Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
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östlich von Apern bei Wieltje folgten am 13. März Infanterie- 
gefechte, bei denen die Engländer den kürzeren zogen. Am 
nächsten Tage sprengten die Deutschen bei Neuve Lhapelle 
eine vorgeschobene englische Verteidigungsanlage samt ihrer 
Besatzung in die Luft, während von den Engländern wieder 
einmal die unglückliche Stadt Lens mit schwersten Kalibern 
beschossen wurde. — Am 16. März unternahmen die Eng 
länder südlich von Loos nicht weniger als sechs umfang 
reiche Sprengungen, ohne doch dem Gegner damit nennens 
werten Schaden zufügen zu können. Kleinere Vorteile, die 
die Engländer südlich des Kanals von La Bassee, nord 
östlich von Vermelles, im Minenkampf errungen hatten, 
wurden ihnen an dem genannten Tage von den Deutschen 
streitig gemacht. Sie legten an fünf verschiedenen Stellen 
genau berechnete Minengänge an und brachten die englische 
Stellung durch Sprengung der Minen in ihre Gewalt. 
Von der feindlichen Besatzung blieben nur 30 Mann am 
Leben und wurden gefangen genommen, während alle 
übrigen verschüttet worden waren. 
Jur ganzen war die englische Kampftätigkeit verhältnis 
mäßig recht geringfügig gewesen, so daß in Frankreich die 
Empfindung allgemein 
wurde, daß man von dem 
Bundesgenossen im Stich 
gelassen sei und die un 
erhörten Opfer des Krie 
ges zürn weitaus größten 
Teil allein zu tragen 
habe. Auch für ihr Rin 
gen bei Verdurr konnten 
die Franzosen auf eng 
lische Hilfe kaum zählen. 
Denn wenn auch hie und 
da die Behauptung laut 
wurde, daß vor Verdun 
auch Engländer kämpf 
ten, so fand diese Nach 
richt doch keinerlei amt 
liche Bestätigung. 
Nach wie vor galt die 
allgemeine Anteilnahme 
den Ereignissen um Ver 
dun (siehe auch neben 
stehendes Bild). Am 
14. März griffen die deut 
schen Truppen nach mehr 
tägiger Ruhepause auf 
dem westlichen Maasufer 
erneut und erfolgreich 
an. Schlesische Truppen 
schoben an diesem Tage 
in kräftigem Vorstoß ihre 
Linien aus der Gegend 
westlich des Rabenwaldes 
auf die Höhe „Toter 
Mann" (, klömme mort 1 ) 
vor, wobei über 1000 Mann gefangen genommen wur 
den. In vier Gegenangriffen suchten die Franzosen die 
wichtige Stellung wieder in ihre Gewalt zubringen, wur 
den aber jedesmal unter empfindlichen Verlusten zurück 
geschlagen. 
Der Tote Mann galt als der Schlüsselpunkt der feind 
lichen Stellungen zwischen Bethincourt und Turnieres. 
Der französische Bericht über den 14. März sprach zwar 
davon, daß vor Bethincourt einige Gräben in deutschen 
Besitz gefallen seien (siehe die Kunstbeilage), vermied aber 
vorläufig noch, die Eroberung des Toten Manns geradezu 
einzugestehen. Dieser besteht aus den Doppelhöhen 265 
und 295, die von der französischen Verteidigung zur Haupt 
abwehrstelle im Vorgelände des nordwestlichen Festungs 
abschnittes von Verdun gewählt worden waren. Nun 
waren diese Höhen, die das ringsum liegende Gelände und 
vor allem das um mehr als hundert Meter von ihnen 
überragte Maastal beherrschen, in deutschem Besitz. Nach 
den harten Kämpfen um die Forgesstellung hatten die 
Franzosen sich damit getröstet, daß wenigstens der Tote 
Mann noch in ihrer Gewalt war, dessen vermeintliche Un- 
einnehmbarkeit die französischen Kriegsberichterstatter, voran 
die der amtlichen Agence Havas, nicht genug zu rühmen 
wußten. Nach dem nunmehrigen Fall der wichtigen Stel 
lung erfand man in seiner Verlegenheit einen ganz neuen 
Toten Mann, der'nicht einmal auf der französischen Gene 
ralstabskarte stand. 
In oft wiederholten mörderischen Sturmläufen suchten 
die Franzosen die verlorenen Höhen 265 und 295 wieder 
an sich zu reißen. Aber obwohl sie tagelang immer wieder 
frische Truppen vorschickten, schlugen alle ihre Bemühungen 
fehl. So auch, als am 16. März auf dem verhältnismäßig 
engen Raum der Front vor Verdun eine frische Division, 
die 27. seit dem 2. Februar, ohne Artillerievorbereitung 
ins Feuer gebracht wurde. Zwar gelangten einzelne 
Kompanien bis dicht an die deutsche Linie, wurden hier 
aber von wohlgezieltem Gewehr- und Maschinengewehr 
feuer vernichtet; nur wenige konnten sich dadurch retten, 
daß sie sich gefangen gaben. Ein zweiter Vorstoß der 
Franzosen an demselben Tage wurde schon durch das 
deutsche Sperrfeuer niedergeschlagen. In den nächsten 
Tagen steigerte sich das gegen den Toten Mann gerichtete 
Artilleriefeuer der Franzosen zu schwerstem Trommelfeuer; 
trotzdem mußten sie am 18. März ihre Infanteriekolonnen 
im deutschen Sperrfeuer vergeblich verbluten sehen. — An 
Zu den Kümpfen um Verdun. 
Französisches Lager von Geschossen schweren Kalibers, die mittels der Eisenbahn herbeigeschafft und durch Automobilzttge 
den Stellungen der schweren Artillerie zugeführt werden. 
. Nach einer französischen Aufnahme. 
demselben Tage wurde auch auf dem östlichen Ufer der Maas 
die Artillerietätigkeit von Jnfanteriekämpfen abgelöst, die 
südlich der Feste Douaumont und westlich des Dorfes Vaur 
um einzelne Verteidigungstellungen entbrannten. Auf 
französischer Seite war es wieder eine frische Division, von 
der größere Teile zu erbitterten Stößen gegen VauX an 
gesetzt wurden, und auch diesmal war das einzige Ergebnis 
blutige Abweisung. 
Etwa 10 Kilometer stark südwestlich von Bethincourt auf 
dem westlichen Maasufer, nordöstlich von Avocourt, unter 
nahmen deutsche Truppen am 20. März einen großen Sturm 
angriff gegen stark ausgebaute französische Waldstellungen. 
Nach sorgfältiger Artillerievorbereitung stürmten bayerische 
und württembergische Landwehrbataillone auf breitem 
Raume die feindlichen Linien. Die blutigen Verluste der 
Franzosen waren sehr schwer; außerdem büßten sie über 
2500 Mann und 32 Offiziere, darunter 2 Regimentskom 
mandeure, an unverwundeten Gefangenen ein. Mehrere 
verzweifelte Gegenstöße des Feindes kosteten diesem ledig 
lich weitere schwere Opfer. 
Die Bedeutung des erfolgreichen deutschen Vorstoßes an 
dieser stark nach Süden vorspringenden Stelle der deutschen 
Front lag darin, daß hiermit die französischen Stellungen 
auch an der Westseite der Festung wesentlich eingeengt
	        
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