Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
Phot. Leipziger Presje-Büro. 
Türkisches Infanterieregiment in Paradeaufstellung. 
geschafft hatten, die aber ebenfalls unglücklich kämpften, so 
daß der Imam einige wichtige Ortschaften besetzen konnte, 
die ihm eine günstige Stellung boten. 
Nach einer Meldung vom 9. Mai waren die Engländer 
auch an der Front von Aden mehrfach geschlagen worden. 
Am 10. April hatte eine aus Reiterei und Infanterie zu 
sammengesetzte englische Truppe die Türken nördlich Scheich- 
Osmani durch eine Flankenbewegung zu überraschen versucht, 
mutzte sich aber unter Verlusten zurückziehen. Wenige Tage 
später, am 16. April, gingen die Türken ihrerseits zum 
Angriff über, den sie überraschend gegen Amad, nordöstlich 
Scheich-Osmani ansetzten. Nach Zweistündigem hartnäckigen 
Widerstand mutzten die Engländer den Ort aufgeben und 
nach Süden zurückgehen, obwohl sie mit schwerer Artillerie 
reichlich versehen waren und obendrein von den Geschützen 
eines östlich Amad haltenden Kreuzers unterstützt wurden. 
Zu kleineren Ereignissen kam es auch immer wieder an 
den Küsten K l e i n a s i e n s und an den Dardanellen. 
Co schossen Anfang Mai ein englisches Torpedoboot und 
zwei Wachschiffe gegen hundert Granaten auf die Um 
gebung von Mekri bei Smyrna ab, ohne indessen eine 
grötzere Wirkung erzielen zu können. In der Nacht zum 
13. Mai überflog ein türkisches Flugzeug die Insel Jmbros 
und warf mit gutem Erfolge auf zwei grotze in der Bucht 
von Keptelos vor Anker liegende englische Schiffe Bom 
ben ab; ihrem Abwehrfeuer vermochte es sich glücklich zu 
entziehen. Ein feindlicher Monitor, der um dieselbe Zeit 
in einen Hafen an der Nordwestküste der Insel Keusten 
einlaufen wollte, geriet in das Feuer der türkischen Artillerie. 
Es entstand auf dem angegriffenen Fahrzeug eine mehr 
stündige Feuersbrunst, in deren Verlauf einigemal heftige 
Erplosionen anzeigten, datz eine der Munitionskammern 
von dem Feuer ergriffen worden war. Ein unterdes auf 
tretendes englisches Flugzeug tötete zwar durch Bomben 
würfe auf das Gestade von Ourla einige Leute, konnte aber 
natürlich das Verhängnis von dem brennenden Monitor 
nicht abwenden. 
Auch im Kampf gegen die Russen im Kaukasus 
wie in Persien (siehe die Bilder Seite 488 und 459) 
waren die Türken glücklich. An der Kaukasusfront ver 
mochten jene trotz starker unter dem Befehl des Generals 
Baratoff stehender Kräfte nicht zu verhindern, datz die 
türkischen Truppen auch im Mai weiter vordrangen und 
dem Gegner starke Verluste beibrachten. So bei Kirvaz, 
etwa 40 Kilometer nordwestlich Mouche, wo die Türken 
den Feind überraschend schlugen. Dieser richtete sich in Er 
kenntnis der schwierigen Lage mehr und mehr zum Stel 
lungskriege ein und verlegte sich besonders in der Küsten 
gegend auf die Verstärkung seiner Befestigungen. 
Im Abschnitt des häufig genannten Kopeberges entspann 
sich am 3. Mai vormittags ein schweres Gefecht; als am 
Abend noch keine Entscheidung gefallen war, gingen die 
Türken zum Bajonettangriff über, schlugen die Russen auf 
einer Breite von nahezu 18 Kilometern zurück, machten 
an Gefangenen und Material beträchtliche Beute und 
blieben trotz starker Schneestürme in Fühlung mit dem 
weichenden Feinde. — In der Nacht zum 9. Mai erfolgte 
ein überraschender Angriff auf das russische Lager bei 
Baschkjöi, 15 Kilometer südöstlich Mahamatum, südlich Tusla 
Dere. Nach kurzem Kampf war das gesamte russische Lager 
zerstört und seine Besatzung bis auf wenige Leute, die fliehen 
konnten oder sich gefangennehmen lietzen, niedergemacht. 
Im südlichen Abschnitt des Tschorok hatten die Russen 
ebenfalls fluchtartig zurückgehen müssen. Erst am 11. Mai 
kamen sie wieder zum Stehen und versuchten sogar einen 
Gegenangriff, der ihnen jedoch nur abermalige Verluste 
brachte. Selbst englische Berichterstatter gaben zu, datz 
weder auf dem rechten russischen Flügel noch im Zentrum 
von irgendwelchen Fortschritten mehr die Rede sein könne 
und datz die gegen Diarbekr gerichteten Vorstotzversuche der 
Russen, die von ihnen als Siege hingestellt wurden, auf 
bedeutende türkische Verstärkungen getroffen seien, unter 
denen auch Flugmaschinen, Kraftwagen und schwere Ar 
tillerie nicht fehlten. 
Am späten Abend des 15. Mai griffen die Russen in 
Stärke eines Regiments zwischen Aghnot und Hens an. 
Nachdem der Kampf um Mitternacht ohne Entscheidung ab 
gebrochen worden war, stürmten die Russen am nächsten 
Morgen nach dem Eintreffen von Verstärkungen von neuem, 
muhten aber gegen Mittag unter schwersten blutigen Ver 
lusten und unter Zurücklassung von Gefangenen, Waffen 
und Munition das Feld räumen. 
Im Kampf mit England stand die erfolgreiche Tätigkeit 
der deutschen D-Boote auch weiterhin im Vordergrund. 
Bis in wie entlegene Gebiete sie sich dabet vorwagten, zeigte 
eine Tat, die sich schon am 22. März ereignet hatte, aber 
erst Mitte Mai bekannt wurde. An dem genannten Tage 
war ein deutsches Unterseeboot 160 Meilen westlich der 
Hebriden auf die norwegische Bark „Pestalozzi" getroffen, 
hatte sie angehalten und durchsucht. Dabei stellte sich her 
aus, datz das von Malmö nach Santa Fo bestimmte Schiff 
eine englische Prisenmannschaft an Bord hatte, von der es 
gerade nach einem englischen Hafen gebracht werden sollte. 
Die Prisenmannschaft trug zwar keine Uniform, war aber 
natürlich bewaffnet. Die Leute mutzten ihre Waffen ab 
geben, ihr Führer wurde gefangengenommen und das 
Prisenkommando für aufgehoben erklärt, worauf die „Pesta 
lozzi" ihre Reise ungehindert fortsetzen konnte. 
Während es den Engländern gelang, diese schöne Tat 
eines deutschen D-Bootes lange Zeit geheimzuhalten, muh 
ten sie einen Mitzerfolg an der flandrischen Küste, den die 
Deutschen am 7. Mai gemeldet hatten, schon Tags darauf
	        
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