Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Phot. Bert. Jllustrat.-Ges. m. b. H. Phot. Bert. Jllustrat.-Ges. m. b. H. 
General EwerLh. General Iwanow. 
Russische Generale des alten Regimes, 
>en sich Erverth mit Rußki und Alexejew isiehe Abbildung Band -III, 
)4) der Revolution anschloß, während Iwanow dein Zaren treu blieb. 
GuLschkow, 
Landesverteidigungsminister. 
Die Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
Fortsetzung.) 
Die russische Revolution war einstweilen noch ohne 
äußerlich erkennbaren Einfluß auf die Kriegführung ge 
blieben, obwohl die Engländer und Franzosen geprahlt hatten, 
die junge Revolution würde die Deutschen aus dem Lande 
fegen. Sehr bald erhoben sich denn auch Ibei den West 
mächten warnende Stimmen und man begriff, daß ein Land 
nicht zugleich Krieg führen und Revolution machen kann. 
Man verhehlte sich auch nicht, daß das hungernde Volk 
(siehe Bild Seite 290) nicht daran dachte, Eroberungspolitik 
zu treiben. Dazu kam, daß der Justizminister Kerenski (siehe 
untenstehendes Bild), der Ver 
treter der sozialrevolutionä- 
ren Partei der Duma und 
eigentliche Führer der Revo 
lution, wie schon früher, so 
auch jetzt seine Neigung zum 
Frieden erkennen ließ. Das 
entsprach gar nicht den Wün 
schen Englands, das nun, um 
einem etwaigen Sonderfrie 
den vorzubeugen, einen neuen 
Lügenfeldzug unternahm. Es 
verbreitete dreist die Mär, die 
Deutschen hätten Schritte ge 
tan, um dem Zaren wieder zu 
seinem Throne zu verhelfen. 
Diesem Lügengewebe trat am 
29. März der deutsche Reichs 
kanzler im Reichstage ent 
gegen, wobei er auch erklärte, 
daß der Friede mit einem 
freien, wohlgeordneten Ruß 
land der Wunsch aller Deut 
schen sei und daß die Mittelmächte zu einem für sie und 
die Russen ehrenvollen Frieden stets bereit sein würden. 
Die neuen Machthaber, neben Kerenski der Landes 
verteidigungsminister Eutschkow, der Ministerpräsident Fürst 
Lwow und der Sozialist Tscheidse (siehe die untenstehenden 
Bilder), hatten sich beeilt, die Truppen auf die neue Regie 
rung zu vereidigen. Wenn diese dem Anschein nach des 
Heeres im großen und ganzen auch sicher sein konnte, so 
fehlte es doch nicht an Erscheinungen, die nicht gerade für die 
vollständige Geschlossenheit der russischen Armee und Flotte 
Zeugnis ablegten. So hatte es bei der Ostseeflotte Un- 
von denen 
Seile 804) 
bedurfte es scharfer Maßnahmen, um die Ordnung in den 
meisten Regimentern wiederherzustellen. Um das Heer 
ganz auf die Seite der Revolutionäre zu ziehen, versprach 
man den Soldaten, eine Einrichtung zu schaffen, nach der 
fie ihre Offiziere bis zum Major selbst wählen dürften. 
Uber die Haltung der Armeeführer herrschte ebenfalls 
noch keine rechte Klarheit. Eine ganze Anzahl Generale 
konnte nicht als überzeugte Anhänger der neuen Regierung 
betrachtet werden. General Ewerth (siehe nebenstehendes 
Bild), der Oberbefehlshaber der Mittelgruppe von Pinsk bis 
zu den Karpathen, wurde ab 
gesetzt, trotzdem von ihm zu 
nächst gesagt worden war, daß 
aus ihm eine Stütze der neuen 
Regierung werden könnte. 
Iwanow (siehe nebenstehendes 
Bild), der von den Russen hoch 
geachtete Führer, hatte offen 
für den Zaren Partei er 
griffen und wurde verhaftet. 
Das gleiche Schicksal wider 
fuhr dem General Eurko. 
Brussilow machte nach eini 
gem -Schwanken die Wen 
dung der Dinge mit und hielt 
mit General Alerejew (siehe 
Bild Band III Seite 304) 
zu den Revolutionären. Uber 
Rußki (siehe Bild ebenda) 
war bis Ende März nichts 
Bestimmtes zu erfahren. 
Sicher war nur, daß gerade in 
seinem Befehlsbereich unter 
den Truppen bedeutende Unruhen Platz gegriffen hatten, die 
mit Mühe blutig niedergeschlagen wurden. Es blieb so 
mit eine gewisse Unsicherheit bestehen. — 
Die Eefechtstätigkeit an der russischen Front blieb bis 
Ausgang März noch auf Erkundungskämpfe beschränkt. Die 
Unternehmungen der Russen waren zwar sehr zahlreich, aber 
auch erfolglos. Ihre Gegner begnügten sich in der Regel 
mit der blutigen Abwehr der Angreifer; wo sie aber eigene 
Vorstöße ausführten, handelten sie nach einem sorgfältig 
Tscheidse, Kerenski, 
der Führer der Sozialisten. Justizminister. 
Die Führer der russischen Revolution. 
Fürst Lwow, 
Ministerpräsident. 
ruhen gegeben, bei denen einige Admirale und mehrere 
hundert andere Schiffsofsiziere den Tod fanden. Auf vielen 
Kriegschiffen waren von den Mannschaften die Maschinen 
teile entfernt und ins Meer geworfen worden. Auch zahl 
reiche Offiziere des Landheeres waren von meuternden 
Soldaten getötet worden. In Petersburg, wo die Straßen 
kämpfe zwei Tage andauerten und die in den öffentlichen 
Gebäuden, den Kirchen und auf den Hausdächern postierten, 
mit Maschinengewehren bewaffneten Polizeiabteilungen 
durchdachten Plan, so daß sie stets einen schönen Erfolg 
aufzuweisen hatten. 
An der Front des Prinzen Leopold von Bayern wurde 
es am 19. März lebhafter. Deutsche und österreichisch 
ungarische Abteilungen führten einige kecke Streifzüge aus 
und konnten an der Beresina und am Stochod insgesamt 
25 Gefangene einbringen. Zwei Tage später unternahmen 
die Deutschen östlich von Lida einen größeren Vorstoß, der 
ihnen einen beachtenswerten Fortschritt brachte. In diesem 
Abschnitt lief die deutsche Front hinter den Flüssen Olschanka 
einzeln niedergekämpft wurden (siehe die Kunstbeilage), 
Gesetzlich vorgeschriebener Wortlaut sür den Schutz gegen Nachdruck in Amerika: Copr., 1917 bq Union Deutsche Vertagsgescllschast in Stuttgart. 
VI. Band. 37
	        
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