Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

210 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
Englische Motorfahrerabkeilung an der Somme. An jedem Motorrad befindet sich ein Anhängewagen mit einem Maschinengewehr. 
Nach einer englischen Tarstellung. 
hinderte dadurch die geplanten Angriffe. Das gab den 
Engländern Veranlassung zu dem Versuch, die deutschen 
Stellungen von Serre bis an die Somme durch Wirkungs 
feuer möglichst zu erschüttern und die ihnen sehr lästig 
gewordenen deutschen Batterien niederzukämpfen. Einen 
Jnfanterievorstoß konnten sie nicht zur Entwicklung bringen, 
weil die Deutschen durch ihr gut liegendes Feuer alle An 
sätze dazu im Keime erstickten. 
An vielen anderen Stellen der Ancre- und Sommefront, 
und noch mehr in den nördlicheren englischen Abschnitten 
zwischen Armentiöres und Arras, unternahmen die Englän 
der an diesem Tage viele kleinere Teilvorstöße, bei denen sie 
mitunter bis in die deutschen Gräben gelangten, ohne jedoch 
ein bemerkenswertes Ergebnis zu erzielen. Wo ihnen ihre 
Erfolge nicht streitig gemacht wurden, nutzten sie diese nur 
mit großer Vorsicht aus; so besetzten sie erst Mitte Februar 
bei Grandcourt Minentrichter, die von den Deutschen schon 
in der Nacht zum 5. Februar aufgegeben worden waren. 
Bei Armentiöres erstickte deutsches Artilleriefeuer im Ent 
stehen begriffene feindliche Angriffe, und an der Kohlen 
halde von Loos, wo die beiderseitigen Linien sehr dicht bei 
einanderlagen, blieben zwei Vorstöße, die zwei englische 
Kompanien überraschend auf die deutschen Gräben aus 
führten, vergeblich. Ähnliche Vorfeldkämpfe ereigneten sich 
auch am 15. Februar. 
An diesem, wie am vorhergehenden Tage, regten sich 
die Franzosen in der Champagne; aber auch die Deutschen 
traten hier mit einem bedeutenderen Unternehmen hervor. 
Während diese seit ihrem geglückten Überfall auf die Höhe 
304 auf dem westlichen Maasufer ebenso wie der Feind 
lediglich mit eng begrenzten Erkundungen die Front ab 
getastet hatten, setzten sie bei Ripont (siehe das Kärtchen 
Seite 20j) auf der Linie Reims—Verdun, etwa 30 Kilo 
meter westlich von Verdun und annähernd 50 Kilometer 
östlich von Reims, einen größeren Vorstoß auf die aus 
vier hintereinanderliegenden Linien bestehende französische 
Stellung an, die sich von dem Gehöft Les Maisons de 
Champagne über die Höhe 185 an der Straße von Cer- 
nay-en-Dormois nach Perthes-les-Hurlus hinzog. In diese 
südlich von den Trümmern des Dorfes Ripont gelegene 
Stellung brachen die Deutschen nach sorgfältiger artilleristi 
scher Vorbereitung in einer Breite von reichlich 2hs Kilo 
metern und einer Tiefe von 800 Metern ein, obwohl sich 
die Franzosen tapfer wehrten (siehe die Kunstbeilage). Der 
genommene Abschnitt erwies sich als ungewöhnlich stark be 
seht; nach dem deutschen Bericht gerieten 23 Offiziere und 
953 Mann der Feinde in Gefangenschaft. Daneben wurden 
30 Maschinengewehre und eine nur schwer übersehbare Fülle 
von Kriegsgeräten aller Art erbeutet. Während die blutigen 
Verluste der Deutschen bei diesem gut vorbereiteten und 
glänzend durchgeführten Unternehmen gering waren, wiesen 
jene der Gegner eine beträchtliche Höhe auf. 
Die Deutschen richteten sich mit großer Schnelligkeit 
in der neuen Stellung ein und trotzten, obwohl die 
Franzosen nicht mit Granaten sparten, allen Wiederer 
oberungsversuchen mit unerschütterlicher Festigkeit. Die 
Feinde mußten die ausgezeichnete Höhenstellung, die ihnen 
guten Einblick in die weiter zurückliegenden deutschen Linien 
geboten hatte, verloren geben. 
Am selben Tage erlitten die Franzosen auch auf dem 
Westufer der Mosel eine kleine Niederlage, die ihnen 44 
zumeist aus ihrer dritten Linie geholte Gefangene kostete. 
An den nördlichen Abschnitten der englischen Front hatten 
unterdessen die Feuerkämpfe eine wesentliche Steigerung 
erfahren. Im Wytschaetegebiet bemerkten die Deutschen 
während des feindlichen Vorbereitungsfeuers die Ansamm 
lung größerer Streitkräfte in den englischen Gräben. Das 
daraufhin einsetzende deutsche Feuer vereitelte jedoch die 
Ausführung der feindlichen Absichten. Besonders lebhaft 
war auch der Feuerkampf zwischen Armentiöres und Fro- 
melles, sowie zwischen Hulluch und Arras, unter dem 
hauptsächlich die hinter der deutschen Front liegenden 
größeren französischen Siedlungen zu leiden hatten. Allein 
in Lens wurden durch die englischen Granaten 19 franzö 
sische Einwohner getötet. Im Ancreabschnitt flammte der 
Artilleriekampf vorzugsweise im Raume von Erandcourt 
wieder äußerst heftig auf. Östlich von Erandcourt und 
südlich von Miraumont entwickelten sich auch starke eng 
lische Jnfanterievorstöße, die aber kraftvoll abgewiesen 
wurden. Das gleiche Schicksal teilten schwerere englische 
Handgranatenangriffe südlich von Serre und bei Eueude- 
court. Dabei steigerte sich das englische Artilleriefeuer, 
namentlich um Miraumont, zu einem regelrechten Trom 
melfeuer. Besonders heftig wurden die deutschen Stel- 
lmlgen bei Baillescourt an der Straße von Beaucourt nach 
Miraumont, auch die Postenlinie östlich von Grand court, 
die fast nur aus besetzten Granattrichtern gebildet war» be 
schossen. Die genannten Trichterstellungen erwiesen sich 
nach der heftigen Beschießung während des Tages als 
wertlos, so daß die Deutschen ihre Preisgabe beschlossen. 
Sie überließen dem Feinde gegen Abend ein Grabenstück, 
das die einstige Moulin-Ruine umfaßte» von dort nach Osten 
lief und knapp südlich von der noch gehaltenen deutschen 
Stellung von Miraumont hinzog. Auf einer Front von 
6 Kilometern Breite hatten die Engländer an diesem Tage 
nicht weniger als 3 Divisionen angesetzt; was sie erreicht 
hatten, war so gut wie nichts. 
Starker Nebel zwang am 18. und 19. Februar zu einer 
Kampfpause. An den folgenden Tagen aber kam es stellen 
weise trotz des regnerischen Wetters bereits wieder zu 
schweren Zusammenstößen. So führten die Deutschen einen 
Werfall auf einen englischen Stützpunkt südlich von Le 
Transloy aus (siehe Bild Seite 217), den sie besetzten, 
wobei ihnen 38 Engländer und 5 Maschinengewehre in 
die Hände fielen. Südlich von Armentiöres stürmte ein 
kriegsstarkes englisches Bataillon nach einem kräftigen Trom 
melfeuer gegen die deutsche Stellung vor. Die Deutschen 
ließen die Feinde erst bis zum zweiten Graben durch, dann
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.