Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

Phot. Leipziger Presse-Büro. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
Blick auf Lafraun auf der gleichnamigen Hochfläche in Südtirol. 
Der folgende Tag, der 27., brachte neue Erfolge: west 
lich Arsiero wurde das Panzerwerk Cornolo und im be 
festigten Raum von Asiago südwestlich des Monte Jnter- 
rotto die permanente Talsperre Val d'Assa erstürmt. Das 
Panzerwerk Cornolo liegt, nur noch wenig über einen Kilo 
meter von Arsiero entfernt, westlich der Mündung des 
Torrente Freddo in den Torrente Posina und sollte das 
Vorrücken des Feindes in die Täler dieser beiden Flüsse 
verhindern. Nicht minder wichtig war die Talsperre Val 
d'Assa. Ihr Besitz ermöglichte den Angreifern die letzten 
Schritte gegen Asiago, das hiernach fast schon als sturm 
reif gelten konnte. 
Dies sollte sich bereits am 28. Mai zeigen. An diesem 
Tage erstürmten die Truppen des Grazer Korps, die schon 
gewaltige Strapazen hinter sich hatten, bergauf, bergab in 
schwierigstem Gelände den Feind immer aufs neue an 
greifend und vor sich hertreibend, auf drei Seiten Asiogos 
die italienischen Stellungen. Südwestlich bei Roana, einer 
fast rein deutschen Sprachinsel an der Straße Asiago— 
Pedescale, überschritt eine Gruppe das Assatal, eroberte 
die Talhöhen östlich und südlich des Talknies und griff den 
Feind auch' bei Canova an der Bahnlinie Asiago—Schio 
cm; hier wurde er nach hartem Ringen aus seinen Stel 
lungen geworfen. Die Österreicher und Ungarn waren 
damit Herren der von Asiago nach Westen führenden 
Verbindungen. Westlich Asiago wurde das starke Panzer 
werk auf dem 1400 Meter hohen Berg Jnterrotto von In 
fanterie im Zusammenwirken mit schwerer Belagerungs 
artillerie erstürmt und die neue Stellung auch auf die süd 
lich des Jnterrotto gelegenen Höhen ausgedehnt. Nördlich 
Asiago endlich wurden von der schon früher erreichten 
Eipfellinie Maora—Campoverde—Moschice aus die Berg 
spitzen Campo Bianco—Zingarella—Zebio gewonnen. — 
Ferner wurden im oberen Postnatal 
die Italiener in ihren Verschanzungen 
beim Monte Corte Bettale angegriffen 
und geworfen, wobei die österreichisch 
ungarische Artillerie von dem wenige 
Tage zuvor erstürmten Berg Majo 
bereits wirksam mit eingriff. Der 29. 
brachte den k. u. k. Truppen weitere 
bedeutende Erfolge bei Arsiero. 
Nach glücklichem Überschreiten des 
Posinabaches erstürmten sie die süd 
lichen Talhänge. Im oberen Teil die 
ses Tales rafften sich unter dem Schutz 
der mächtigen Festungswerke Monte 
Cogolo und Monte Novegno auch die 
Italiener zu mehrfachen heftigen An 
griffen auf, die sich gegen die öfter 
reichisch-ungarischen Stellungen südlich 
und westlich des Ortes Bettale rich 
teten, aber an allen Punkten mit völ 
ligem Mißlingen endeten. — Die an 
diesem Tage von den k. u. k. Truppen 
errungenen Erfolge wurden gekrönt durch die Eroberung 
des fast 1000 Meter hoch gelegenen starken Panzerwerkes 
Punta Corbin östlich Arsiero, eines der letzten Bollwerke um 
die Feste, das die Eisenbahnlinie Asiagc—Schio beherrschte. 
Die letzten vierzehn Tage waren für die Österreicher 
und Ungarn ein ununterbrochener Siegeslauf gewesen, der 
nicht allein zur Säuberung Tirols vom Feinde geführt, 
sondern ein gutes Stück italienischen Bodens in den Besitz 
der k. u. k. Truppen gebracht hatte. Die starken Festungen 
Arsiero und Asiago waren nunmehr, nach Niederlegung 
des äußeren Sperrgürtels, unmittelbar bedroht, ihr Fall, 
mit dem sich der Zugang nach der oberitalienischen Tief 
ebene öffnen mußte, nur noch eine Frage der Zeit. Schon 
ließ Eadorna Städte und Dörfer Oberitaliens von der Zivil 
bevölkerung räumen, und sogar das feste Verona erschien 
nicht mehr sicher. — 
Mit welcher Umsicht und Überlegenheit der große erfolg 
reiche Vorstoß der österreichisch-ungarischen Streitkräfte vor 
bereitet und durchgeführt wurde und wie gewaltig der Ein 
druck in Italien war, zeigen deutlicher als vieles andere 
folgende vonderTuriner „Stampa" gebrachten Ausführungen 
Luigi Ambrosinis, dem die Leistungen des Feindes wider 
seinen Willen Bewunderung abnötigten: 
So gewaltig die österreichisch-ungarische Offensive vor 
bereitet war, so geschickt würde sie ausgeführt. Man spricht 
von einer unheimlich hohen Zahl von Geschützen aller Ka 
liber, und man behauptet, daß, obwohl ein ganz ungeheuer 
licher Artilleriepark bereits angesammelt sei, zu größerer 
Sicherheit, und um den Erfolg zu gewährleisten, noch immer 
weitere Kanonen herangebracht werden. Selbst den Mond 
stellte der Feind in seine Berechnungen ein, suchte er sich 
doch für den Beginn seines am 15. Mai einsetzenden Vor 
stoßes die günstigste Mondphase aus. Es war schon bekannt, 
Gefangene Alpini aus den Kämpfen bei dem österreichisch-ungarischen 
Südtirol.
	        
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