Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
daß die Österreicher und Ungarn mit Vorliebe bei Nacht 
angreifen, aber diesmal haben sie ihr altes Verfahren in 
geradezu scharfsinniger Weise angewandt. Alles das zeugt 
von der bis ins kleinste gehenden Umsicht ihrer Führung, 
l-» Um ein Beispiel zu geben: ganzen Landstrichen wußte 
der Feind ein anderes Gepräge zu geben, das Bild einer 
Gegend durch kluges Verstellen hervorstechender Punkte zu 
-verwirren, unsere Beobachterposten zu täuschen und die 
eigenen Stellungen in wunderbarer Weise zu verschleiern. 
So waren eines Nachts unverhofft zwei große Tannen 
gewachsen, während ein kleines weißes Häuschen wie vom 
Winde fortgeblasen erschien. Im einzelnen waren es nur 
kleine Schliche, die aber in ihrer irreführenden Gesamtheit 
die großartige Vorwärtsbewegung erleichtert und ihren 
Zweck erfüllt haben, nämlich dem Feinde Opfer zu ersparen, 
uns aber Fallen zu stellen und Verlegenheiten zu bereiten. 
licher in Erscheinung, als wir uns vielleicht schon einer 
Kriegführung nähern, die mit dem berühmten Laufgraben- 
und Stellungskrieg nichts mehr gemein hat. 
* * 
❖ 
Auch auf dem feit Monaten verhältnismäßig ruhigen 
Balkanschauplatz wurde es nach Mitte Mai lebhafter. 
Namentlich ist von einigen größeren Luftvorstößen zu be 
richten. So bewarf am 18. Mai ein Flugzeuggeschwader 
der Mittelmächte die feindlichen Lager bei Kukus, Cau- 
sica, Mihalva und Saloniki wirkungsvoll mit Bomben; 
die Antwort war ein Luftangriff auf llsküb und Eev- 
geli. — Vom 26. meldeten die Österreicher und Ungarn, 
daß die Italiener die am Nordufer der Vojusa liegenden 
Ortschaften zu brandschatzen suchten, dabei aber von den 
k. u. k. Truppen gestört und verjagt wurden. 
Im Hauptquartier des Kommandanten der österreichisch-ungarischen Südwestfront, Generaloberst Erzherzog Eugen. 
1. Generaloberst Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Eugen / 2. k. u. k. Kriegsminister Generaloberst Alexander Freiherr v. Krobatin,- 8. Vorstand der 
Präsidialkanzlei im k. u.k. Kriegsminisierium Generalmaior Karl Edler u. Bellmond,- 4. Generalstabschef Feldmarschalleutnant Krausi. 
Die fortwährende Tätigkeit ihrer Flieger brachte ihnen 
anßerdeni eine bis ins kleinste gehende Kenntnis der Front, 
einen genauen Aberblick über unsere Zufahrtstraßen, diente 
ihnen zur Auffindung unserer Geschützstellungen und zur 
sicheren Einstellung der eigenen Feuermündungen. Und 
als ob das alles noch nicht genug gewesen wäre, widmeten 
sie sich neben der Aufklärung auch noch dem ergiebigen 
Abwerfen von Bomben. 
Gerade zur Jahresfeier unserer Kriegserklärung müssen 
uns die Worte wieder ins Gedächtnis zurückgerufen werden, 
mit denen Italiens König seinerzeit der Macht der feind 
lichen Heere gedachte: Es ist kein Kennzeichen der Stärke, 
den Feind zu verachten und herabzusetzen, wie wir denn 
auch niemals die militärischen Tugenden des Feindes ver 
kannt haben. Österreich-Ungarn ist eine Militärmacht, und 
schon allein seine geschichtliche Überlieferung gibt ihm nicht 
wenig Gewicht und Kraft. — Auf dieser seiner neuen Front 
spielt Österreich-Ungarn um den Frieden für 1916. Italien 
aber kämpft um seine Zukunft, und das tritt um so deut- 
An der Front um Saloniki (siche Bild S ite 485 oben) 
hatte General Sarrail neuerdings großen Eifer in dem Aus 
bau seines linken Flügels gezeigt. Nach Sicherung des 
Wardartales hatte er sich gegen Monastir vorgeschoben, um 
dort dem Gegner in die rechte Flanke zu kommen. Bei 
diesen Truppenverschiebungen waren die beiderseitigen 
vorderen Linien in immer engere Berührung gekommen 
und hatten sich schon kleinere örtliche Gefechte geliefert, die 
sich am 23. und 24 Mai in der Gegend von Doiran zu ern 
steren Zusammenstößen erweiterten und in einer großen 
Artillerieschlacht gegen das südwestlich Eevgeli gelegene 
Dorf Majadag gipfelten. Bulgarische Artillerie verteidigte 
das Wardartal (siehe Bild Seile 484) gegen Sarrail, der 
bemüht war, die Randhöhen gegen Eevgeli zu besetzen, 
wobei er zur Verbesserung seiner Stellung einige griechische 
Forts rücksichtslos von ihren Besatzungen säuberte (siehe 
die beiden Eeländeansichten Seite 482). 
Auch die Mittelmächte konnten nicht immer vermeiden, 
griechischen Boden zu betreten. Unter anderem besetzten
	        
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