Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Die Geschichte des Weltkrieges 1914/18 
<Fortsetz«,ig.> 
An der Westfront setzten die Feinde ihre opferreichen 
Angriffe fort. Die Durchbruchsversuche in der Woche vor 
dem 27. Oktober waren blutig gescheitert, und der Abbau 
der deutschen Linien und die Rückverlegung der Vorräte 
konnten in verhältnismäßiger Ruhe und Sicherheit weiter 
durchgeführt werden. Doch Foch wußte zu gut, daß er 
seinen Gegnern keine Ruhe gönnen durfte. Deshalb ließ 
er am 27. Oktober neue Stöße ausführen, die sich gegen 
die deutsche Mitte richteten. Die dort stehenden deutschen 
Truppen waren aber während der Nacht aus dem vor 
springenden Stellungsbogen zwischen Origny und La Före 
m die Linie westlich von Guise und östlich von Cröcy an 
der Serre zurückgezogen worden. So rannten nun die 
feindlichen Panzerwagen gegen die neuen deutschen Linien 
südlich von Guise an. In dem vernichtenden Abwehrfeuer 
der Angegriffenen zersplitterte das Unternehmen jedoch 
sehr verlustreich; auch eine größere Anzahl Panzerwagen 
ging verloren. 
Zwischen Froidmontund Pierrepont (siehe Bild Seite294) 
bemühte sich der Feind in den frühen Morgenstunden wie 
der besonders, die deutschen Linien zu erschüttern. 
Die kleinen Dörfer Vesles und Pierrepont lagen im 
Vorgelände einer württembergischen Division» und zwar 
so, daß die Vorposten eine kühne Schützenkette vor diesen 
Dörfern zogen Der breite Sumpfstreifen, der vor Vesles 
liegt und Pierrepont einschließt, war ein natürliches Front 
hindernis. Um dieses Hindernis nach Möglichkeit auszu 
schalten, hatte der Gegner bereits am 23. und 24. Oktober 
örtliche Angriffe gemacht, durch die es ihm gelang, die Vor 
posten so weit zurückzudrängen, daß er seine Sturmtruppen 
an den schilfdurchwachsenen Sumpfgebüschen vor den 
deutschen Linien bereitstellen konnte. Seinen ursprünglichen 
Plan» bereits in den vorbereitenden Angriffen über den 
Sumpf hinauszukommen, hatte er dank der Zähigkeit der 
schwäbischen Vorposten aufgeben müssen. Immerhin hatten 
diese Ei>,leitungskämpfe an die Kraft urd Standhaftigkeit 
der schon lange im GZecht stehenden Württemberger er 
hebliche Anforderungen gestellt. 
Das im Nebel am 25. Oktober morgens losbrechende 
Trommelfeuer schlug in die Dächer von Vesles und Pierre 
pont ein, lief über die Ebene den kahlen Hügel hinan, auf 
dem beherrschend in der Art einer Burg die Caumontferme 
lag, schlug die noch erhaltenen Gebäude in kaum einer 
Stunde völlig zusammen und raste wieder talwärts bis in 
das Dorf Autremencourt, das nach aufgefundenen Befehlen 
als erster Erfolg eines auf Durchbruch zielenden Angriffes 
fallen sollte. Zu 7 Bataillonen hintereinander gestaffelt, 
in dichten Haufen, gedeckt durch Nebel und durch die schwarze 
Wand der lückenlos einherstampfenden Feuerwalze, brachen 
die Franzosen aller Hautfarben durch den Sumpf nach 
Vesles und Pierrepont vor, voraus die Neger aus Mar 
tinique als würdige Sturmböcke der Kultur. Die deutschen 
Vorposten leisteten bis auf den letzten Schritt Widerstand. 
Daß die Neger aus Martinique auch Verwundete erschlugen, 
kann als barbarische Kriegführung festgehalten werden. 
In dichten Wellen versuchte nun der Feind, den kleinen 
Hügel hinan die Caumontferme zu erstürmen, aber die 
deutschen Batterien (siehe die Bilder Seite 290) waren wach 
sam und feuerten in direktem Schuß in die stürmenden Hau 
fen. Deutsche Maschinengewehre (siehe untenstehendes Bild) 
zischten den Abhang hinab, so daß den Anstürmenden Mut und 
Atem ausging. Die deutschen Reserven (siehe Bild Seite 291) 
aber traten fast automatisch zum Gegenangriff an und 
warfen den Feind bis an die Häuser im Norden von Vesles 
zurück, wo im hin und her wogenden Handgemenge der 
Kampf bis zum nächsten Morgen stehen blieb. Ein Tags 
darauf angesetzter deutscher Gegenangriff mit dem Ziel, den 
Feind aus Vesles zu vertreiben, traf mit einem Angriff 
vorbrechender frischer französischer Regimenter zusammen 
und erstickte diesen. Ebenso mißglückten weitere Stürme 
des Gegners. Auch am 27. Oktober früh hatte der Versuch 
des Feindes, vorzukommen, keinen Erfolg. 
An den nächsten Tagen ließ die Angriffslust der Fran 
zosen etwas nach, dagegen waren in Flandern wieder starke 
englische Streitkiäfte auf der ganzen Schlachterlinie tätig. 
Bei Farmars drangen sie am 28. Oktober in die deutschen 
Phot. Bild-- und Film-Amt. 
37 
IX Band 
Deutsche Kavallerieschützen mit Maschinengewehr.
	        
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