Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
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der Gegner vor, die Bataillonsführer hoch zu Roh. Ein 
zweistündiger Handgranatenkampf folgte. „Staufen" war 
gehakten worden, „Schwaben" hatten die Engländer. 
Nachts zum 29. ein neuer Angriff, mittags Trom 
melfeuer auf die vorgeschobenste Höhenstellung gegen 
Thiepval, auf den „Autograben". Der Feind überrennt 
die Besatzung und will uns in den Rücken fallen. Die 
Leute schreien auf vor Wut und Schreck zugleich. „Schießet, 
und schreiet nicht!" ruft der Kompanieführer streng. Das 
Feuer prasselt, die Engländer springen zurück und richten 
sich mit Maschinengewehren im Autograben ein. Sie 
müssen heraus. Aber es fehlt an Handgranaten. Man 
holt sie von hinten rasch heran, packt den Feind von zwei 
Seiten, nimmt ihm 4 Maschinengewehre und 80 Karabiner 
ab und jagt ihn zurück. Ein zusammengeschmolzener Zug 
von 30 Mann hat an diesen beiden Tagen 5000 Hand 
granaten geworfen; der Zugführer allein 500 Stück. Der 
Arm tat ihm ordentlich weh von der Arbeit. 
Die Engländer standen nun 30 Meter entfernt im 
auch auf seine Siedlungskolonien keine Anwendung findet, 
so ist selbst der Nutzen, den es von seinen reichen Handels- 
und Pflanzungskolonien zieht, für den Augenblick ein recht 
geringer. Freilich unterscheidet sich dieser Teil des Welt 
reiches in einer Hinsicht sehr wesentlich von den bereits be 
handelten Dominions (siehe Seite 27 und 28). Diese kom 
men» wie wir sahen» in ganz besonderem Matze für die Aus 
fuhr des Mutterlandes in Betracht; sie nehmen in erster Linie 
Waren des Mutterlandes auf und liefern ihm Lebensmittel, 
während der einzige Rohstoff, den sie ihm in ungewöhnlich 
großen Massen zuführen, in der Wolle besteht. Da nament 
lich Australien, Südafrika und Neuseeland, bis zu einem 
gewissen Grade aber auch Kanada während des Friedens 
zum großen Teile auf Großbritanniens Jndustrieerzeug- 
nisse angewiesen sind, so ist klar, daß sie während des Krieges 
den Rückgang der britischen Fabrikation auf das schwerste 
empfinden müssen. Men erwäge doch nur, daß der Aus 
fall an englischen Waren, soweit er überhaupt gedeckt wird, 
von Amerika und zum Teil wohl auch von Japan her aus- 
Eine Eskadron des Pasewalker Kürassier-Regiments „Königin" nimmt 
rumänische Kolonne bei Ciolanesti gefangen. S 
Graben, wagten aber keinen entschiedenen Angriff mehr. 
Durch ein heftiges zweistündiges Trommelfeuer aus schweren 
Kalibern suchten sie den Autograben sturmreif zu schießen. 
Es gelang ihnen nicht. Während der folgenden elf Tage 
hielten sie Ruhe; ausgenommen östlich der Feste Staufen, 
wo sie noch einen Versuch machten. 
Am 7. und 8. Oktober konnte das Regiment seinen 
Abschnitt der Ablösung übergeben. Es kann sich rühmen, 
keinen Meter Boden seines zugewiesenen Gebietes ver 
loren zu haben. Bitt 2 Bataillonen hat es dem linken 
Nachbarregiment beim blutigen Sturm auf die Feste 
Schwaben kameradschaftlich geholfen. Die Verluste waren 
nicht gering, aber die des Feindes steigerten sich ins Viel 
fache. Es waren Englands eigenste Söhne, die sich an der 
harten Schwabenecke bei Thiepval die Köpfe einrannten. 
Das britische Weltreich und der Krieg. 
Von Professor Or. K. Dove. 
II. 
Wie das unendlich törichte Wort Ereys, der Krieg 
werde England nicht mehr schädigen als die Neutralität, 
am 28. November 1916 unter Führung des Rittmeisters v. Borcke eine 
knch einer Originalzeichnung von M. Baraseudls. 
geglichen wird, und man hat sofort eine weitere schwere 
Schädigung, die das wirtschaftliche Leben des Kolonial 
reiches so gut wie Englands trifft und deren Folgen auch 
mit dem Ende des Völkerringens nicht so schnell verschwinden 
werden. Dieser Schaden macht sich selbstverständlich auch 
in den tropischen Ländern geltend, soweit diese, wie Indien 
und einzelne Teile von Westafrika, überhaupt größere 
Mengen europäischer Waren beziehen. 
Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die Menschen 
massen, über die England in den hierhergehörenden Ländern 
des Reiches verfügt. 
Im Vordergründe steht das Kaiserreich Indien. Mit 
den 316 Millionen Menschen, welche die letzte Zählung 
dort festgestellt hat, mit seinen üppig bewässerten Strom 
niederungen, denen freilich in: Westen und im Inneren 
auch trockene Landschaften gegenüberstehen, scheint es eine 
unerschöpfliche Quelle des Reichtums für feine Bewohner. 
Und gerade dies alte Wunderland liefert den besten Beweis, 
daß die Masse der Bewohner an und für sich weder Wohl 
stand noch Macht verbürgt. Für die Engländer ward es 
allerdings zu einer wichtigen Ursache des Volkswohlstandes, 
nicht aber für die ungezählten Scharen seiner eigenen Ein-
	        
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