Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
Brigaden wurden drei glatt abge 
schlagen , die vierte, farbige Eng 
länder, ging bei dem türkischen 
Gegenstoß zugrunde. Die von den 
Türken wiedereroberten Gräben 
waren mit Leichen der Feinde 
gefüllt. 
Die Schlacht ging zu Ende. Die 
Angriffskraft der Engländer, die in 
diesem blutigen Ringen über 30000 
Mann verloren hatten, begann lang 
sam zu erlahmen. Immer neue 
Schiffe mutzten sie mit Verwun 
deten beladen und Tausende ihrer 
besten Truppen lagen tot vor den 
türkischen Stellungen. Die indischen 
Regimenter hatten besonders schwer 
gelitten. 
Am 22. Februar tasteten die 
Engländer wieder vor und besetzten 
nach leichtem Gefecht die nur von 
Sicherungstruppen gehaltene Stel 
lung von Sannaiyat. Weitere Vor- 
stötze zu Aufklärungszwecken und 
nachfolgende ernstere Unternehmen 
waren zu erwarten, denn in Eng 
land forderte man die Besitzergrei 
fung von Mesopotamien. 
Aus Indien und Ägypten waren 
neue Regimenter eingetroffen und 
die englische Heeresleitung sah sich 
nun in der Lage, erneut energisch 
vorzugehen. Auf türkischer Seite 
war der mächtige Nachschub an 
Truppen und Kriegsmaterial, den 
die Engländer erhielten, nicht un- 
beuierkt geblieben; ihre Armee stand 
jetzt vor einem sehr schweren Ent 
schlüsse. Angesichts der erdrücken 
den Übermacht des Gegners war die 
Annahme einer neuen Schlacht zur 
Deckung von Kut-el-Amara außer 
ordentlich gewagt. Die Schwäche 
der eigenen Stellung lag auf dem 
rechten Flügel, wo eine von den Engländern mit Über 
macht durchgeführte Umfassung die Lage der gesamten 
Armee sehr gefahrvoll gestalten konnte. So entschloß man 
sich denn, Kut-el-Amarazu räumen. Artillerie und Bagagen 
sowie alle Vorräte wurden nach und nach zurückgezogen, 
dann verließ die Besatzung die Stellungen, starke Nachhuten 
zurücklassend, die sich in lebhafte Gefechte mit dem Gegner 
verwickelten, um den Abmarsch zu verschleiern und darauf 
selbst nach und nach abzuziehen, bis endlich nur noch Ka 
vallerie den Engländern gegen 
überstand. Durch das kräftige Auf 
treten der Nachhuten ließen sich 
die Engländer tatsächlich täuschen, 
und erst als auch die türkische 
Reiterei der Hauptmacht folgte» 
wurde ihnen die Rückzugsbewe 
gung klar. Sie stießen nun mit 
Macht aus Kut-el-Amara vor und 
besetzten diesen Platz, dessen glor 
reiche „Wiedereroberung" sofort 
in alle Welt hinaus gekabelt wurde. 
Als sich aber die Engländer zur 
Verfolgung anschickten, um dem 
zurückgehenden Gegner gänzlich 
den Garaus zu machen, fanden sie 
zu ihrer unangenehmen Über 
raschung die Straßen durch starke 
türkische Nachhuten gesperrt» die 
teilweise selbst zum Gegenstoß 
übergingen. Während die Eng 
länder so aufgehalten wurden, 
richtete sich die Hauptmasse des 
türkischen Heeres ruhig in einer- 
neuen, günstigeren Stellung ein, 
gegen die die Engländer schon im 
Laufe der nächsten Tage mehrere 
Angriffe ansetzten. An der Mündung 
des Diala in den Tigris kam es noch, 
mals zu einem sehr harten Kampfe. 
Die Türken wehrten sich verzweifelt, 
als aber die Engländer immer neue 
Massen heranzogen, neigte sich der 
Sieg zugunsten der Übermacht, und 
schweren Herzens gab der türkische 
Oberbefehlshaber den Befehl zur 
Räumung Bagdads. In voller Ruhe 
wurde diese ausgeführt; dann 
brachen die Truppen staffelweist das 
Gefecht ab und gingen zurück. Bag 
dad gehörte den Engländern. 
Die Ausgaben für den 
Krieg. 
Von Fab. Landau. 
i Hierzu die bildlichen Darstellungen Seile 238 
und 239.) 
Die Geldbeträge, die von den 
Landesverbänden, Stadtverwaltun 
gen, Vereinigungen und Privaten 
als freiwillige Gaben, Hilfen und 
Unterstützungen an die Krieger und 
die Zivilbevölkerung verausgabt 
wurden, entziehen sich jeder Be 
rechnung. 
Als Ausgaben für den Krieg 
können wir somit nur die reinen 
baren Ausgaben, die von den Staa 
ten zur Finanzierung des Krieges 
seit August 1914 aufgebracht wur 
den, in Betracht ziehen. 
Eine genaue, reinliche Scheidung 
der von den einzelnen Regierungen 
seit August 1914 nur für diesen 
Zweck beanspruchten Kredite und 
verausgabten Beträge läßt sich nur 
bei Deutschland durchführen, indem 
hier von der Regierung außerordent 
liche Kriegskredite gefordert werden. 
In England und Frankreich wird 
der gesamte Staatshaushalt, in dem auch die Kriegsaus 
gaben enthalten sind, als „Etat" aufgestellt, mittels der 
Zölle, steuern und so weiter gedeckt und der fehlende Be 
trag durch Kredite (schwebende und feste Schulden) ergänzt. 
In Rußland wurden vom Kaiser Anleihen ausgeschrieben 
und die Papierrubelpresse in Tätigkeit gesetzt. 
In Österreich-Ungarn und anderen Ländern wird Geld 
für den Krieg größtenteils durch Anleihen beschafft. 
Bei Berücksichtigung aller seit dem 1. August 1914 er 
folgten Veröffentlichungen über 
bewilligte Kredite, Etatsvorlagen, 
Berichte der Finanzminister, auf 
genommene Anleihen, ausgege 
bene Schatzanweisungen, Bons, 
Schecks und dergleichen haben wir 
nachstehende Ergebnisse gefunden. 
Die Umrechnung der verschie 
denen Landeswährungen in deut 
sche Reichswährung erfolgte nach 
folgenden Sätzen: 1 Pfund Ster 
ling = M. 20,40, 1 türkisches 
Pfund = M. 18.—, 1 Dollar = 
M. 4.20, 1 Escudas = M. 3.83, 
1 Rubel = M. 2.16, 1 Jen = 
M. 2.10, 1 niederländischer Gul 
den — M. 1.70, 1 österreichisch 
ungarische Krone — M. —.85, 
1 Frank, Lira, Lei — M. —.80. 
Millionen M. 
England ..... 78581 
Deutschland .... 64 000*) 
*) Den vom Deutschen Reichstage 
am 23. Februar 1917 der Regierung 
bewilligten Kredit von 15 Milliarden 
Mark haben wir noch nicht als Aus 
gabe betrachtet. 
Abb. I. Die Kriegsausgaben der kriegführenden Staaten 
vom August 1914 bis zum 6. Februar 1917 in Milliarden 
Mark. 
Die schwarzen Ä/eile der Blöcke bezeichnen die dllrch feste An 
leihen aufgenommenen Beträge. 
Abb. III. Prozentualer Anteil der kriegführenden Staaten 
an den Gesamtausgaben für den Krieg im Betrage von 
293 Milliarden Mark.
	        
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