Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
als die zweite Note Wilsons, so ließ sie doch erkennen, für 
wie bedrängt die Feinde die Lage Deutschlands ansahen. 
Den Waffenstillstandsvorschlag wollte Wilson den Ver 
bündeten zur Erwägung unterbreiten mit dem Anheim 
stellen, falls sie bereit wären, den Frieden zu den ange 
gebenen Bedingungen und Grundsätzen herbeizuführen» die 
militärischen Ratgeber der Verbandsmächte mit der Fest 
setzung der Waffenstillstandsbedingungen zu beauftragen. 
Deutschland sollte einfach annehmen, was seine Gegner 
beschließen würden. Nach Wilsons Andeutungen lag die Ab 
sicht vor, die Deutschen der Möglichkeit zur Wiederaufnahme 
der Feindseligkeiten zu berauben, wenn die Friedensver 
handlungen zu keinem für sie annehmbaren Abschluß ge 
langen würden. Daneben wurde in Aussicht gestellt, daß 
die Übergabe verlangt werden müsse, wenn die ameri 
kanische Regierung jetzt oder später mit den gegenwärtigen 
deutschen militärischen und monarchischen Machthabern zu 
verhandeln haben würde. DaS bedeutete das Verlangen 
weiterer Verfassungsänderungen. 
Doch schon vor dem Eintreffen der amerikanischen Note 
hatte die deutsche Regierung von sich aus weitere Ver 
fassungsänderungen in die Wege geleitet. Dem Reichstage 
waren bereits Vorschläge unterbreitet worden, die die 
bisher dem Kaiser zugestandene unbeschränkte Kommando 
gewalt über Heer und Flotte in den Verantwortlichkeits- 
bereich des Reichskanzlers einbezogen. Damit sollte eine 
einheitliche Politik nach innen und außen verbürgt werden. 
Die verschiedenen Verfassungsänderungen verliefen nicht 
ohne große Bewegung im Volke. So genügte es einem elsaß- 
lothringischen Vertreter nicht mehr, daß Elsaß-Lothringen die 
Deutsche und polnische Sprachgebiete in den 
Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Posen 
und Schlesien. 
Selbstregierung erhalten sollte und 
ein Elsässer Statthalter, ein anderer 
Staatssekretär von Elsaß-Lothringen 
und außerdem ein Offizier elsässischer 
Herkunft Kriegsminister geworden 
war. Der Abgeordnete bezeichnete 
die elsaß-lothringische Frage infolge 
der Annahme der vierzehn Punkte 
Wilsons durchdie neue deutsche Regie 
rung als „international", verkündete 
die Unterwerfung Elsaß-Lothringens 
unter den Spruch der Friedenskon 
ferenz und bemerkte, daß sich nach 
seinem Wunsch und Gefühl die El 
sässer und Lothringer auf Grund 
des Selbstbestimmungsrechtes Frank 
reich anschließen würden. Diese 
Rede erweckte sogar unter der 
Bevölkerung der Reichslande Be 
fremden, da es sich doch gezeigt 
hatte, daß die Regierung bestrebt 
war, den Wünschen der Landes 
bewohner (siehe die nebenstehende 
Karte) im weitesten Maße Rech 
nung zu tragen. 
Ein Däne verlangte für einen 
Teil Nordschleswigs das Selbstbe 
stimmungsrecht, worunter die Tren 
nung von Deutschland verstanden 
werden sollte, und suchte seine An 
sprüche mit dem Prager Vertrage 
zu begründen, der aber durch neuere 
diplomatische Vorgänge längst über 
holt war. 
Am wildesten gebärdeten sich die 
Polen, die zur Zeit der deutschen 
Siege stets ihre Bereitwilligkeit zur 
nationalen Mitarbeit bekundet und 
sogar eine polnische Partei der natio- 
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Die Verbreitung der deutschen und französischen Sprache in Elsaß-Lothringen.
	        
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