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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18.
als die zweite Note Wilsons, so ließ sie doch erkennen, für
wie bedrängt die Feinde die Lage Deutschlands ansahen.
Den Waffenstillstandsvorschlag wollte Wilson den Ver
bündeten zur Erwägung unterbreiten mit dem Anheim
stellen, falls sie bereit wären, den Frieden zu den ange
gebenen Bedingungen und Grundsätzen herbeizuführen» die
militärischen Ratgeber der Verbandsmächte mit der Fest
setzung der Waffenstillstandsbedingungen zu beauftragen.
Deutschland sollte einfach annehmen, was seine Gegner
beschließen würden. Nach Wilsons Andeutungen lag die Ab
sicht vor, die Deutschen der Möglichkeit zur Wiederaufnahme
der Feindseligkeiten zu berauben, wenn die Friedensver
handlungen zu keinem für sie annehmbaren Abschluß ge
langen würden. Daneben wurde in Aussicht gestellt, daß
die Übergabe verlangt werden müsse, wenn die ameri
kanische Regierung jetzt oder später mit den gegenwärtigen
deutschen militärischen und monarchischen Machthabern zu
verhandeln haben würde. DaS bedeutete das Verlangen
weiterer Verfassungsänderungen.
Doch schon vor dem Eintreffen der amerikanischen Note
hatte die deutsche Regierung von sich aus weitere Ver
fassungsänderungen in die Wege geleitet. Dem Reichstage
waren bereits Vorschläge unterbreitet worden, die die
bisher dem Kaiser zugestandene unbeschränkte Kommando
gewalt über Heer und Flotte in den Verantwortlichkeits-
bereich des Reichskanzlers einbezogen. Damit sollte eine
einheitliche Politik nach innen und außen verbürgt werden.
Die verschiedenen Verfassungsänderungen verliefen nicht
ohne große Bewegung im Volke. So genügte es einem elsaß-
lothringischen Vertreter nicht mehr, daß Elsaß-Lothringen die
Deutsche und polnische Sprachgebiete in den
Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Posen
und Schlesien.
Selbstregierung erhalten sollte und
ein Elsässer Statthalter, ein anderer
Staatssekretär von Elsaß-Lothringen
und außerdem ein Offizier elsässischer
Herkunft Kriegsminister geworden
war. Der Abgeordnete bezeichnete
die elsaß-lothringische Frage infolge
der Annahme der vierzehn Punkte
Wilsons durchdie neue deutsche Regie
rung als „international", verkündete
die Unterwerfung Elsaß-Lothringens
unter den Spruch der Friedenskon
ferenz und bemerkte, daß sich nach
seinem Wunsch und Gefühl die El
sässer und Lothringer auf Grund
des Selbstbestimmungsrechtes Frank
reich anschließen würden. Diese
Rede erweckte sogar unter der
Bevölkerung der Reichslande Be
fremden, da es sich doch gezeigt
hatte, daß die Regierung bestrebt
war, den Wünschen der Landes
bewohner (siehe die nebenstehende
Karte) im weitesten Maße Rech
nung zu tragen.
Ein Däne verlangte für einen
Teil Nordschleswigs das Selbstbe
stimmungsrecht, worunter die Tren
nung von Deutschland verstanden
werden sollte, und suchte seine An
sprüche mit dem Prager Vertrage
zu begründen, der aber durch neuere
diplomatische Vorgänge längst über
holt war.
Am wildesten gebärdeten sich die
Polen, die zur Zeit der deutschen
Siege stets ihre Bereitwilligkeit zur
nationalen Mitarbeit bekundet und
sogar eine polnische Partei der natio-
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Die Verbreitung der deutschen und französischen Sprache in Elsaß-Lothringen.