Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17* 
der Hauptmacht zu sichern (siehe die Bilder Seite 27). — 
Sobald die ersten Truppen übergesetzt waren, wurde mit 
dem Bau der Brücken begonnen und im ganzen vier 
Übergänge hergestellt, auf denen deutsche, bulgarische und 
türkische Truppen in die Walachei hinüberzogen, um sogleich, 
nachdem genügende Kräfte beisammen waren, den Vor 
marsch auf Eiurgiu Und Merandria anzutreten, während 
der linke Flügel die Verbindung mit dem rechten Flügel 
der Armee aufnahm, die von Craiova auf Slatina im Vor 
marsch war. 
Auf der ganzen Front gingen die Rumänen zurück, ge 
drängt von der rastlos nachsetzenden Kavallerie, von der Regi 
menter des Grafen Schmettow, ein in der deutschen Reiter 
geschichte historischer Name, im Gelände östlich des unteren 
Alt eine sich dort zum Kampf stellende rumänische Kavallerie 
division zusammenhieb (siehe die Bilder Seite 28 und 29). 
Deutsche SchieFbedarfwerke. 
Von Major a. D. Schrnahl. 
(Hierzu die Bilder Seite 30 und 31.) 
Wie in manchen Betrieben, so haben wir auch in der An 
fertigung unserer Geschosse viel im Kriege zulernen müssen. 
berufsmäßigen Verleumder des Londoner Auswärtigen 
Amtes auch tausendmal in die Welt schreien, daß Deutsch 
lands Vorbereitungen schon jahrzehntelang getroffen ge 
wesen seien, um durch diesen „vom Zaun gebrochenen" 
Krieg die Weltherrschaft zu gewinnen. Es ist vielmehr kein 
Geheimnis mehr, daß wir eine Zeitlang recht knapp mit 
Eeschützbedarf daran waren und die späte Erkenntnis teuer 
bezahlen mußten. Es ist eine alte Weisheit, aber leicht ver 
gessen, daß einer im Kriege mit Blut bezahlen muß, was 
er nicht mit Geschützen erreichen kann. Es muß also auch 
im kommenden Frieden heißen: wer ihn erhalten will, 
der gieße Granaten und baue Schiffe! 
Unser erstes Bild zeigt uns eine hydraulische Presse in 
Tätigkeit. Während das Geschoß um seine Achse gedreht 
wird, drückt der gut sichtbare hydraulische Hammer die 
Kupferführungen fast geräuschlos in den schwalbenschwanz- 
förmig um den unteren Teil des Geschosses eingearbeiteten 
Ring hinein. Kupfer ist ein weiches Metall und gerade 
für den genannten Zweck unentbehrlich. Die dazu be 
stimmten Kupferstäbe sehen wir auf dem Tisch liegen. 
Nachher wird es in der Dreherei glatt in der richtigen Foriy 
abgedreht. Es hat die Aufgabe, sich beim Abfeuern des 
Schusses in die Schraubenzüge der Rohrseele einzupressen 
Schweizer Patrouille auf dem Monte Rosagletscher mit Blick auf Matterhorn und Gornergrat. 
Phot. Franz Otto Jörnai. 
Unsere Maschinen waren zwar leistungsfähig und arbeiteten 
genau; wir hatten auch für den Kriegsfall eine große Anzahl 
bereitstehen und auch Verträge mit solchen Werken abge 
schlossen, die im Frieden anderweitig beschäftigt waren, 
mit der Mobilmachung aber zur Herstellung von Kriegs 
bedarf überzugehen hatten. Wir wußten auch, daß Schnell 
lade- und Schnellfeuergeschütze Unmassen von Geschossen 
in kürzester Zeit verbrauchen konnten 
Soviel mehr Schießbedarf aber, als sie verbrauchen 
„konnten", glaubten wir nicht bereitstellen zu sollen, weil 
wir nicht so viel verbrauchen „wollten", als wir konnten. 
Wir vermeinten, die Fähigkeit des Schnellfeuerns nur auf 
kurze entscheidende Augenblicke ausnützen zu sollen, und 
hielten den für einen gefährlichen Verschwender, der 
immerzu mit aller Kraft hätte feuern wollen. Aber unsere 
Gegner schrieben uns in dieser Hinsicht das Gesetz vor. Cie 
gedachten, ihre vermeintliche Geldüberlegenheit mit der 
Übermacht technischer Hilfsmittel — beides nur möglich 
durch ein Einverständnis mit den „neutralen" Vereinigten 
Staaten von Nordamerika — dahin zu vereinigen, daß sie 
uns durch Unmengen von Eisen zertrommeln könnten- 
Dem waren unsere Vorräte nicht aewachsen. wenn die 
und dadurch allmählich dem Geschoß die Drehung um seine 
Längsachse zu geben. 
Das zweite Bild versetzt uns in eine Art Apotheke. 
Nur daß die bitteren Pillen, welche da in die Schrapnell 
hülsen eingefüllt werden, aus Blei bestehen, dazu bestimmt, 
über den feindlichen Linien freizuwerden und flach über das 
Schlachtfeld hinzufegen. Der frische fröhliche Bewegungs 
krieg in Rumänien brachte das Schrapnell, das kein Freund 
des Schützengrabens ist, wieder zu Ehren. 
Wenn die Geschosse fertig sind, erwarten sie den 
Feuerwerker, der sie „abnimmt" (siehe Bild Seite 31 
untenü Das heißt, er prüft sie, ob sie nach Gewicht, Ab 
messungen und allem übrigen genau den Bestimmungen 
entsprechen, damit es beim Laden oder Schießen keine 
Störungen gibt und eine Flugbahn der anderen möglichst 
gleicht, was bei verschiedenem Gewicht oder verschiedener 
Schwerpunktlage nicht der Fall wäre. 
Den Aufbewahrungsraum zeigt uns das letzte Bild 
(siehe Seite 31 oben). Da immer gleich viele der fertigen 
Geschosse in jedem Stockwerk stehen, und zwar regel 
mäßig dieselbe Anzahl nach der Breite und nach der Tiefe, 
so bat der Offizier in der Arbeitskutte leicht zu zählen.
	        
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