Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Phot. A. Sienarb, Siel. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Aiu selben Tag unter 
nahmen die Franzosen 
am Westrand der Argon- 
nen, in der Gegend von 
Servon, einen neuen An 
griff gegen unsere Trup 
pen, sie wurden jedoch 
unter schwersten Ver 
lusten zurückgeschlagen, 
während die Unseren nur 
wenig mitgenommen 
wurden. Auch bei Com- 
bres, südöstlich von Ver 
dun, wurde ein französi 
scher Angriff abgewiesen. 
Im ganzen gewannen 
wirimArgonnenwald.wie 
unsere Oberste Heereslei 
tung am 23. November 
Der im Seegefecht bei Helgoland schwer beschädigte englische Dreadnought „Sion“. Eldete SchrittfÜrSchritt 
Boden; ein Schützengraben nach dem anderen, ein Stütz- 
unsere Truppen. Überall 
im Argonnenwald wurde, 
wenn auch langsam, so 
doch ständig Boden ge 
wonnen. Auch in der 
Nähe von St. - Mihiel 
wurde heftig gekämpft, 
und am 5. November er 
oberten unsere Truppen 
nordöstlich vonSt.-Mihiel 
unter schweren Verlusten 
für die Franzosen einen 
wichtigen Stützpunkt im 
Bois Bruls. Am 6. No 
vember wehrten unsere 
Braven Angriffe der 
Franzosen westlich Noy- 
on, sowie auf die von 
uns genommenen Orte 
Vailly und Chavonne ab, 
und auch hier hatte der Feind wieder schwere Verluste. Am 
selben Tage mutzte der von uns schwach besetzte Ort Soupir 
und der Westteil von Sapigneul, der dauernd unter schwerstem 
Artilleriefeuer lag, von uns geräumt werden. Dagegen 
eroberten wir am 8. November eine wichtige Höhe bei 
Vienne le Chateau am Westrande der Argonnen, um die 
schon wochenlang gekämpft worden war. Hierbei erbeu 
teten wir zwei Geschütze und zwei Maschinengewehre. Bei 
dem Versuch, diese Höhe zurückzuerobern, erlitten die Fran 
zosen sehr schwere Verluste. Auch nordöstlich und südlich von 
Verdun wurden an diesem Tage französische Vorstötze zu 
rückgeworfen. 
Gleichzeitig hatte wieder eine rege Tätigkeit um Reims 
begonnen. Die Stadt und die Umgebung wurden heftig 
beschossen, und am 17. hatten wir schon einige Forts im 
Besitz. Am 18. wurden französische Angriffe bei Verdun 
abgewehrt. Ein Vorstotz gegen unsere bei St.-Mihiel auf 
das westliche Maasufer geschobenen Kräfte brach nach an 
fänglichem Erfolg gänzlich zusammen. Dagegen veranlatzte 
unser Angriff südöstlich Cirey die Franzosen, einen Teil ihrer 
Stellungen aufzugeben. Am selben Tage wurde das Schlotz 
Chatillon von unseren Truppen im Sturm genommen. 
Gleichfalls am 18. November hatte der am linken Maas 
ufer kommandierende französische General um drei Uhr 
nachmittags die Meldung erhalten, der deutsche Angriff 
gegen den französisch gebliebenen Teil des bei St.-Mihiel 
gelegenen Ortes Chauvoncourt scheine nachzulassen, als 
eine Erplosion (s. Band I Seite 469) der unter die feindlichen 
Laufgräben gelegten deutschen Minen die ganze französische 
Stellung zerstörte. Die Zahl der Opfer war sehr bedeu 
tend. Die Deutschen besetzten mit lautem Hurra auch die 
Chauvoncourt benachbarten Punkte. 
punkt nach dem anderen wurde den Franzosen entrissen, 
und täglich wurde eine Anzahl Gefangener gemacht. . 
Am 25. November wurde in der Gegend St.-Hilaire— 
Souain ein mit starken Kräften angesetzter, aber schwäch 
lich durchgeführter französischer Angriff unter großen Ver 
lusten für den Gegner zurückgeschlagen. Diesen Abwehr 
kampf schilderte ein Landwehrmann in der „Chemnitzer 
Volks stimme" wie folgt: 
„Der 25. November war ein wenig schöner Tag. Die 
Erde war mit einer leichten Schneedecke überzogen. Da 
kamen gegen halb elf Uhr vormittags unsere Vorposten 
gestürzt und meldeten: Die Franzosen kommen! Richtig! 
In einer En.fernung von 500 bis 600 Metern kamen ge 
waltige Massen daher, in der vordersten Reihe die Pioniere, 
die die den Truppen entgegentretenden Hindernisse, wie z. B. 
Drahtverhaue, beseitigen sollten. Wir nahmen unsere Feuer 
stellung ein und freuten uns schon, nach langer Feuerpause 
endlich wieder einmal als Kunstschützen auftreten zu können. 
Aber welche Enttäuschung wurde uns. Es kam das Kom 
mando: Nicht eher schießen, als es befohlen wird! Sprung 
weise rückte der Feind vor und kam unserer Stellung immer 
näher. Es ist eine Aufgabe, den Feind in so großen Massen 
kommen zu sehen und nicht schießen zu dürfen. Die Feuer 
disziplin wurde durchgehalten: kein Schutz fiel ; jeder von uns 
harrte, das Gewehr fest umklammert, der weiteren Befehle. 
Endlich, als die Franzosen ungefähr auf 100 Meter an unse 
ren Schützengraben heran waren und vor unseren Drahtver 
hauen standen, sich mit Schlachtgebrüll auf uns stürzen und 
uns die Bajonette in die Leiber stoßen wollten, kam das 
Kommando: , Schützenfeuer! Lebhaft feuern!' Das war 
ein Augenblick, der jedem von uns in ewiger Erinnerung 
S. M. S. «Blücher^, das, bis zum letzten Augenblick feuernd, beim Seegefecht in der Nordsee unterging.
	        
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