Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/19. 
aus ihren Vertäuungen los und glitten wie mächtige Vögel 
in die offene See. Die Flotten von Kanada, von Australien, 
Neuseeland und Südafrika waren darunter vertreten. Von 
dem Admiral Aude wehten die Farben Frankreichs, von 
der New Pork das Sternenbanner der Union. Überwälti 
gend aber war vor allem die Macht Englands'. 
Gegen halb zehn Uhr tauchten, von einem englischen 
leichten Kreuzergeschwader geführt, die Silhouetten der 
ersten deutschen Schiffe aus dem leichten Nebelschleier auf, 
der der kalten Wintersonne nicht weichen wollte und 
nur acht bis neun Kilometer Fernsicht erlaubte. Langsam 
kamen sie näher, denn aus Mangel an Feuerung vermochten 
sie nur mit 12 Knoten zu fahren-. Man sah auf ihren Masten 
die schwarz-weiß-roteu Fahnen mit dem Eisernen Kreuz. 
Ein englisches Luftschiff flog über ihnen. Der englische 
Kreuzer Cardiff fuhr an ihrer Spitze und führte sie, wie ein 
kleiner Elrich eine Schar von Leviathans. So rückten sie 
zwischen die englischen Linien ein. Zuerst kamen die Schlacht 
kreuzer; voran der SeydlU der bei Jütland mitgefochten, 
mit dem Breitwimpel des Kommodores Taegert; hinter 
bei Jütland hochMbgen. Die englischen Mannschaften 
grüßten sie Und ihren Führer mit ddnüerndeüt Jubele # 
Zum Schlüsse traten- geführt von Castor, noch die 
49 besten deutschen Zerstörer aus dem Mbel hervor, von 
löO britischen Zerstörern umgeben. Flottille Hintex Flottille!, 
in fehlerloser Ordnung. Die. Fläche; die sie einnahmen, 
war so groß, daß ihre Spitze schon wieder im Dunst ver 
schwand-, ehe ihr Ende sichtbar wurde; sie bildeten allein 
eine furchtbare Armada. So glitten die gewaltige gefangene 
Flotte und die gewaltigere, die sie nun einschloß, langsam, 
gleich einem schweren Trauerzug, wieder Zudein Ankers 
platz vor der Maieninsel, dem kleinen F^lseUenänd mitten 
im Firth of Forth; dä gingen die deutschen Schiffe mit 
ihren Wächtern vor Anker. Die übrige Große Flotte fuhr 
an ihnen vorbei zu den Stationen zurück, von denen sie 
morgens ausgelaufen war. Gegen Mittag war sie schon 
wieder an ihrem Platz. Um vier Uhr nachmittags riefen die 
Pfeifen auf der Königin Elisabeth alle Mann auf Deck 
um Sir David Beatty. Die Hörner bliesen das Signal 
„Sonnenuntergang". Alle Mann wandten sich Zur britischen 
Deutsche U-Boote werden nach Harwich gebracht. 
Nach einer Orig inalzeichnung von Professor Willy Stöwer. 
iljtn Moltie und Hindenburg, Derfflinger und von der Tann 
— auf ihren Namen der Kriegsruhm dreier Jahrhunderte. 
Nechts und lints geleiteten sie der Fearleß und die Blonde. 
Ihnen folgten, musterhaft wie im Manöver, die neun 
stärksten Schlachtschiffe der deutschen Flotte: die 5 Dread 
noughts der Kaiserklasse: Kaiser und Kaiserin, Prinz 
regent Luitpold, König Albert und Friedrich der Große 
mit der Flagge des Konteradmirals v. Reuter» der das 
ganze Geschwader befehligte, dann die Bayern, als letzt 
vollendetes Eroßkampfschiff mit 28 000 Tonnen Wasser 
verdrängung und acht 30-om-Geschützen in ihren vier- 
mächtigen Türmen. Dann der Markgraf, der Große Kur 
fürst und Kronprinz Wilhelm. Als ihre Wächter wieder King 
Orry und Phaeton. Und dann die 7 leichten Kreuzer": 
Karlsruhe mit dem Breitwimpel des Kommodores Harder, 
Frankfurt, Emden» Nürnberg, Köln, Bremse und Brummer, 
vou der Boadicea geführt. Kein Salut grüßte sie, kein Ruf 
scholl ihnen entgegen. Schweigend setzten sich die englischen 
Schlachtschiffe je zwei und zwei neben ihnen in Fahrt. 
Als sie an der Queen Elizabeth vorbeikamen, auf der 
Admiral Beatty den Vorbeiinarsch abnahnr, wurde auf 
deren Piek die zerfetzte Flagge des Lion aus der Schlacht 
Flagge und grüßten sie.' Im selben Augenblick sanken aus 
Beattys Befehl auf den 70 deutschen Schiffen, die draußen 
im Nebel lagen, die deutschen Fahnen, um sich nie wieder 
zu erheben. Dies war das Ende der kaiserlich deutschen 
Flotte. ^ —-— 
Der Rückzug der Armee Mackensens. 
Von Friedrich Wencker. 
/ (Hierzu das Bild Seite 896/397.) 
^! 6 ® n r ö - e September 1918 plötzlich wieder Leben in 
dre bis dahin so stille mazedonische Front kam und die 
feindliche Orientarmee in dem Abschnitt zwischen Doiran- 
see und Monastir zum Angriff auf die bulgarischen Stel 
lungen überging, dachte wohl niemand, daß diese Offensive 
ern Wendepunkt des Krieges werden könnte und die Mittel 
mächte zur Aufgabe ihrer gesamten Balkanfront zwingen 
werde. Schon die ersten Angriffe der fast ohne Artillerie 
vorbereitung vorbrechenden Franzosen und Serben schlugen 
eine breite Bresche in me bulgarischen Linien, die dadurch 
in der Mitte Zerrissen wurden. Diesem Anfangserfolg, der 
zunächst nur örtlicher Natux Mwund^ei kräftiger Gegen-
	        
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