Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17 
ein schmaler Wolkenstreif über dem 
Horizont auf, ein zweiter dicht dar 
über. Das deutet auf Sturm aus 
dieser Richtung. Der Motor arbeitet 
prächtig. Freilich wird dann der Rück 
flug viel Zeit und viel Eas erfordern, 
denn was der Vogel jetzt durch den 
starken Wind im Rücken gewinnt, 
das mutz er später in mühsamem Rin 
gen gegen ihn aufholen. 
Die blankgefegten Seen liegen 
totenstill und in eisiger Trockenheit. 
Die wenigen Landstratzei» sind weitz, 
tiefblau schimmern die Schatten der 
Waldränder und keine Wagenspur, kein 
auffallend eingetrampelter breiterer 
Weg stört diese wunderbare Harmonie 
blendender Farbe. Hier kann keine 
Kavalleriedivision durchgezogen sein. 
Nur in dem Walde mutz sie stecken. 
Die Unermüdlichen wenden sich wie 
der südwärts und überfliegen nach 
längerem Suchen erneut die grotze 
Stratze. 
Ferne Wolken sind inzwischen über 
der deutschen Front heraufgezogen. 
Ihre Gestalt haben sie mehrmals ver 
ändert. Zusammengeballt zu einem 
gewaltigen Haufen, der den halben 
Himmel bedeckt, haben sie die Form 
einer riesenhaften Glasglocke ange 
nommen. Die schwere Masse steht 
grauschwarz und dunkeldrohend, als 
hätte die lichtgelbe Sonne» die selbst 
die beschneiten Häupter der Fichten 
so hell aufschimmern lätzt, keine Ge 
walt über die ungeheure Wolkenburg, 
dieses dunkle Untier, das sich drohend 
und unheilkündend erhebt. Schnee 
wetter steigt herauf. — 
Aber die Kosaken müssen gefun 
den werden. 
Die Gedanken des Offiziers jagen 
einander: soll er umkehren — heim 
kehren? Ehe die Schneewoge heran 
braust? — Wie tief stürmt das Wetter 
ostwärts? Wie lauge wird es währen, 
bis es heran ist? Denn es kommt... 
Kann man durch den Schneesturm 
hindurch? — Wird der Motor durch 
die Massen durchhalten? Durch die 
eisige Kälte? — Und wenn die Wolke 
kilometerlang ist? Wird man durch 
sie zum Boden finden? Zum Lande 
platz? 
Zwanzig Minuten fast sind sie süd 
lich geflogen, seit sie die grotze Stratze 
gekreuzt haben. Da! Was ist das 
da unten? — Ein Blick auf die Karte. 
— Das ist eine Stratze, die nicht ein 
gezeichnet ist, viel schmaler als die 
bisherige, nicht so gerade, manchmal in 
schwachem Bogen ausbiegend. Und 
südlich von ihr ziehen sich spinnen 
webartig Schneisen tief in den Wald. 
Der Schnee auf ihr ist manchmal glän 
zend weitz, manchmal fleckig und 
schmutzig, immer auf einem Stück vor 
dem Eingang der Schneisen. Dort 
also sind sie marschiert, die Schneisen 
hinein und wieder heraus. Vielleicht 
wollten sie einen Durchgang durch 
den Wald gewinnen. Auf einem 
dieser schmalen Wege müssen sie 
stecken. 
Plötzlich findet sie das scharfe Auge: 
in der vierten, in die sie hineinblicken 
können, stehen die Schwadronen — 
eine unübersehbare schwarze Reihe. 
Kurve! Tiefer gehen! 1500 Me- 
Blick in das Putnatäl mit einer von deutschen Truppen über den Fluß geschlagenen Holzbrücke. 
Vorgeschobener deutscher Posten in den Waldkarpathen. 
Deutsches Lager in einem Walde der Putnaniederung. 
Winterbilder aus Rumänien. 
Nach Aufnahmen von Hanns Eder, München. 
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