 
zugestürmt; über einen Meter hoch türmten sich bald die 
Leichen vor uns auf, und immer noch kamen neue Massen 
heran, die aber demselben Schicksal entgegengingen wie ihre 
ersten Kameraden. Schließlich brach der feindliche Angriff 
unter unserem verheerenden Feuer zusammen. 1200 Mann 
fielen schließlich noch als Gefangene in unsere Hände. Dar 
unter befand sich ein Leipziger Landsmann, der als Fremden 
legionär in den französischen Reihen mit gegen seine deut 
schen Brüder kämpfen mußte. Die Gefangenen versicherten 
uns, daß vier französische Regimenter vernichtet seien." 
Am 26. November wurden französische Angriffe in der 
Gegend Apremont, östlich von St.-Mihiel, zurückgeschlagen, 
und tags darauf wurden hier wie auch in den Vogesen 
den Franzosen einige Schützengräben entrissen. 
Auf dem Kriegschauplatz in Flandern wurden während 
dieser Zeit, wie ein deutscher amtlicher Bericht vom 4. De 
zember meldete, wiederholte französische Angriffe ab 
gewiesen. Zu größeren Operationen aber ließen es an 
dauernde heftige Regengüsse nicht kommen. Nur nördlich 
Arras konnten kleinere Fortschritte gemacht werden. 
Für den Heldengeist unserer Truppen in Flandern legt 
folgende Tat unserer Marinetruppen Zeugnis ab. Bei 
Lombartzyde, nördlich von Nieuport, bereitete eine ganze 
französische Division einen Durchbruchsversuch vor. Elf 
Bataillone unserer Matrosen, Matrosenartillerie und Marine 
infanterie, kamen dem Feinde jedoch durch einen raschen, sehr 
entschieden geführten Angriff zuvor. Da die Gewehre und 
Maschinengewehre durch den Dünenflugsand teilweise un 
brauchbar geworden waren, packten unsere 6000 blauen 
Jungen, ein Marineinfanteriebataillon mit wehender Fahne 
voran, die fast dreifache gegnerische llbermacht mit dem 
Bajonett an, erstürmten die feindliche Stellung und warfen 
die ganze Division über den Haufen. 
Am 11. Dezember griffen dann die Franzosen unsere 
Stellungen in der Richtung östlich Langemarck an. Sie 
wurden aber auch hier zurückgeworfen und verloren dabei 
200 Tote und 340 Gefangene. Am selben Tage beschoß 
unsere Artillerie den Bahnhof Ipern, um feindliche Trup 
penbewegungen zu stören. Ein Angriff des Gegners gegen 
unsere Stellungen südöstlich Ipern brach am 14. Dezember 
unter starken Verlusten für den Gegner zusammen. Dieser 
versuchte tags darauf einen Vorstoß über Nieuport, der durch 
Feuer seiner Schiffe von See her unterstützt wurde, doch 
blieb das Feuer gänzlich wirkungslos, und der Angriff wurde 
abgewiesen, wobei wir etwa 450 Franzosen zu Gefangenen 
machten. Auch an den folgenden Tagen jsetzte der Feind 
seine Angriffe bei Nieuport fort, jedoch ohne Erfolg. Ebenso 
wurden bei Zillebecke und in der Gegend von La Bassee 
Angriffe versucht, die aber unter sehr starken Verlusten für 
den Gegner zusammenbrachen. Wie groß diese waren, wird 
dadurch bezeugt, daß nach Meldung unserer Obersten Heeres 
leitung 600 tote Engländer vor unserer Front lagen. Am 
20. Dezember griffen unsere Truppen zwischen Richebourg 
PAyouö und dem Kan-al d^Aire la Bassöe die Stellungen der 
Engländer und Inder an. Die feindlichen Schützengräben 
wurden gestürmt und der Feind unter schweren Verlusten 
aus seiner Stellung geworfen. Leider gelang es den Eng 
ländern tags darauf, in ihren alten Stellungen bei Riche 
bourg wieder Fuß zu fassen. Aber schon am folgenden Tage 
wurden sie abermals aus ihren Stellungen geworfen. Trotz 
verzweifelter Gegenangriffe wurden alle Stellungen, di-e 
zwischen Richebourg und dem Kanal d^Aire la Bassee den 
Engländern entrissen waren, behauptet und befestigt. Im 
ganzen fielen bei diesen Kämpfen mit den Engländern 
seit dem 20. Dezember 750 Farbige und Engländer als Ge 
fangene in unsere Hände. 5 Maschinengewehre und 
4 Minenwerfer wurden erbeutet. Ebenso wurden alle An 
griffe in den Dünen bei Lombartzyde und südlich Birschoote 
von unseren Truppen abgewiesen. 
Während der heilige Abend aus der ganzen Westfront 
ziemlich ruhig verlief, kam es an den beiden Weihnachts 
feiertagen bei Nieuport zu größeren Gefechten. Engländer 
und Belgier machten den Versuch, sich am Wege Nieu 
port—Westende festzusetzen, und gingen hart am Meere 
vor. Auch bei Festubert hatten sich Kümpfe entwickelt, in 
denen den Engländern im Anschluß an die am 20. De 
zember eroberte Stellung ein weiteres Stück ihrer Be 
festigung entrissen wurde. Erst am 26. Dezember ließ 
sich der Erfolg dieser Kämpfe übersehen. 19 Offiziere 
und 810 Farbige und Engländer waren gefangen ge 
nommen, 14 Maschinengewehre, 12 Minenwerfer, Schein 
werfer und sonstiges Kriegsmaterial erbeutet worden. Der
	        
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