Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Siebenter Band. (Siebenter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
für den altgewohnten asiatischen Transportapparat, der 
yawash, yawash Langsam, langsam) — allah kefat 
(wie es gefällig ist) und inschallah (wenn es Gott 
gefällt) Mensch, Tier und Waren an Ort und Stelle 
bringt. Angesichts dieser Schwierigkeiten sind die mili 
tärischen Ergebnisse auf den fernen Kriegschauplätzen dop 
pelt anerkennenswert, und der Leser, dem die Bilder 
zu diesem Aufsatz einen schwachen Begriff von den Ver 
kehrsmöglichkeiten des fernen Orients vermitteln werden, 
wird sich nicht wundern, wenn die Maßnahmen dort Zeit 
beanspruchen, viel Zeit, denn in der Hauptsache wälzen 
sich die Heere dort unter allen Unbilden eines oft mörde 
rischen Klimas, unter oft furchtbaren Entbehrungen, Krank 
heiten und anderen Hindernissen mit allem, was zur heu 
tigen Kriegführung gehört, auf den gleichen Wegen und mit 
den gleichen Verkehrsmitteln vorwärts, die schon Darius, 
Alexander und Tamerlan gedient haben. Aber mit der 
Befreiung von den selbstsüchtigen und türkischer Eigenkultur 
hinderlichen Einflüssen der Vierverbandsvölker werden 
die unter deutscher Führung mächtig angebahnten Ver- 
speiend nach allen Seiten mit schweren und weitreichenden 
Flachkalibern. 
Vor Armentiöres, gegenüber der Vorstadt Houplines, 
setzten sich dann zu Ende Oktober 1914 die Gegner fest. 
Das Artilleriefeuer war hier mäßig, die deutsche Artillerie 
an Zahl vorerst überlegen, die englische Munition schlecht, 
die Zielmethode noch schlechter. Brennpunkte des Jn- 
fanteriekampfes wurden nach und nach die Frontstücke um 
Dorf Deulömont (die Deule durchfließt in Kanälen Lille, 
speist dessen malerische alte Festungsgräben und mündet 
vor Armentiöres in die Lys), dann Frölinghien und seine 
große Brauerei, wo erstmalig stärker der Minen- und Hand 
granatenkampf einsetzte. Sonst war's bis zum rechten 
Flügel des Korps, den mit der wäßrigen, im Frühling 
wunderschönen Stellung im Douvegrunde die Jäger über 
nommen hatten, eigentlich still. Wenn's dem Briten ein 
fiel, schoß er aus dem Ploegsteertwalde ein paar Lagen 
auf die Fermen dicht hinter der Front (Douve-, Tabak-, 
Potterie-, Bethlehem-, La-Croir-Ferme) und auf Warneton 
mit dem gleich anschließenden La Bassöville ünd dessen 
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Das Lager einer deutschen Kraftfahrerabteilung im Taurus. 
Phot. Bufa. 
kehrsverbesserungen durchgeführt, werden reiche und kultur- 
fähige Länder dem Zutritt zu den Weltmeeren und zum 
Welthandel erschlossen werden. 
Inschallah! 
Das Kampfgebiet in Flandern. 
Von Hans Schoenseld. 
II. 
IHierzu die Bilder SeNe 96.) 
Zurückgreifend auf das sächsische Korps sei bemerkt, 
daß b:r Jäger bereits die freundliche, gewerbefleißige Lys- 
stadt Armentiöres besetzt hatten und der anrückenden 
britischen Vorhut mit Maschinengewehren aus Straßen 
barrikaden einen warmen Empfang bereiteten; dann aber 
mußten sie vor der anflutenden Übermacht so gut zurück 
wie General Deimlings Reiter aus Ipern und sächsische 
Husaren vom alles überragenden, bewaldeten Kemmelberg, 
dem bombensicheren Artilleriehauptstützpunkt der Eng 
länder, weit genug hinter der Front, um vor Sprengung 
und Unterminierung sicher zu sein, gehaßt von allen Feld 
grauen, rings gesehen von Ipern bis Quesnoy, feuer 
große Zuckerfabrik, die's ihm angetan hatten — besonders 
wieder die vorsorglich kenntlich gemachten Lazarette, in 
Warneton der reizvolle altflämische Bau des Rathauses. 
Dafür waren ihm auch 30-om-Granaten nicht zu gut. Des 
halb wurde die Bevölkerung zeitig aus dem Orte in Sicher 
heit gebracht. 
Die Lys gibt hier der Landschaft das Gepräge. Nirgends 
gedeiht der Flachs besser als an ihren Ufern, in ihrem Wasser. 
Beizeiten stellte sich alljährlich der englische Makler ein, um 
das hochbegehrte Rohmaterial einzukaufen. Malerisch 
träumen hüben und drüben die zahlreichen, im Frieden, ach, 
so stillen Städtchen hin, vom Fluß stets in einen französischen 
und einen belgischen Teil gegliedert: Warneton, Comines 
mit der Silhouette hoher Kirchtürme und dem reizvollen 
Turm am Markte, Wervicq und das liebliche Meenen, 
Kortryk, die herrliche weiße Glocken- und Patrizierstadt. 
Dazwischen dehnen sich weite, üppige Wiesenflächen; die 
Zuckerrübe, der Tabak stehen satt in Blüte. Melancholisch 
streichen in langen Reihen am Horizont und durch die 
Niederungen jene typischen flämischen Wasserpappeln hin, 
Bilder, würdig des Pinsels eines Rubens, Ruysdael, Jan 
Steen und Ostade. Großartig wird das Landschaftsbild
	        
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