Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
abwehrkanonen (siehe Bild Seite 320) zu vergasen suchte 
und gleichzeitig zur Ablenkung bestimmte Bombenangriffe 
auf zahlreiche Orte, Fliegeranlagen und Bahnhöfe hinter 
der deutschen Front zwischen Lille und St. Quentin an 
setzte, stiegen die deutschen Flieger doch sofort zur Abwehr 
des Angriffes auf. In heldenmütigen Kämpfen brachten 
sie 33 Feinde zum Absturz, die Luftabwehrkanonen holten 
8 herunter, und 3 feindliche Flugzeuge mutzten hinter den 
deutschen Linien Notlandungen vornehmen. Die deutschen 
Flieger hatten sich in den erbitterten Kämpfen als über 
legene und tapfere Gegner erwiesen: Leptnant v. Bertrab 
schotz allein vier feindliche Flugzeuge ab und Leutnant 
Botz (siehe Bild Seite 312) erzielte seinen 24. Sieg. 
Die Gegner führten außerdem aus die deutschen Fessel 
ballone einen Angriff aus, der aber ebenfalls abgeschlagen 
wurde. Nur zwei Ballone, deren Insassen sich mittels 
Fallschirme retteten, stürzten zur Erde. Die Franzosen 
büßten an diesem Tage auch einen Fesselballon ein. In 
den nächsten Tagen verloren die Feinde wieder zahlreiche 
Flugzeuge, am 7. April allein zwölf im Luftkampf und eines 
durch Abwehrfeuer, am 8. April noch siebzehn und zwei 
Fesselballone. Hierbei besiegte der inzwischen zum Ritt 
meister beförderte Freiherr v. Richthofen (siehe Bild 
Seite 312) seinen 39. Gegner und Leutnant Schäfer über 
wand seinen 12. Feind im Luftkampf. Welchen Umfang 
die Gefechte in der Luft angenommen hatten und wie sich 
die Geschicklichkeit der deutschen Flieger gesteigert hatte, be 
leuchteten die Zahlen über das Ergebnis des Luftkrieges 
im Monat März. Der deutsche Verlust betrug 45 Flug 
zeuge; der feindliche dagegen belief sich auf 161 Maschinen, 
von denen allein 143 im Luftkampf gefechtsunfähig ge 
worden waren. Durch Abwehrfeuer wurden fünfzehn 
Flugzeuge zerstört und durch Notlandung gerieten drei in 
deutschen Besitz. Außerdem wurden neunzehn Fesselballone 
der Feinde vernichtet. 
Der U-Bootkrieg nahm seinen erfolgreichen Fortgang. 
Zwar war es den Feinden in Einzelfällen gelungen, deutsche 
4I-Bootmannschaften außer Gefecht zu setzen, aber mit 
Verlusten hatte das deutsche Reichsmarineamt gerechnet. 
Diese stellten sich jedoch als bedeutend geringer heraus, als 
zuvor angenommen worden war. Im Februar und März 
kam die Gesamtzahl der Abgänge auf die Zahl der zur 
Verfügung stehenden I1-Boote verrechnet überhaupt nicht 
in Betracht; außerdem war der Zuwachs an neuen Booten 
der Einbuße durch Gefechts- und andere Verluste bei weitem 
überlegen. 
Die langen Listen versenkter feindlicher Schiffe wurden 
am 23. Mürz mit einer Aufstellung von 10 Schiffen fort 
gesetzt, die im Mittelmeer verloren gegangen waren; es 
handelte sich meist um englische Schiffe von zusammen 
31 000 Tonnen. Am 30. März wurden mehr als 60 Schiffe 
mit 90 000 Tonnen als vernichtet gemeldet, darunter 24 
große englische Schiffe und wenigstens ein euglischer Hilfs 
kreuzer von etwa 8000 Tonnen. Die Norweger waren in 
dieser Liste mit 13 Schiffen vertreten; sie hielten es eben 
immer noch für ihre Aufgabe, die Schiffsraumnot der Eng 
länder zu verringern ohne Rücksicht auf das Leben ihrer 
Seeleute und den Bestand der norwegischen Handelsflotte. 
Im wesentlichen gehörten auch die 134 000 Tonnen ver 
senkter Schiffe, von denen der Admiralstab der deutschen 
Marine am 6. April berichtete, zu der bl-Bootbeute vom 
März. 
An den Schiffsversenkungen und der Störung des 
Handels mit England waren auch die deutschen 
Kaperschiffe, die gleich der „Möwe" auf fernen 
Meeren schwammen, in erheblichem Maße beteiligt. Die 
Rückkehr der „Möwe" von ihrer zweiten Fahrt am 22. März 
sollte für die Feinde kein Anlaß zur Beruhigung über den 
deutschen Kaperkrieg werden. Schon am 1. April wurde 
aus Rio de Janeiro, dem Haupthafen Brasiliens, gemeldet, 
daß dort die französische Bark „Cambronne" mit 200 Ma 
trosen eingetroffen sei, den Schiffsbesatzungen von Seglern 
und Dampfern, die bei Trinidad durch ein deutsches Kaper 
schiff vernichtet worden waren. Nach den Angaben der 
Feinde hieß das neue deutsche Kaperschiff „Seeadler" und 
sollte am 22. Dezember 1916 in See gegangen sein. Seine 
L)er Platz vor dem Rathaus in St. Quentin. 
Phot. A. Grohs, Berlin.
	        
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