Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
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im Flugzeug zu kämpfen hat, Luftkampf und Flak, Böen 
und Motorlärm, gibt es gar manches verstümmelte Signal. 
Was von der Empfangstation dem Flugzeug mitzuteilen 
ist (Feuerbereitschaft, Beginn des Wirkungschießens, Ziel- 
wechsel und dergleichen», geschieht alles mit Hilfe der Tuch 
zeichen. — Das hört sich nun so leicht an, aber es gibt da 
recht gewaltige Unterschiede. Waren unsere Funker in der 
Sommerfrische oder Winterpracht des Kleinen Belchen 
dem Himmel nahe, so konnten sie sich im Sumpf von 
Flandern oder in der Sommeschlacht in der Hölle glauben. 
Wie oft war da der schöne Unterstand zertrommelt oder 
der Luftdraht zerrissen und mußte im wilden Feuer wieder 
geflickt werden, wie manchen hat beim Auslegen der Tuch 
zeichen das tückische Geschoß erreicht, wie oft war der Fern 
sprecher zur Artillerie unterbrochen und es hieß als Störungs 
sucher durch das Trommelfeuer eilen oder auf andere Ver 
bindung, zum Beispiel durch Blinklampen, sinnen; und 
welches Höllenkonzert spielte sich im Fernhörer ab, je mehr 
Funkenstationen auf dem Gefechtsfelde ein, die nur über 
Land verkehrten. Aber unser Existenzkampf erlaubt uns 
nicht den Luxus von zweierlei Funkern und Stationen. 
Dieselben Stationen müssen den Verkehr über Land und 
mit dem Flugzeug durchführen können. Das wird dann 
das Ende des „Fliegerfunkers" bei den Stationen auf der 
Erde bedeuten. In der Luft aber wird sich der Flieger 
immer mehr der FT. bedienen, je mehr sich das Gerät 
vervollkommnet, denn die FT.ist die „Sprache des Fliegers". 
Englische Lügen. 
(Hierzu die Bilder Seite 11 unb 15.) 
In einer auffallend heftigen Preßhetze beschuldigen uns 
die Engländer wieder einmal des Bombenangriffs auf 
englische Lazarette. Nachdem endlich im englischen Unter 
haus als Ort des Bombenangriffs Etaples genannt worden 
ist, sind wir in der Lage, durch einwandfreie Fliegerauf- 
Englische Lügen. 
Deutsche Fliegeraufnahme desselben Lagers vom 27. Mai 1918, nachdem es inzwischen Rote-Kreuz-Abzeichen erhalten hat. 
die Funkentelegraphie im Eroßkampf Verbreitung fand. 
Aber „der gute Funker läßt sich nicht stören", er weih, 
daß von seinem zuverlässigen Arbeiten das sichere Schießen 
der Artillerie und damit das Standhalten oder der An 
griffserfolg der braven Infanterie und das Leben von 
Hunderten seiner Kameraden abhängt. 
Im Laufe der Zeit hat sich die FT. auch gewaltig 
vervollkommnet. Es gelang, auch im Flugzeug Morse 
zeichen zu empfangen und damit vom einseitigen zum 
Wechselverkehr zwischen dem Flugzeug und der Empfang- 
- stelle auf der Erde überzugehen und das lästige Auslegen 
und Beobachten der Tuchzeichen wegfallen zu lassen. Aber 
dadurch wurde der FT.-Verkehr noch mehr belastet, und 
es traten noch mehr Störungen auf. Man hat daher für 
viele Zwecke den einseitigen Verkehr beibehalten. — Neben 
die Artillerieflieger traten bald die Infanterieflieger, die 
die Wünsche der Infanterie und die Meldungen über deren 
Lage mittels FT. an Führung und Artillerie weitergeben 
mußten, weil alle Fernsprechleitungen zerschossen waren. 
Aus demselben Grunde richtete auch die Nachrichtentruppe 
nahmen die englische Meldung, daß es sich um einen be 
wußten Angriff auf gekennzeichnete Lazarette in Etaples 
gehandelt hätte, als bewußte Lüge zu entlarven. 
Das Bild auf Seite 14 ist eine Fliegeraufnahme von 
Etaples vom 21. Mai 1918, die nordöstlich von dein Orte ein 
umfangreiches Truppenlager zeigt. Keine der Baracken ist 
mit dem Roten Kreuz versehen, auch die sonst übliche Aus 
legung des Roten Kreuzes auf einem freien Platze innerhalb 
des Lagers ist nicht geschehen. Dies beweist, daß der zwei 
Tage vorher (19. Mai) erfolgte Angriff deutscher Bomben 
geschwader, als gegen ein bedeutendes Truppenlager ge 
richtet, vollkommen berechtigt war. Als aber am 27. Mai 
die Anlagen von Etaples wieder aufgenommen wurden 
(siehe obenstehendes Bild), zeigten sich im nördlichen Lager 
teil nicht weniger als siebenundzwanzig Rote Kreuze! 
Wir lassen dahingestellt, was die Engländer zu dieser nach 
träglichen Bezeichnung veranlaßt hat und ob sie es wirklich 
wagen, das Zeichen des Roten Kreuzes als Schutz militärischer 
Bauten zu mißbrauchen, wie es ihnen bei Truppen- und 
Munitionstransporten in Lazarettschiffen nachgewiesen ist.
	        
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