Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/19. 
Die Prinzeninseln Halki und Antigone im Marmarameer, wo die Verhandlungen 
zwischen Vertretern der Verbandsmächte und der russischen Bolschewisten statt 
finden sollten. 
Pvot. Erich Benninghoven, Berlin-Friedenau. 
Truppen des deutschen Grenzschutzes im Osten überschreiten die Netze 
auf einer Notbrücke, die an Stelle der von den Polen zerstörten Brücke 
gebaut wurde. 
Phot. Erich Benninghoven, Berlin-Friedenau. 
Ankunft einer Jnfanterieabteilung des deutschen Grenzschutzes im Osten 
zur Vertreibung der Polen aus der im Netzetal gelegenen Stadt 
Samotschln. 
Sie war also, gemäß der 
Forderung Wilsons, be 
reit, sich mit den Polen 
über die künftige staat 
liche Zugehörigkeit solcher 
deutschen Erenzbezirke zu 
einigen, die eine unzwei 
felhaft polnische Mehr 
heit aufweisen. Doch 
bevor noch der Waffen 
stillstand abgeschlossen 
wurde, beanspruchten im 
Reichstag polnische Ab 
geordnete schon Dan 
zig, Posen, Breslau und 
große Teile der Provin 
zen Posen, Westpreußen 
und Oberschlesien für das 
künftige Polenreich. 
Noch blieben die 
Reichsgrenzenunversehrt 
und unangetastet, solange 
das deutsche Volk einig 
war und sein blankes 
Schwert fest in den Hän 
den hielt. Erst als die Revolution und mit ihr der Zu 
sammenbruch kam, witterten die Polen Morgenluft und 
konnten ungestraft und ungehindert ihren längst geplanten 
Raubzug gegen deutsches Land unterneh 
men. Sie taten dies im stillen Einverständ 
nis mit Clemenceau und Lloyd George, 
denen alles an der völligen Schwächung 
Deutschlands gelegen war.' In den Grenz 
bezirken der Ostmark bildeten sich bewaff 
nete polnische Banden, die der deutschen 
Bevölkerung gegenüber außerordentlich an 
maßend auftraten. Ohne die geringste 
Rücksichtnahme auf das von den Polen so 
oft geltend gemachte Selbstbestimmungs 
recht der Völker forderte ihre Regierung in 
den deutschen Bezirken Karthaus, Allen 
stein, Thorn, Posen, Eostyn, Oppeln, 
Beuchen, Kattowitz, Danzig, Flatow und 
Reisse, in denen bei den Reichstagswahlen 
von 1912 683534 deutsche und 402 352 
polnische Stimmen abgegeben wurden, zur 
Teilnahme an den Wahlen zur polnischen 
Konstituante auf. Die Polen hatten also 
die Absicht, diese Gebiete dem großpol 
nischen Staate einzuverleiben, noch ehe 
dessen Grenzen von der Friedenskonferenz 
festgelegt waren. Aus den oben mitgeteilten 
Ziffern ergibt sich, daß in den erwähnten 
Bezirken bedeutend mehr deutsche als polnische Stimmen 
abgegeben worden sind, was beweist, wie unbegründet 
die polnischen Ansprüche auf jene Gebiete sind. In Danzig 
standen 68 657 deutschen nur 1285 polnische, in Flatow 
der 
znm Präsidenten von 
62 535 deutschen nur 
6537 polnische Stimmen 
gegenüber. Nur in Kart 
haus, Posen und Eostyn 
waren die Polen 1912 in 
der Mehrheit. 
Die Demobilmachung 
des deutschen Heeres und 
die schweren innerpoli 
tischen Wirren im Reiche 
waren für die Polen das 
Zeichen zum Einbruch in 
die deutschen Ostmarken. 
Schon am 27. Dezember 
1918 erreichten sie Posen, 
wo die polnische Bevöl 
kerung bereits die Gewalt 
an sich gerissen hatte, 
obwohl in den Kasernen 
noch mehrere deutscheNe- 
gimenter lagen. Diese 
wurden von den Polen 
eingeschlossen und, als 
die Truppen die Übergabe 
verweigerten, von Artil 
lerie beschossen. Schließlich einigte man sich und gestattete 
den Deutschen freien Abzug mit Waffen, allerdings unter 
Zurücklassung der Munition. Begleitet von dem englischen 
Oberstleutnant Wade und dem ehemaligen 
ReichstagsabgeordnetenKorfanty, hielt der 
Pianist Paderewski (siehe nebenstehendes 
Bild) an der Spitze polnischer Truppen sei 
nen Einzug in Posen, umjubelt von der pol 
nischen Bevölkerung, die ihre Freude durch 
Plünderung und Zerstörung deutscher und 
jüdischer Geschäfte äußerte. Wiederholt 
kam es dabei zu blutigen Zusammenstößen, 
die über 200 Todesopfer forderten. Die 
Polen internierten später sogar den kom 
mandierenden General des 5. Armeekorps, 
General der Infanterie Bock von Polach, 
als „Vergeltungsmaßregel" gegen Bom 
benwürfe deutscher Flugzeuge auf pol 
nisches Gebiet. Überall fühlten sich die 
Polen als die Herren, und selbst der nach 
Posen entsandte Minister Ernst mußte, ohne 
daß er etwas hätte erreichen können, wie 
der nach Berlin zurückkehren. 
Längs der ganzen Grenze der Provinz 
Posen rückten die Polen auf deutschem Ge 
biet vor. Am 4. Januar 1919 erreichten 
sie den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt 
Bentschen, wo sich fünf Bahnlinien treffen: 
Berlin—Posen,Bentschen—Lissa,Bentschen—Kottbus, Deut 
schen—Landsberg und Bentschen—Birnbaum; die Lebens 
mittelversorgung von Frankfurt ander Oder und der Reichs 
hauptstadt aus der Provinz Posen war dadurch abgeschnitten. 
bekannte Klavierspieler, wurde 
ausgerufen.
	        
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