Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
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verständiger Leitung seiner böswilligen Eigenschaften be 
raubt. Bei jeder geringen Erschütterung durch Berühren 
sowie durch den Einschlag einer Granate, die in der Nähe 
zerspringt, kann das schlummernde Geschoß erwachen. 
Sein Lebensfaden glimmt wieder auf und entzündet die 
Sprengpulver im Inneren. Mit gewaltigem Krachen platzt 
dann der Blindgänger, wie jedes andere Artilleriegeschoß, 
das der Feind frisch herübersendet. 
Aus dem Erwähnten ist verständlich, daß ein Blind 
gänger, wenn er auch nicht ganz so gefährlich zu sein scheint 
wie ein zerplatzendes Geschoß, durchaus nicht ungefährlich 
ist. Seine Unschädlichmachung geschieht zumeist durch den 
Feuerwerker der Artilleriebrigade in jeder Division. Bis 
weilen werden dabei mehrere Blindgänger Zusammen ein 
gegraben und an einer Stelle, die abseits gelegen ist und 
in weitem Umfange abgesperrt wird, Zusammen zur Ent 
zündung gebracht. Unser Bild Seite 490 oben zeigt das An 
bringen von Sprengkapseln an einem einzelnen französischen 
Blindgänger. Eine lange Zündschnur sorgt dafür, daß die 
Leute noch Zeit genug haben, sich aus dem Eefahrbereich 
zu entfernen. Ist die Schnur abgebrannt, so werden dadurch 
zunächst die Sprengkapseln entzündet, deren Explosion auch 
den Blindgänger zum Zerplatzen bringt. 
Unsere Feldgrauen werden von den Vorgesetzten immer 
wieder darüber belehrt, daß die Blindgänger durchaus kein 
harmloses Spielzeug siud. Um jeden Blindgänger soll mög 
lichst ein Holzgitterchen angelegt werden, mit entsprechender 
Tafel, die auf die Gefahr aufmerksam macht, bis der 
Feuerwerker den Findling „springen" läßt. 
Man kann eine Betrachtung über Blindgänger, so kurz 
sie auch sein mag, nicht schließen, ohne an einige der vielen 
Blindgängeranekdoten zu denken. Soll es doch' beispiels 
weise vorgekommen sein, daß der biedere Musketier, der 
den Auftrag bekam, um den Blindgänger das erwähnte Ge 
länder zu bauen, in Ermangelung eines Hammers oder 
eines Pflockes den Blindgänger selbst nahm und mit diesem 
die Pfosten einrammte! 
Kein Feldgrauer konnte sich in F... eines Lächelns 
erwehren, wenn Kriegsberichterstatter oder Uneingeweihte 
eine Zritlang einen großen Bogen machten vor einem Ge 
länder mit einer Blindgängertafel. Die Gefahr, die von 
dieser Stelle her drohte, war durchaus nicht übermäßig 
groß. An die Tafel hatte ein witziger Feldgrauer nämlich 
geschrieben: Achtung! Junger Blindgänger! und am Boden 
lag — eine französische Jnfanteriepatrone. 
Die Fürsorge für die Kriegsverletzten. 
Von Professor Or. Waldemar Zimmermann, Berlin. 
lSchlutz.) 
6. 
Zur Klarstellung 
seien die Haupt 
maßstäbe für den 
Kriegsrentenbezug 
hier kurz wieder 
holt. Jeder Sol 
dat hat Anspruch 
auf eine Militär 
rente, wenn er in 
folge einer,, Dienst 
beschädigung", das 
heißt eines Unfalls 
oder einer Eesund- 
heitstörung in sei 
ner zivilberuflichen 
Erwerbsfähigkeit 
um mindestens 10 
Prozent beschränkt 
ist; erfolgte die 
Beschädigung im 
Kriege, das heißt 
an der Front oder 
im Etappengebiet, 
so wird eine beson 
dere Kriegszulage 
gewährt. Die Mo 
natsrente beträgt 
bei voller Erwerbs- 
Phot. A. Grohs, Verljn. 
Von der Beschießung von Middelkerke-Westende durch die Engländer. 
Nicht explodierte Seemine und französischer Lufttorpedo. 
Unfähigkeit für einen Gemeinen 45 Mark, für einen Unter 
offizier 50 Mark und so weiter; die Teilrenten bei gerin 
geren Graden von Erwerbsunfähigkeit gehen bis zu 10 Pro 
zent dieser Beträge herunter. Die Kriegszulage beträgt 
15 Mark monatlich. Bei Verlust einer Hand oder eines 
Fußes oder der Sprache oder des Gehörs tritt eine Ver 
stümmlungszulage von monatlich 27 Mark hinzu, die bei 
völliger Erblindung oder andauerndem Siechtum zu ver 
doppeln ist. Für die Beurteilung der Erwerbsfähigkeits 
einbuße beim glatten Verlust einzelner Gliedmaßen hat 
sich ein ziemlich fester Satz entwickelt, der zum Beispiel 
den Verlust einzelner Finger mit Teilrenten von 10 bis 
15 Prozent, eines Auges mit 33*/, Prozent, einer Ar 
beitshand mit 70 Prozent bedenkt. Der Rentenanspruch 
bei Kriegsdienstbeschädigungen oder die Erhöhung früherer 
Teilrenten kann noch zehn Jahre nach der Entlassung gel 
tend gemacht werden. Wird durch Nachuntersuchungen 
umgekehrt eine wesentliche Besserung der Erwerbsfähigkeil 
infolge von Gewöhnung und Einarbeitung bei gleichzeitig 
hohem Arbeitsverdienste des Kriegsbeschädigten festgestellt, 
so können auch die dauernd zuerkannten Versorgungs 
gebührnisse gekürzt 
werden.Neben die 
sen gesetzlichen 
Renten und Zu 
lagen können 
Kriegsbeschädigte, 
die trotz aller Be 
mühungen nicht in 
absehbarer Zeit ihr 
früheres Arbeits 
einkommen annä 
hernd wieder zu 
erreichen vermö 
gen, auf Antrag 
beim Bezirkskom 
mando Sonderzu 
wendungen aus 
hierzu schon wäh 
rend des Krieges 
bereitgestellten 
Mitteln erhalten. 
Wenn auch für 
manchen kleinen 
Mann die Erlan 
gung eines festen 
Monatsgeldes von 
zum Beispiel 40 
bis 60 Mark ohne 
eigenesMühenund 
Sorgen zunächst 
Phot. Eiko-Film G.m. b.H., Berlin. 
Entladen einer angeschwemmten englischen Mine an der flandrischen Küste unter Aufsicht 
eines deutschen Offiziers.
	        
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