Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/19. 
Phot. Bert. Jllustra,.-(Ses. m. b. H. 
Preußischer Minister Eugen Ernst, 
der neben seinen bisherigen Funk 
tionen an Stelle des abgesetzten Spar 
takisten Eichhorn noch die Leitung des 
Berliner Polizeipräsidiums übernom 
men hat. 
' -„=:v 
Illustrierte Kriegsberichte 
Deutsche und englische Kommando vertei 
digen Riga gegen anrückende russische Bol 
schewik!. 
Von Friedrich Wencker. 
Länger als ein Jahr stand Riga unter deutscher Herrschaft. 
Mit den Feldgrauen waren Ruhe, Recht und Ordnung 
in die ihrem 
ganzen We 
sen nach so 
urdeutsche 
Hauptstadt 
Kurlands 
eingezogen. 
Handel und 
Verkehr 
wurden un 
ter der deut 
schen Ver 
waltung neu 
belebt, und 
bald herrschte 
in Riga ein 
regeres Ver 
kehrs- und 
Eeschäfts- 
leben als je 
vor deni 
Kriege. So 
blieb es auch 
nach dem 
Frieden 
schluß von 
Brest-Li- 
towsk, der die Ostseeprovinzen vom ehemaligen russischen 
Reiche loslöste und sie zu selbständigen, freien Staaten 
erhob. Die Volksvertretungen dieser Länder verlangtem 
den Anschluß an das Deutsche Reich — ein sichtbares 
Zeichen dafür, daß das Volk deutsche Kultur und Ord 
nung kennen und 
schätzen gelernt 
hatte. Von einer 
Wiedervereini 
gung der Ostsee- 
provinzen mit dem 
bolschewistischen 
Rußland wollte 
nienmnd mehr et 
was wissen. Um 
gegen Einfälle der 
Bölschewiki ge 
schützt zu sein, ver 
langte die Bevöl 
kerung sogar, daß 
die deutschen Be 
satzungstruppen 
bis zum allgemei 
nen Frieden und 
der Organisation 
einer eigenen Lan 
desverteidigung 
zur Aufrechter 
haltung der Ord 
nung und zum 
Schutz des Eigen 
tums im Lande 
bleiben sollten. 
Die Annahme 
ver Waffenstill 
staudsbedingungen der Verbandsmüchte legte den Deutschen 
auch die Verpflichtung auf, unverzüglich sämtliche besetzten 
Gebiete zu räumen. In den Ostseeprovinzeu rief dies allent 
halben große Aufregung hervor, denn man wußte nur zu 
gut, daß das Land nach dem Abmarsch der deutschen Trup 
pen wehrlos den bolschewistischen Mordbrennern preis 
gegeben sei. Infolge technischer Schwierigkeiten vollzog 
sich indessen die Räumung der Ostfront nur sehr langsam, 
und da der Verband schließlich selbst ein Interesse daran 
hatte, dem Vordringen des Bolschewismus Einhalt zu ge 
bieten, wurde gestattet, daß deutsches Militär noch so lange 
in den bedrohten Gebieten zurückbleiben dürfe, wie dies 
zum Schutze gegen bolschewistische Umtriebe erforderlich 
erscheine. Gleichzeitig gingen vor Riga und Libau englische 
Kriegschiffe vor Anker, um das Land ebenfalls zu schützen. 
Die rus 
sische Regie 
rung hatte 
aber nur aus 
den Waffen 
stillstand und 
den Rückzug 
der Deut 
schen gewar 
tet, um die 
besetzten Ge 
biete mit Ge 
walt zurück 
zuerobern. 
DenBolsche- 
wiki gelang 
es, zu die 
sem Zweck 
zwei Heere 
auszurüsten, 
von denen 
das eine in 
der Stärke 
von 4 Divi 
sionen gegen 
Rigaunddas 
andere mit 
3 Divisionen gegen den Raum Wilna—Kowno angesetzt 
wurde. Das gegen Riga und das Baltikum vordrängende 
Heer stand unter der Führung eines aktiven russischen Ge 
nerals und war in jeder Hinsicht gut ausgerüstet. Auf 
deutscher Seite standen vom Meere bis in die Gegend 
von Wilna insge 
samt 10 Divisio 
nen, wovon aber 
nur noch drei als 
unbedingt zuver 
lässig gelten konn 
ten. Diese schwa 
chen Kräfte sahen 
sich natürlich au 
ßerstande, demrus- 
sischen Vormarsch 
wirkungsvollen 
Widerstand ent 
gegenzusetzen. Sie 
mußten sich vor 
der feindlichen 
Übermacht immer 
näher an die Küste 
zurückziehen und 
das Land seinem 
. Schicksal überlas 
sen. Die einhei 
mischen Behörden 
hatten die Bevöl 
kerung zurBildung 
von Volkswehren 
aufgerufen und 
mit deutscher Hilfe 
noch rasch eine 
Polizeitruppe ge 
schaffen, die wenigstens für die allgemeine Ordnung sorgen 
konnte. Doch überall im Lande machten sich schon bolsche 
wistische Strömungen bemerkbar, die in den Städten 
Meutereien, Raub und Plünderung zur Folge hatten. 
Die deutschen Truppcn?ivaren unterdessen über Wal! 
und Wenden bis auf Hinzenburg und auf die Jägelstei- 
lung, also nur noch wenige Kilometer vor Riga, zurück- 
Phvl. Bert. ZUnstrat.-Ges. m. 
Der Berliner Polizeipräsident 
Ernil Eichhorn, 
der mil Gewalt seines Postens ent 
hoben werden mußte. Nach seiner 
Flucht ans Berlin wurde er steckbrief 
lich verfolgt. 
Pvol. Presse-'Centrale, Berlin. 
Der württembergische Oberst 
Walter Reinhardt, 
der neue Kriegsminister, zuletzt 
Leiter der Demobilmachungs-Abtei 
lung inr Preußischen Kriegsmini 
sterium. 
Phot. A. Groß, Berlin. 
Artillerie in den Straßen Berlins. 
Tie Mannschaften tragen ein Schild mit der Aufschrift „Halt! Wer weitergeht, wird erschossen!" und 
halten jeden Fußgänger und jedes Gefährt an, um die Waffenabgabe zu erzwingen.
	        
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